Aktuelles

10. Februar 2004

Dresden wählt Kultur

Ein Bündnis aller Bürger soll den weiteren Kulturabbau verhindern am Beispiel der Dresdner Musikfestspiele wird vorgerechnet, welchen ökonomischen Nutzen eine Kultureinrichtung bringen kann, wenn schon über Inhalte und ideellen Nutzen nicht mehr gesproch


Da die Stadt Dresden Ihre Begründung zur Auflösung der Dresdner Musikfestspiele nicht auf den ideellen Werten solcher Festspiele basiert, sondern die sich ausschließlich auf Zahlen bezieht, die nicht korrekt sind, muß ich leider auch ausschließlich mit Zahlen argumentieren, da künstlerische Argumente nicht gefragt sind. Die Zahlengrundlage stimmt aus zwei Gründen nicht: Ersten stimmt die Annahme nicht, daß die Bundesrepublik ihre Zuschüsse nach 2006 einstellt, dies wurde eindeutig von Frau Dr. Weiß dementiert und ebensowenig stimmt die Behauptung, daß das Land Sachsen seine Zahlungen auch einstellen wird. Dies wurde vom Ministerium ausdrücklich dementiert.
Schließlich stimmt auch die Einsparungszahl von 1.55 Mio Euro für 2007 nicht, da minimal 700.000 vertraglich abgesicherte Verpflichtungen vorliegen.

Einige wichtige Zahlen zu den Dresdner Musikfestspielen

1.) Die Dresdner Musikfestspiele hatten im Jahr 2003 die Rekordzahl von ca. 150.000 Besuchern. Es wurde damit(laut Magazin Focus) zum größten deutschen klassischen Musikfestival. Zahlende Besucherhatten wir 50.000. Die DMF verkauften davon 28617 Karten und die Eigenveranstaltungen waren mit 25.000 Karten verkauft worden. Diese Summe lag unter den Erwartungen, aber wie wir aus dem Verlauf des Verkaufes nachweisen können, kam der „Einbruch“ mit der Verkündung und dem Ausbruch des Irak-Krieges und der SARS - Epidemie. Der große Unterschied zwischen verkauften Karten und Gesamtbesuchern erklärt sich aus dem gemeinsam mit der Stadt abgestimmten Konzept, neues und junges Publikum an die klassische Musik heranzuführen und das Amateurschaffen in die Musikfestspiele einzubeziehen. Wie die Zahlen zeigen, hat sich das Konzept durch die Steigerung der kostenlosen Veranstaltungen auf 56 zuzüglich des zweitägigen Kultur&Markt und der dreitägigen Wagner-Wiese seinen ungewöhnlichen Aufschwung in den Besucherzahlen gegeben.
2.) Der Kartenverkauf gliedert sich in zwei Segmente:
- der Kartenverkauf durch Bestellschein
- der freie Kartenverkauf und der Internetkartenverkauf
Im ersten Segment, welches das kleinere, aber statistisch durch die Anzahl von 2263 Kunden absolut relevante Segment ist, haben wir Adressen und können genau feststellen, wo ein Besucher her kommt. Im zweiten Segment haben wir diese Angaben naturgemäß nicht in jedem Fall und können deswegen nur aus dem ersten Segment hochrechnen.
- laut Computer nachweisbare Zahlen sind:
Dresden(PLZ 01): 56%
Sachsen: 9%
Deutschland:29%
Ausland:6%
44 % kommen von außerhalb Dresdens

Hier ist anzumerken, das die DWT vor kurzer Zeit veröffentlich haben, daß es einen sprunghaften Zuwachs von Niederländischen Gästen im Jahr 2003 von + 30% gegeben hat. Die Auswirkungen unserer Strategie, jedes Jahr eine Europäische Hauptstadt – und 2003 war dies eben Amsterdam - in den Blickpunkt zu stellen, hat sich also ganz deutlich – und dies nicht nur während der Musikfestspiele – hervorragend ausgewirkt, denn die Musikfestspiele sind eben auch ein Multiplikationsfaktor.
- Eine genaue Feststellung der Hotelnutzungen durch Festspielbesucher ist komplizierter, doch durchaus nachweisbar: Der Direktor der IBIS-Hotels Herr Schneider hat seine Zahlen soeben mitgeteilt: Allein in seinem Hotel wurden 1.400 Übernachtungen spezieller Musikfestspiel-Gäste gezählt, die einen Umsatz von ca. 105.000 Euro ausmachen. Da nach unserer Einschätzung dies die größte Anzahl der nachweislich speziellen Gäste in einem einzigen Hotel ist, kann man davon bei sehr bescheidener Schätzung davon ausgehen, daß mindestens die fünffache Anzahl sich auf sämtliche anderen Hotels und Privatunterkünfte in Dresden verteilt. Wir haben also ganz minimal geschätzt 8.400 Übernachtungen für spezielle Musikfestspielgäste. Es geht also um einen Gesamtumsatz von ca. 1 Mio Euro. Aus den Hochrechnungen unserer Computerübersicht, besucht jeder spezielle Musikfestspielgast die DMF zu 2.8 Veranstaltungen. Wir können also davon ausgehen, daß wir in dieser Gruppe 23.520 Besucher haben. Dazu kommt eine Gruppe von Touristen, die die DMF besuchen, zu denen sie nicht ausdrücklich angereist sind. Diese Gruppe umfaßt ca. 42.500 Besucher.
Wenn man die Berechnung auf Grund unserer nachweisbaren Computerzahlen macht, ergibt sich ein noch ganz anderes Bild:
Allein die ausländischen Besucher 6% entspricht 9.000 Besucher und ganz tief von 1,5 Übernachtung pro Besucher als absolut denkbares Minimum ausgeht, dann ergibt sich allein daraus eine Summe von Übernachtungen von 13.500. Hinzu muß man – auch das absolute denkbare Minimum - angesetzt für deutsche Besucher außerhalb Sachsens im Durchschnitt von 0,5 Übernachtungen ausgehen.
Das ergibt weitere 21.750 Übernachtungen. Eine Gesamtkapazität also von (mindestens) 35.250 Übernachtungen, die im Zusammenhang mit den Musikfestspielen stehen, auch wenn diese naturgemäß nicht unter diesem Stichwort gebucht sind. Das entspricht einem Gesamtumsatz von 3.525.000 Euro
3.) Die Dresdner Musikfestspiele erhielten 2003 eine Unterstützung der Stadt
von 1.324.700 Euro. Dabei wurden die durch falsche Berechung der Stadt bei den Personalkosten fehlenden 144.000 Euro leider trotz mehrfacher Zusagen nie gezahlt und mußten also von der Einrichtung selbst aufgefangen werden.


4.) Wenn man die aus den Medien hinlänglich bekannten unabhängigen Untersuchungen in Zürich und Wien (die sich beide unabhängig voneinander auf Kulturinstitute beziehen, die sich wie die DMF auf mehr als 30% auswärtige Gäste beziehen) dann muss man bei 2 Mio Subvention (alle Zahlen beziehen sich auf 2003) die Subventionssumme mit 1.15 multiplizieren.(Dies sind die rückfliesenden Einnahmen pro Subventionseuro)
Das ergibt einen Betrag von
2.300.000
Das Land Sachsen gibt 345.000
Der Bund 335.000
Kartenverkauf 537.000
Sponsoren und Drittmittel 630.000
Gesamtbetrag 4.147.000

Von diesem Betrag muss man
den Subventions-Betrag der
Stadt Dresden 1.324.700
wieder abziehen
und ebenso die Beträge der
Künstlergagen die nicht in
Dresden bleiben, obwohl
natürlich durch den Aufenthalt hier
auch Gelder in der Stadt bleiben
die nicht berechnet wurden.
882.600
Es bleiben in der Stadt
Dresden 1.939.700
als ökonomisch wirksame Geldmittel. Weit mehr also, als die Stadt für die DM ausgibt.

Gern möchte ich darauf hinweisen, daß die DMF eine Kosten-Nutzung-Effektivität von 39% haben und damit die Semperoper, die für ihre 30% sehr gelobt wurde und deswegen auch mehr Geld bekommen wird, weit übersteigt.

So kann nur jeder zu dem Schluß kommen, daß die Schließung oder Reduzierung der Mittel für die DMF für die Stadt neben dem nicht bezifferbaren ideellen Verlust einen sehr großen ökonomischen Verlust bedeuten. In einer Entscheidung für die Ansiedlung einer neuen Ballett-Compagnie in Hellerau hat die Stadt bewiesen, daß solche weit in die Zukunft denkenden Beschlüsse möglich sind. Ich vertraue darauf, daß dies auch für die Dresdner Musikfestspiele geschehen wird, denn die vorliegenden Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

Ich darf noch erwähnen, daß die Dresdner Musikfestspiele allein in dem Zeitraum von 1995-2004 ca. 150 Choraufführungen von Dresdner Chören hatten, ca. 30 Dresdner Orchester und Ensembles (außerhalb der bekannten großen Orchester) und über 40 prominenten (alle kleineren Auftritte nicht mitgerechnet) Dresdner Solisten ein Podium gegeben haben, bzw.werden.





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