Opern

de Volkskrant, 05. Mai 2003
Geharnischte Oper über den Schmerz, den man sich gegenseitig zufügen kann

Obwohl die unzähligen Interpreten und Agierenden der vertrackten Zimmermannschen Musik Stück für Stück gerecht werden, haben zwei Künstler eine wahr- und heldenhafte Meisterleistung vollbracht: Claudia Barainsky (Marie), die sowohl den gefühlvollen Ergüssen als auch den hysterischen Zickzackkoloraturen flamboyant Gestalt verleiht, und Dirigent Hartmut Heanchen, der das Nederlands Philharmonisch Orkest mit eiserner Konzentration und Disziplin durch die Noten lotst. Denn die treibende Kraft hinter dem Drama ist unbestreitbar Zimmermanns gehaltvolle Partitur, in der die aufrüttelnden orchestralen Entladungen hinter den Passagen mit feingeschliffenen, nunacierten Klangfarben zurückbleiben. Was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass die Schlussszene, in der man von allen Seiten über Lautsprecher mit einer Collage aus Stiefelgestampfe, Motorengetöse und verzweifeltem Gebrüll bedrängt wird, seine Wirkung auf den Zuschauer - gleich einem Schlag ins Gesicht – nicht verfehlt.

Frits van der Waa