Opern

Süddeutsche Zeitung, 29. Januar 2011
Traummusik mit Schäferhund

Oper in Brüssel: Wie der Bildertheatermagier Romeo Castellucci Richard Wagners "Parsifal" als radikale Lebenssinnsuche deutet und Dirigent Hartmut Haenchen nie undeutlich wabert
Keine Lanze, kein Gral, kein psychochristliches Mysterium

... Das funktioniert, solange die Musiker Übergroßes leisten. Dafür ist in Brüssel Dirigent Hartmut Haenchen zuständig. In Deutschland nie so richtig beachtet, war er jahrelang Chef der Amsterdamer Oper und reifte dort zu einem der großen Meister. Sein "Parsifal" ist mit drei Stunden vierzig Minuten sehr schnell, wirkt aber nie gehetzt. Sondern klar konturiert, nie sentimental, nie wabernd undeutlich. Die beiden von menschlichen Leidenschaften unberührten Außenakte gelingen Haenchen wie Artefakte des Göttlichen. Klar der Fluss, delikat die Klangfarbenabstufung, wunderbar die Einbettung der dunklen strahlenden Blechbläser in einen irisierenden Streicherklang, der so gar nichts Jenseitiges hat, sondern ein real mögliches Paradies auf Erden beschreibt....
Reinhard J. Brembeck