Opera

Dresdner Neueste Nachrichten, 29. July 2017
klare Musik, unklare Inszenierung
..."Sphärisches Vibirieren, die Geigen schwingen sich in fast erhabene Ruhe: Die ersten Takte verlautbaren bereits: Hier passiert etwas Außergewöhnliches. Den „Parsifal“ der Bayreuther Festspiele dirigiert in diesem Jahr Wagner-Experte Hartmut Haenchen – dieses Mal so richtig. Tatsächlich war es der bislang letzte Skandal der Bayreuther Festspiele, die dieses Mal skandalfrei verliefen. Im vergangenen Jahr war Andris Nelsons zwei Wochen vor der Parsifal-Premiere aufgrund von „Unstimmigkeiten“ abgesprungen. Haenchen übernahm spontan. Nun ist Bayreuth nach eigenen Angaben sein neunter Parsifal, er wusste, worauf er sich einließ – und brachte sein eigenes Notenmaterial mit. Hatten die Musiker damals gerade einmal zwölf Tage Zeit, dieses einzustudieren – mit schon damals viel Lob von Publikum und Presse – so ist es in diesem Jahr umso mehr gefestigt: einleuchtend prägnant mit einer farbenreichen Dynamik und einem zügigen Tempo – mit drei Stunden und 55 Minuten fast eine Stunde schneller als die berühmte, weil eben auch längste Einspielung von Toscanini."..."Ein zwölfminütiger Applaus honoriert vor allem die Leistung der Sänger, des Chors und eben des Dirigenten Hartmut Haenchen. Es ist bedauerlich, dass er nur noch in diesem Jahr dirigiert – im nächsten soll ihn Semyon Bychkow ablösen." ...
Katharina Derlin
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