Kammerorchester

Wiesbadener Kurier, 22. Juli 2000
Rheingau Musik Festival: Kammermusik unter Hartmut Haenchen im Kloster Eberbach

Doch gelang dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach unter Hartmut Haenchen eine Interpretation von ergreifender Intensität. In holzschnittartiger Genauigkeit ließ Haenchen die vielfältige Thematik der konzisen Komposition ausmusizieren, verdeutlichte durch plastische Artikulation die Beziehungen der einzelnen Sätze, und spannte einen immensen musikalischen Bogen von der einleitenden Fuge bis zu ihrer Wiederaufnahme im letzten Teil.

Verblüffend transparent wirkte dabei der Gesamtklang des Orchesters: lupenrein die Intonation, ungemein differenziert die dynamische Gestaltung.

Dem "empfindsamen Stil" huldigte das Kammerorchester mit Carl Philipp Emanuel Bach dreisätziger Berliner Sinfonie G-Dur von 1758. Fließendes, pulsierendes Musizieren bestimmte die Wiedergabe, rhetorische Deutlichkeit zeichnete auch hier die Motivik aus. Und gerade diese Betonung musikalischer Klangrede zählt zu den Stärken dieses Orchesters, das trotz seiner modernen Instrumente ein hohes Maß an historischer Authentizität gewährleistet.

Das Charakteristische der allegorischen Figuren in Georg Philipp Telemann Orchestersuite "Hamburger Ebb und Fluth" wurde überzeugend verwirklicht, sei es die in Flötentöne gebettete Thetis, der stürmende Aeolus, oder aber die Gigue "Ebbe und Fluth", in der das Orchester mit nahtloser dynamischer Palette eine bildhafte Anschaulichkeit erzielte.

Friedhelm Eschenauer