Aktuelles

26. September 2004

Eine Welt in Dresden

Eröffnungsrede von Prof.H.Haenchen zu den Interkulturellen Tagen in Dresden

Eine Welt in Dresden,
Wort zur Eröffnung der
Interkulturellen Tage vom 25.9. bis zum 3.Oktober 04 in Dresden von Prof.H.Haenchen

Meine Damen und Herren!

Die diesjährigen "Interkulturellen" Tage fallen mit dem Beginn einer neuen Legislaturperiode des Stadtparlaments zusammen. Auch mit der Wahl eines neuen Landesparlaments und nach diesem Ergebnis muß einem eine Überschrift der Interkulturellen Tage in den Sinn kommen: "Rassismus erkennen, Farbe bekennen". Der Rassismus der hier in das Parlament gewählt wurde, kann uns nur noch mehr auffordern, uns deutlich zu artikulieren. Wir sollten der Konfrontation nicht aus dem Weg gehen, sondern sie angehen und nicht wie die Politiker im Fernsehen am Wahlabend, die schweigend den Tisch der Diskussion verlassen, wenn ein NPD-Mitglied spricht, das ist zwar eine Demonstration, aber sie bringt uns nicht weiter. Wir brauchen die verbale und intellektuele Konfrontation und dazu gehört Mut und Kraft. Diese Kraft schöpfen wir aus der Kultur und dazu brauchen wir Tage wie die "Interkulturellen" und dazu brauchen wir Musikfestspiele, die sich demnächst mit der "Lust am Fremden" beschäftigen und ein Jahr später mit "Glauben". Was wären wir denn in Dresden ohne das Fremde: Pillnitz, Japanisches Palais, Meißner Porzellan usw.?
Es gibt Fremde, die kommen und gehen wieder. Sie haben keinen Einfluß auf den Gang der Dinge. Die Fremden, die kommen - und bleiben bringen uns den anderen Blick auf uns selbst und dafür sollten wir dankbar sein und diesen Vorteil auch für unser Zusammenleben nutzen. Eine Gesellschaft ohne "Fremde" und "Fremdes" ist eine Gesellschaft, die sich nicht weiter entwickelt. Tun wir alles, um das Fremde und die Fremden zu verstehen, befördern wir damit unsere Gesellschaft.
Der Forderung „Integrieren statt ignorieren“ können wir nur gerecht werden, wenn wir von den politischen Mehrheiten für diese Aktivitäten unterstützt und ausgerüstet werden. Die Zielsetzung "für friedliches, rassismus- und diskriminierungsfreies Zusammenleben" können wir nur Wirklichkeit werden lassen, wenn wir mit den Mitteln der Kultur - und dazu gehören auch Glaubensfragen - uns auseinandersetzen.
Die Kultur hat die Wirkung der Integration, die Musik insbesondere, da sie Sprachbarrieren müheloser überwindet.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, der ich 16 Jahre im Ausland gewohnt und gearbeitet habe, wie es ist, "Fremder" zu sein. In einem Land, welches erklärtermaßen gegen keine Nation etwas sagen würde, aber gegen Deutsche darf man das, da gehört es (noch immer) "zum guten Ton". Inzwischen weiß dieses Land, daß ich als zunächst ungeliebter Ausländer mehr für das Land getan habe, als mancher Inländer und weiß mich als "Fremder" zu schätzen
Die kulturellen Veranstaltungen und die Vorträge und Diskussionen, das "Schmecken" fremder Kulturen, das hören orientalischer und afrikanischer Musik werden nicht bloß einen Hauch der großen Einen Welt nach Dresden holen, sie werden uns ein Stück näher zusammenbringen.

Schirmherr Oberbürgermeister Roßberg sagt in seinem Grußwort sehr schön: "wir sind gefordert, die Vielfältigkeit der anderen Kulturen zu akzeptieren, sie als Bereicherung zu sehen und den Umgang mit dem „Fremden“ als etwas Alltägliches zu begreifen. Integration ist unsere gemeinsame Aufgabe! Das klingt fast wie ein Vorwort für die nächsten Musikfestspiele mit dem Thema "Lust am Fremden". Wir entdecken ausgehend von Lissabon als Gaststadt die Welt und ihre Kulturen und ich bitte Sie, dies als eine Fortsetzung Ihres Gedankens zu sehen.
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