Opern

Opernwelt, 01. Mai 2017
"...Denn sobald dieser Forschergeist den Taktstock führt, sobald er die hart erarbeiteten Erkenntnisse in Klang transformiert, hat man alle Philologie, alle Treuebekenntnisse zu Schöpferabsichten und «authentischer» Werkgestalt im Nu vergessen. Mitgerissen von einer musikantischen Wucht, die so triftig durchdacht ist, dass man ihr den langen Anlauf, die Anstrengung nicht anmerkt. Der Effekt: eine wie aus dem Augenblick gewonnene, natürliche Verausgabung, als glühe die Hitze des Hasses, der Rache, tödlicher Affekte zum ersten Mal. Jedes Wort, das Elena Pankratova, die atemraubende Elektra, ihrer taumelnden Mutter Klytämnestra (klirrend außer sich: Lioba Braun) ins Gesicht speit, ist zu verstehen, zittert, tänzelt, bebt, brennt sich ein mit elementarer Gewalt. Dabei gerät kein einziger Ton zum Ausrufezeichen, kein Ausbruch zum bloßen vokalen Kraftakt. Auch darauf hat Hartmut Haenchen penibel geachtet, ist sofort bei den Solisten (und den aus dem Off singenden Choristen), wenn jemand im strudelnden Strom unterzugehen droht...."
Albrecht Thiemann
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