Opera

Amsterdamer Kulturbericht, 05. March 2004
Die musikalische Leitung lag in den bewährten Händen von Hartmut Haenchen und zeichnete sich, wie immer, durch ihr Brio aus: Es gab keine schleppenden Momente, und wenn die Musik einmal etwas weniger inspiriert klang, glich Haenchen das aus, indem er die Orchestergruppen miteinander ins Gespräch brachte, den Singstimmen über die Rhetorik der Zeit hinaus zu eigener Färbung half, Spannung und Rührung durch seine Dehnungen und Raffungen erzeugend. So wurde die Gattung "seria" auf ihren Grund hin durchsichtig gemacht: das griechische Tragödienmodell, und es wurde deutlich, dass es nicht zu wiederholen ist, sobald das Volk Anspruch und Stimme gewonnen hat und fragen darf, wie viele Hundert unschuldige Opfer auf einen geretteten König gehen. Die als harmlos bekannte Oper auch musikalisch einer so schneidenden Thematik zu öffnen, ist eine besondere Leistung. Langer Beifall.

Alexander von Bormann