Sinfoniekonzerte

Noordhollands Dagblad, 28. Februar 2000
Wie zerbrechlich ist Bach oder: Wie Bach in einer anderen Jacke doch immer Bach bleibt. Die Niederländische Philharmonie hat eine originelle Wendung an das Bachjahr 2000 gegeben. (...) Die Niederländische Philharmonie hat einige große Namen, die Bachs Musik als Ausgangspunkt für eine neue Komposition genommen haben oder eine für die Zeit "kommerzielle" Bearbeitung gemacht haben, herangezogen. (...)

Der Italiener Ottorino Respighi hat drei Choralvorspiele für Orgel als Ausgangspunkt für eine farbige Orchestration genommen. Dirigent Haenchen war gar nicht an dem Prädikat "James Last" interessiert und er wußte, daß ein zu schleppendes Tempo unmittelbar eine Assoziation mit Trauermusik geben würde. Mit der optimalen Benutzung der Qualifikationen des voll besetzten Streichorchesters brachte Haenchen die Tre corali von Bach/Respighi mit natürlichen Tempi zum Leben.

Auffallend war das nahtlose Zusammenspiel zwischen Orgel und Streichern in Bach's Orgelkonzert in d-moll.

In der von Mahler zum Teil bearbeiteten zweiten und dritten Orchestersuite von Bach ließ Haenchen, mit Beachtung der volltönenden Vorschriften Mahlers, sein Orchester ungehemmt musizieren.

Leopold Stokowski hat die Dauerhaftheit der berühmten Orchesterwerke noch am meißten auf die Probe gestellt. Der Hollywood-Dirigent hat es seinem Orchester mit der Bearbeitung von Bach's Toccata und Fuge BWV 565 für Orgel nicht leicht gemacht. Ohne Zweifel war sein Ausgangspunkt damals die Musik ebenso interessant zu machen wie die Filmbilder. Haenchen bevorzugte in seiner durchlebten Aufführung mit der Niederländischen Philharmonie die Überschwenglichkeit und ersetzte die visuelle Erinnerung durch makelloses Ensemblespiel und benutzte jedoch die viele theatralischen Möglichkeiten.
De Telegraaf, 28. Februar 2000
Haenchen ideal für bearbeiteten Bach

Für Johann Sebastian Bach ist 2000 ein Festjahr. Die Niederländische Philharmonie und ihr Chefdirigent Hartmut Haenchen präsentieren in diesen Tagen einige Kompositionen des alten Meisters in sinfonischen Bearbeitungen, wie die drei Choräle in einer Bearbeitung von Ottorino Respighi und die Toccata und Fuge BWV 565 nach den Ideen von Leopold Stokowski.

Haenchen ist in allen Sätteln gerecht, er fühlt sich bei Wagner ebenso gut wie bei Bach. Diese Vielseitigkeit macht ihn zum idealen Dirigenten für solche Ausflüge. Im Musikzentrum Vredenburg Utrecht hat er die verschiedenen Welten klug miteinander verbunden.

Auf dem Programm stand auch die von Gustav Mahler in 1909 bearbeiteten zweiten und dritten Orchestersuite von J. S. Bach. Im Gegensatz zu Ricardo Chailly bekannte Haenchen sich zu Mahler und ließ ein großes Orchester anrücken. Durch die vollen Streicherbesetzung und die Art und Weise mit der Haenchen die Mittelstimmen heraushob, war die Air ein wahrer Ohrenschmaus.

Es verdient Aufmerksamkeit, daß Haenchens Weise mehr überzeugte, als die von Chailly.

Thiemo Wind