Sinfoniekonzerte

www.klassik.com, 26. August 2004
Interpretation: 4 von 5 möglichen Sternen

(...) Ausführende sind das Philharmonische Orchester der Niederlande unter Hartmut Haenchen (CD 1) und das Radio-Symphonieorchester Stuttgart unter Neville Marriner (CD2).

Auf der ersten CD befinden sich die ‘Metamorphosen’ zusammen mit dem ‘Zarathustra’. Diese Tondichtung ‘frei nach Nietzsche’ wurde vor allem durch ihren ersten Abschnitt, die Einleitung mit dem berühmten Trompetenmotiv, bekannt. Die kompositorische Substanz des Werkes liegt aber mindestens ebenso in den folgenden acht Abschnitten. Haenchen versteht es, dem riesigen Orchesterapparat (einschließlich Orgel) im Laufe des Werkes fein nuancierte, beinahe kammermusikalische Wirkungen abzugewinnen. Auch die große Gestik fehlt nicht, wenn sie angebracht ist, wie etwa gleich in der Einleitung. Die folgenden Abschnitte mit den vielfach geteilten Streichern und der hochartifiziellen Instrumentation sind beim niederländischen Orchester in besten Händen, von einigen minimalen ‘Ausrutschern’ in den Trompeten abgesehen. Sanft verslöschend schließt die Tondichtung mit dem ‘Nachtwandlerlied’, nachdem Strauss zuvor die gesamte orchestrale Palette ausgekostet hatte.
Denkbar weit entfernt vom Optimismus des ‘Zarathustra’ sind die vom niederländischen Kammerorchester vorgetragenen ‘Metamorphosen’, die Strauss gegen Ende des Zweiten Weltkrieges aus ‘Trauer um München’ schrieb. In tiefer Resignation komponierte er ein melancholisches, langsam voranschreitendes Werk, das von den Musikern mit Hingabe vorgetragen wird, ohne aus der Fülle der vorhandenen Einspielungen herauszuragen.

Michael Loos
www.amazon.com, 24. Mai 2000
Haenchen is ever reliable and a sound guide

It is with some trepidation that I submit a review for one of Strauss's greatest and oft-recorded tone poems. I especially feel that I have inadequate comparison resources because I do not own any of the Reiner, Koussetivsky (sp), analog Karajans, the Sony and EMI Ormandy's, Solti, and Kempe, among other notable interpreters of this wonderful stuff.
However, having compared Karajan's last digital effort (DG) with Ormandy's analogue RCA and Haenchen, I think Haenchen wins out. No, he doesn't have some of the special touches that Karajan has, but Karajan is a little slow, though not boring. Ormandy is wonderful until the RCA engineers destroy the intent behind Strauss's orchestration by spotlighting the violin solo, which turns up in the listener's lap. What Haenchen has is an over-all structural view, breadth, and other-worldly conception that matches his more famous colleagues, and an orchestra that can execute it, albeit lacking the last ounce of virtuosity or tonal splendor...but not by much.
Recorded in the Concertgebouw, the listener gets plenty of hall ambience. There is no spotlighting, and the dynamic range is fine. The engineering could have been a little less clinical and cold sounding with more detail, but it certainly puts RCA's efforts for Ormandy in the shade.
The famous opening statement points to all of Haenchen's strengths: whereas Karajan lets you know that he's driving one of the world's finest orchestras, highlighting dynamic contrasts in those first 2 minutes, and Ormandy wants you to remember that there are cymbal crashes, Haenchen brings a blended, well-thought synthesis of the orchestration, with an enthusiastic and responsive tympanist. Only the volume of the organ disappoints slightly. However, the rumble (echo) at the end of that first statement is a perfect lead-in to the other-worldly sounds of the next section (The Backwoodsmen).
Two other sections worth noting. The Convalescent section in Karajan is pokey and too smooth--Strauss asks for marcato. Ormandy's players give that in spades, and among these three recordings, his Convalescent is really the best; however, Haenchen's tempo is well-judged, and the orchestra plays with passion. He could've taken slightly more rubato before the final fortissimo passage that transitions to the quiet part of this section, but it is good nonetheless.
Finally, the all-important violin solo honors most go to Haenchen. Sure, Karajan's soloist is just fine, but the engineering in Haenchen gives you the perspective that Strauss wanted, and the accompanying voices are perfectly balanced. In Ormandy's recording, the soloist is very closely miked, destroying that, and you hear every stupid scratch and the frequent intonation corrections (it's a hard solo, full of double stops).
So the short of it is: even though Haenchen is hardly a household name, the Netherlands Philharmonic is neither Berlin Phil or The Philadelphia, and the cost of the disk is negligable, this is an excellent performance worthy of your time and money, even with some fuzzy and clnical engineering. Hesitate not.

Gregory M. Zinkl (Chicago, IL)
Het Parool, 27. September 1993
Die Ouverture zu "Der Freischütz" klang leidenschaftlich und vor allem in Strauss´"Also sprach Zarathustra" peitschte Haenchen seine Musiker mit großen Gebärden auf. Musik hören ist nicht nur Klang sondern auch Farbe und Bild. In diesem Sinn kreierte Haenchen mit diesen Orchesterstücken ein szenisches Konzert.
de Volkskrant, 27. September 1993
Haenchen scheint für das Orchester ein Gottesgeschenk zu sein

Die Niederländische Philharmonie ist nun acht Jahre alt und es ist in keinem Fall zu merken, daß sie einmal eine so schwierige Geburt hatte. Im Gegenteil, das Orchester strotzt vor Gesundheit- ebenso wie seine Unterabteilung, das Niederländische Kammerorchester- und wird sich noch weiter so entwickeln. Und das nicht ohne Grund. Ein ausgezeichneter Chefdirigent, ständige Gastdirigenten mit Charakter, lobende Kritiken - insbesondere für die Aufführungen mit der Niederländischen Oper, eine ausbalancierte - wenn auch nicht sehr gewagte- Repertoire-Wahl.

Hartmut Haenchen, es darf wieder einmal gesagt werden, ist ein Gottesgeschenk für das Orchester gewesen. Haenchen ist kein Wunderkind, was er tut bleibt sozusagen Menschenwerk, aber er tut es mit Flair, Besessenheit und Wissen um die Sache.

Mit einem vortrefflichen dramatischen Aufbau in Webers Freischütz-Ouvertüre setzte er den Grundton für ein Konzert, worin sein Griff auf das Orchester in keinem Moment nachließ.

Die Holzbläser jubelte euphorisch und einträchtig, die Streicher schwärmten in einem verführenden, weich gefärbten Klanggewand und Haenchen leuchtete die vielen Klangschattierungen aus, baute die Spannungsbögen raffiniert auf und sparte sich bis zum Schluß noch Steigerungen, um den Höhepunkt im rechten Moment zusetzen.
NRC Handelsblad, 25. September 1993
es wird mit Phantasie, Spannung, Kontrast, Effekt und einem oft üppigen Klangreichtum gespielt.