Kammerorchester

Der Tagesspiegel, 20. März 1996
Aufgekratzt

Hartmut Haenchen mit seinem Kammerorchester im Schauspielhaus

Unter der überaus animierenden Leitung von Hartmut Haenchen wurden wir mit einem nicht uninteressanten, doch etwas disparaten Werk bekannt gemacht. Da begegnen bisweilen hohe Empfindsamkeit und Eleganz, auch bisweilen mancher eigenwillige, aufgestachelte Zug.

Auch in diesem Haenchen-Konzert gab es eine der genialen "frühen" Haydn-Sinfonien. Diesmal wurde von dem Amsterdamer Chefdirigenten die d-moll-Sinfonie "Lamentatione" zum einen in schwebender Leichtigkeit, zum andern in puncto Tempi und klangsprachlicher Pointierung mit äußerster Spannung musiziert.

Bei Schuberts 5. Sinfonie überraschte ein rundum entschlackter, kammermusikalischer aufgehellter Musizierstil, gefiel mach neue poetische Nuance, ein unaufdringlicher Klangzauberei. Auch bei diesem Werk verkam nichts zur Beiläufigkeit, wurden die Sätze obendrein gedanklich dicht verzahnt, beeindruckten auch dabei die geistreiche Spiellust ebenso wie der blitzsaubere Klangstil. Auch da kam viel Freude auf.

Eckart Schwinger