Kammerorchester

Der Tagesspiegel, 10. Juni 2001
Instrumentale Spitzentänze

Hartmut Haenchen und sein Kammerorchester in Luckau

Die Abende des von Hartmut Haenchen geleiteten Kammerorchesters "Carl Philipp Emanuel Bach" erfreuen sich im Schauspielhaus wie in der Philharmonie immer großer Anziehungskraft. Es sind eben nicht nur erlebnisreiche Konzerte, die Haenchen mit seiner Elitetruppe beschert, sondern auch ansteckend heitere, von den instrumentalen Spitzenleistungen geradezu tänzerisch beschwingte und genussreiche Abende. Da rieseln die Töne wie Flocken. Da geben musikantisches Vergnügen und launige Virtuosität den Ton an. Wenn Haenchen aus Amsterdam "herüberkommt", wo er seit 1986 am Dirigentenpult der renommierten Nierderländischen oper steht, dann geht in Berlin eine so produktive Arbeitsphase über die Bühne, dass schließlich beim Konzert ein piekfeines, allseits begeisterndes Musizieren stattfindet.

Darauf dürfen sich auch die Besucher seines Konzertes in Luckau freuen. Hartmut Haenchen, der 1999 für sein Dirigat von Wagners "Ring des Nibelungen" in Amsterdam mit dem "Prix d'amis" für die beste Interpretation ausgezeichnet und von der Königin der Niederlande zum "Ritter im Orden des niederländischen Löwen" geschlagen wurde und 2002 die Intendanz der Musikfestspiele in seiner Heimatstadt Dresden übernehmen wird, geht dabei keinesfalls nur mit mathematischer Präzision zu Werke. Er dirigiert immer mehr auch mit ruhiger Ausstrahlungskraft, einer Gelöstheit und einem Glücksgefühl, die darauf schließen lassen, dass zwischen ihm und dem sehr angesehenen Kammerorchester ein Höchstmaß an innerer musikalischer Übereinstimmung besteht. Da wird zwar nach allen Regeln der barocken Musizierkunst auf modernen Instrumenten gespielt, von historisierender Künstlichkeit ist bei soviel musikalischer Vitalität und Ausdrucksweite jedoch nichts zu spüren.

Eckart Schwinger