Opern

Trouw, 10. Mai 2002
Es ist selten, daß man aus einer Vorstellung von Alban Bergs Oper "Lulu" mit dem Gefühl herauskommt, daß die Ohren balsamiert sind. Doch war dies der Fall am vergangenen Dienstag, als die Niederländische Oper eine neue Produktion der unvollendeten "Lulu" präsentierte. Dirigent Hartmut Haenchen gab eine selten lyrische Lesart der Partitur, wodurch Bergs Musik, die meistens aggressiv, eckig und undurchdringlich klingt, in warmen Farben aus dem Orchestergraben floß. So, als wollte Haenchen hören lassen, daß - hätte Mahler eine Oper geschrieben- diese so ungefähr hätte geklungen. Haenchens noch nie dagewesene (wörtlich) Interpretation und das sehr hohe Niveau der Sänger-Besetzung waren die am meisten auffallenden Dinge an einer Produktion, die weiterhin mehr Fragen aufrief, als beantwortete.

Peter van der Lint