Opern

www.rentnerblog.com, 21. August 2016
..."Maestro Haenchen durfte deshalb keine weitere Zeit verlieren, weswegen er von früh bis Mitternacht probte. Insgesamt absolvierte er in dieser relativ kurzen Zeit zwei Orchesterproben, zwei Bühnenproben mit Orchester für den ersten Aufzug, je eine für den zweiten und dritten Aufzug, eine Korrekturprobe sowie Hauptprobe und Generalprobe. Hinzu kamen weitere Proben mit dem Chor sowie den Solisten, letzteres auch noch nach der Generalprobe. Dabei blieb Haenchen werktreu - buchstäblich bis zum letzten Halbton. Dafür ein Beispiel: im dritten Aufzug, Takt 1068, spielte ein Teil des Orchesters ein C, der andere ein Cis. Als man sich nicht einigen konnte, ging der Dirigent ins Wagner-Archiv, studierte dort die Uraufführungspartitur und stellte fest, dass man in Bayreuth an dieser Stelle ein Cis intonieren sollte. Der Streit war geschlichtet. Ob es viele im Publikum gehört hätten, mag bezweifelt werden. Als Orchesterleiter hat man allerdings im Graben des Festspielhauses auch den schlechtesten Platz; man kann oft nur ahnen, wie die Musik im Saal ankommt. Gewisse Freiheiten nehmen sich die Dirigenten nur bei den Tempi. So hat Haenchen den Parsifal wesentlich schneller dirigiert als sein Vorgänger Arturo Toscanini. Zum Schluss erhielt der Maestro - im Gegensatz zu seinem Regiekollegen Uwe Laufenberg - vom Premierenpublikum und den allermeisten Kritikern rauschenden Beifall. Im Sinne von Parsifal war er zum "Erlöser" geworden."...
Willy Marth
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