Opern

Frankfurter Rundschau, 12. März 2008
Frankfurter Rundschau, 13.3.2008
Dresdner Neueste Nachrichten, 12.3.2008

Zwei Sachsen an der Seine
An der Pariser Opera Bastille macht ein neuer „Parsifal“ Furore – mit Hartmut Haenchen<(b> am Pult

...Ob die Pariser die eigentliche Sensation des Abends bemerkt haben, lässt sich nicht so ganz ausmachen, obwohl der Jubel für Hartmut Haenchen und seine durchweg erstklassigen Protagonisten ungeteilt war. Dabei war Haenchen mehr und grundsätzlicher von einer Tradition der Interpretation abgewichen, als es Warlikowski nach den radikalen Deutungen von Friedrich, Kupfer über Konwitschny, Nel, Alden oder auch Schlingensief überhaupt noch könnte. Und das, nicht weil er sich von Wagners Intentionen zu emanzipieren versucht, sondern im Gegenteil, weil er sie zu erfassen sucht. Das ist in Sachen „Parsifal“, neben aller Perfektion des Eindringens in die sich wölbende Klangarchitektur, am Ende eine Frage des Tempos.
Man glaubt es kaum, aber es gibt Interpretationen, die bald an die Fünfstundengrenze heran reichen. Hartmut Haenchen bleibt sogar noch fünf Minuten unter vier Stunden! Hartmut Haenchen erweist sich mit diesem Parsifal – wie schon mit seinem Amsterdamer Ring vor zehn Jahren – als ein hochsouveräner, sinnlicher Wagnerdirigent von Rang mit einer eigenen, erfrischend klaren, dabei stets intensiv den Raum (auch den riesigen der Bastille) füllenden, doch nie lärmenden Wagnerauffassung.
Haenchen wäre eigentlich der Bayreuthdirigent, der im Vergleich mit Christian Thielemann
eine produktive Spannung und Erneuerung versprechen würde.
Jachim Lange