Opern

NRC Handelsblad, 04. Oktober 1999
Hartmut Haenchen hat die Partitur deutlich verkürzt: Nahezu alle Ballettmusiken sind herausgenommen und auch vokale Teile sind gestrichen. Die Vorstellung, in der man idealerweise die Callas in der Titelrolle sehen möchte, umfaßt nun nur den Kern des Dramas. Mit einem der Callas vergleichbaren Einsatz dirigiert Haenchen auch Glucks sparsam gespannte Musik mit dem Niederländischen Kammerorchester, sodaß man hier von einem barocken "Verismo" sprechen kann, einem Realismus in der Oper, der erst ein Jahrhundert später kam. Diese Musik von der klagenden Ouverture bis zum ergreifenden "Divintés du Styx" machte großen Eindruck (...) Haenchens Kürzungen in der Partitur sind besonders bemerkenswert, da "Alceste" die legendäre Reformoper von Gluck ist. Er strich alles Überflüssige und gab den Sängern keine Gelegenheit um nach Gutdünken zu glänzen, sondern unterwarf sie dem Willen des Komponisten.

Kasper Jansen