Opern

Münchner Merkur, 26. Juli 2016
Die Bayreuther Festspiele eröffnen mit ... einem Triumph für Dirigent Haenchen.

"Es gibt, die Aussage sei gewagt, derzeit wohl keinen besseren aufführungspraktischen Experten für Richard selig. Und jetzt erst Bayreuth? Der Triumph, den der gebürtige Dresdner bei der Eröffnung der Festspiele eingefahren hat, bei denen er für Andris Nelsons beim „Parsifal“ eingesprungen ist, der ist eine späte Genugtuung. Zwei Orchesterproben, dann die wenigen Bühnenproben, mehr war nicht drin. Und doch begegnet einem hier, an der Weihestätte des Meisters, der seinen „Parsifal“ in diese Akustik ja hineinkomponierte, ein Novum.
Das soll Wagner auch komponiert haben?
... ein Klangbild, so durchlüftet, als sei der Grabendeckel ein Stück geöffnet worden. Dazu eine Eleganz der Agogik, einen Schwung, eine Natürlichkeit in der Detailbehandlung. Und es gibt Momente, Bläsermischungen und gegenläufige, behutsam hervorgehobene Linien, bei denen sogar der Vielhörer stutzt: Das soll Wagner auch komponiert haben?
Haenchen ist schnell, dirigiert den „Parsifal“ wirklich als Konversationsstück, gönnt sich aber auch große Momente – und schafft das Paradox. In einer Stunde, vierzig Minuten zum Beispiel ist der erste Aufzug vorbei, und trotzdem wurde viel mehr untergebracht im Vergleich etwa zu Levine und seinen zwei Stunden, fünf Minuten. ...
Eine erfüllte, nie gehetzte Deutung, das ist das eigentliche Ereignis dieser Eröffnungspremiere, die doch unter so vielen Sternen, vor allem den dunklen, stand.

Ganze Rezension