Opern

Der neue Merker, 28. Januar 2011
Hartmut Haenchen hat dem Orchestre de la Monnaie viel Schönklang und Legato abgewonnen. Die Holzbläser spielen sauber und homogen, das Blech klingt edel und rund. Trotz Umplatzierung im Orchestergraben klingen die Streicher gegen den Bläserapparat zwar mitunter etwas dünn, Haenchens zügige Tempi haben aber insgesamt einen durchsichtigen, unpathetischen Gesamtklang zur Folge, der auch den Sängern gut tut. Der Choeur de la Monnaie (Einstudierung: Winfried Maczewski) ist im Dschungel teilweise ungünstig platziert und hat schon runder und schöner gesungen. Ein besonderes Lob verdienen die herrlichen Höhenchöre, blitzsauber gesungen vom Choeur de Jeunes de la Monnaie.
Lapidares Fazit: Wenn ich beschließ, dem 5-stündigen Bühnenweihfestspiel beizuwohnen, will ich bereitwillig gerührt, ergriffen, provoziert, manipuliert, gefordert werden. Schöne Bilder, gepaart mit gepflegter Langeweile, trotz musikalischer Höchstleistungen, szenische Aussageverweigerung, das völlige Negieren des Textes, geschweige denn, der (Grund-) Handlung sind mir zu wenig für "Parsifal". Hoffen wir, dass die Formel "Kreativkünstler macht seine erste Opernregie" allseits als Spekulationsblase entlarvt wird und bald wieder aus der Mode kommt...

Wolfgang Piller