Kammerorchester

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2003
Sturm und Drang, gemischt mit Experimentierlust: Den höfigen Zeitgeist seines Jahrhunderts hat Carl Philipp Emanuel Bach trotz ausgeprägter Sensoren für "Empfindsamkeit" oft bewusst verfehlt, und das an diesem Abend vorzüglich disponierte Kammerorchester legte unter der Leitung seines Chefs Hartmut Haenchen davon Zeugnis ab.

Die Gästen aus dem Nordosten schien die Aufführung nicht weniger Spaß zu bereiten als den Zuhörern, und obwohl die abendliche Kälte auf dem Klosterterrain ein allgemeines Frösteln verursachte, wünschte sich die Mehrheit eine Zugabe: Haenchen und seine Musiker entschieden sich für "Playful Pizzicato" aus der "Simple Symphony" Op. 4 (1934) von Benjamin Britten.

Begonnen hatte der musikalisch angenehme Abend mit der Orchestersuite C-Dur TWV 55:C3 ("Hamburger Ebb und Fluth") von Georg Philipp Telemann. Mit einer brennend intensiven Interpretation der von Rudolf Barschai für Streichorchester eingerichteten Kammersinfonie c-moll op. 110 a von Dmitri Schostakowitsch (nach dessen Streichquartett Nr. 8) sorgten die Musiker auch für einen dramatisch ernsten Kontrast.

Harald Budweg