Kammerorchester

Süddeutsche Zeitung, 29. Mai 2018
"...Der Kontrast zwischen dem Festlichen und dem freudig Wirbelnden in der Musik spiegelt die Mischung aus repräsentativer Klarheit und vielfältiger Ornamentik im von Giovanni Battista Tiepolo ausgestatteten Kaisersaal der Residenz. Auch weil Haenchen beides in scharfen Kontrast zueinander setzt, statt es in vorauseilender Harmonie zu verschmelzen. Der Dirigent gilt als einer der entschiedensten und erfahrensten Vertreter der historischen Aufführungspraxis. Obwohl er hier zum ersten Mal mit der Camerata musiziert, hat er dem im Stehen spielenden Ensemble offensichtlich im Nu seinen Stempel aufgedrückt. Er wählt bemerkenswert flexible Tempi, setzt auch ungewöhnliche Pausen, um die Divergenz der Elemente zu betonen. Dass gerade die Jupiter-Sinfonie auch von extremen Stimmungsschwankungen lebt, ist selten so deutlich geworden. Im Klang trennt Haenchen die Register klar, dringen die Bässe immer gegen die Oberstimmen, die Bläser gegen die Streicher durch. So wird eine Gleichberechtigung der Stimmen hörbar, die dem Geist der Aufklärung entspricht.
Michael Stallknecht
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