Sinfoniekonzerte

www.resmusica.com, 22. Juni 2009
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Paris, Salle Pleyel. 19-VI-2009. Johannes Brahms (1833-1897) : Double Concerto pour violon et violoncelle en la mineur op. 102 ; Ludwig van Beethoven (1770-1827) : Symphonie n° 4 en si bémol majeur op. 60. Christian Tetzlaff, violon ; Tanja Tetzlaff, violoncelle ; Orchestre Philharmonique de Radio-France, direction : Hartmut Haenchen
Quelques semaines après un premier concert salle Pleyel, Christian Tetzlaff revenait en compagnie de sa sœur, une artiste qu’on ne connaît guère en France que par sa contribution au quatuor familial. Avec l’aide de Hartmut Haenchen, remplaçant Mikko Franck malade, l’exécution du Double concerto de Brahms remplissait les conditions essentielles d’une réussite. D’abord, les deux solistes formaient un duo cohérent, partageant une même vigueur d’accent, une même virtuosité, et aussi une certaine rugosité du jeu. La violoncelliste montrait tout de même plus de délicatesse dans le passage « in modo d’un recitativo » qui débute l’œuvre. Ensuite, le chef veillait à maintenir l’équilibre entre l’orchestre et les subtils entrelacs des solistes. Il évitait ainsi l’impression, fatale pour cette œuvre, d’un affrontement entre deux forces inégales. L’exposé du thème de l’Andante, directement accompagné par l’orchestre, était même d’un galbe sans défaut, tout comme le second sujet, chanté par les vents. Enfin, solistes et orchestre s’entendaient pour faire avancer l’œuvre, même si l’alternance nécessaire entre tension et détente semblait moins aboutie dans le premier mouvement. Des trompettes un peu trop basses mises à part, il ne manquait à cette interprétation que d’exprimer la souriante tendresse d’une œuvre dont l’optimisme ressort dans la mélancolique production tardive du compositeur. 

 En seconde partie, l’Orchestre Philharmonique et Hartmut Haenchen donnaient la Symphonie n°4 de Beethoven. Née d’une introduction soigneusement dosée jusqu’à ce que l’Allegro prenne son essor, l’œuvre se déroulait littéralement d’une seule coulée, le chef veillant à lui assurer une linéarité fondée sur des tempos énergiques, mais calmes : on pouvait certes lui reprocher de gommer, dans le troisième mouvement, la nervosité du thème contrarié par la mesure ternaire, mais le passage au trio (Un po meno allegro) et le retour au tempo initial (Allegro vivace) étaient vraiment conduits avec une fluidité magistrale. L’Orchestre Philharmonique de Radio-France donnait plus encore qu’a l’accoutumée l’impression d’une mécanique souple et précise, conjuguant la transparence de la texture (le début n’était en rien brumeux) avec le fini du jeu : il y avait en particulier un moment de grâce lorsque, dans le second mouvement, l’orchestre se taisait pour laisser le basson réintroduire le rythme trochaïque et permettre à la flûte de reprendre un thème dont Berlioz admirait la « douceur céleste ». L’aspect le plus intéressant de l’interprétation de Hartmut Haenchen résidait certainement dans son refus de théâtraliser les contrastes de la partition : chaque élément était simplement replacé dans une structure dont l’ordonnancement rayonnait d’une harmonieuse puissance, telle la cité idéale d’un architecte des Lumières. Il en résultait une interprétation foncièrement satisfaisante, que sa probité et son zèle libéraient de toute controverse de style et de signification.
Oliver Mabille

Teilübersetzung:
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Im zweiten Teil interpretierten das Orchestre Philharmonique und Hartmut Haenchen die Symphonie N°4 von Beethoven. Mit einer sorgfältig dosierten Einleitung beginnend, bis das Allegro seinen Aufschwung nimmt, spielte sich alles in einem einzigen Grundschlag ab. Der Dirigent, immer darauf achtend, der Sinfonie eine auf energischen, aber ruhigen Tempi basierende Linearität zu geben, ... was ihm wirklich meisterhaft mit einem flüssigem Bogen gelang. Das Orchestre Philharmonique von Radio France gab noch mehr als gewöhnlich, sodass alles den Eindruck einer flexiblen und genauen Mechanik hatte, die Transparenz der musikalischen Struktur (selbst der Anfang war nicht verschwommen) mit der Vollendung des Spieles verbindend: Es gab insbesondere einen musikalischen Höhepunkt, wenn das Orchester im zweiten Satz schwieg, um das Fagott den trochäischen Rhythmus wieder einführen zu lassen und der Flöte zu erlauben, das Thema fortzusetzen, das auch Berlioz mit seiner „himmlischen Zartheit“ bewunderte. Der interessanteste Aspekt der Interpretation von Hartmut Haenchen lag sicherlich in der Herausarbeitung der Kontraste der Partitur und seiner Weigerung, das Stück theatralisch werden zu lassen: Jedes Element wurde wieder in eine Struktur hineingestellt, deren Anordnung von einer harmonischen Macht erstrahlte, wie die ideale Stadt von einem Architekten der Lichter. Das resultierte durch und durch in einer beglückenden Interpretation, die durch ihre Rechtschaffenheit und ihren Eifer das Werk von allen Kontroversen über Stil und Bedeutung befreiten.
Oliver Mabille
Wiesbadener Kurier, 24. Januar 1997
Kostbarer Klang auch bei hoher Phonzahl

Eingebettet wurden die beiden Jungmeister in den großartigen Klang des Nederlands Philharmonisch Orkest.

Hartmut Haenchen formte am Pult in traumwandlerischer Übereinstimmung von Dynamik und Tempo, mit einem genialen Sinn für Übergänge und unaufringlicher Nachzeichnung kontrapunktischer Satzkunst eine "Musikarchitektur" von unglaublicher Sinfälligkeit und Größe.

Helmut Hampel
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Januar 1997
(...) und legte so ihre innere Organisation bloß. Das Brahmsche Kompositionsprinzip wurde im Orchester bis ins Detail hörbar, weil das Ensemble gleichsam keine Masche fallen ließ und so im epischen Ablauf jederzeit Transparenz und Spannung zugleich wahrte.

(...) Die Siebte Bruckners ist selten so schlank und erzählerisch eindringlich zu hören.

Ellen Kohlhaas
Die Glocke, 16. Januar 1997
In Gütersloh geriet Brahms Doppelkonzert zur Sternstunde

An diesem Abend paßte alles, was dem Oberbegriff "Meisterkonzert" gerecht wurde: Ein glänzend aufgelegtes Nederlands Philharmonisch Orkest, ein charismatischer Orchesterleiter, zwei exzellente junge Solisten und ein Programm mit wohlbekannten klassischen Meisterwerken.

Elan und musikantischen Schwung brachten die Niederländer ein, geführt von einem Dirigenten, der nicht nur zielbewußt und dynamisch die Partitur auslotete, sondern auch Atmosphäre einbrachte.

Die Aufführung in Gütersloh war eine Sternstunde. Unter Haenchens schwungvollem Dirigat mit spürbarer Lust an der Orchestermotivation musizierten die Niederländer voller Elan, fein nuanciert und mit klanglicher Delikatesse, auch bei dem im rasanten Tempo durchgezogenen Finalsatz.

Jutta Albers
Mannheimer Morgen, 16. Oktober 1992
Spitzenklasse aus Amsterdam

(...) Jung bedeutet in diesem Fall keine Einschränkung, hat man es doch mit einem Orchester der Spitzenklasse zu tun, von dem man wegen der hervorragend organischen klanglichen Durchbildung und hochgradigen Präzision in der Tat nur als von einem einzigen Klang-Klangkörper sprechen kann.

Es war ein klassisch-romantisches Programm von Gewicht, das die Niederländer unter der äußerst intesiven und schlagtechnisch genauen Leitung Haenchens in Mannheim spielten. Schon die Wiedergabe von Beethovens "Coriolan"-Ouvertrure ließ erkennen, wie durchsichtig dieser Dirigent Stimmenstrukturen und instrumentale Fraben offenzulegen versteht, wie wichtig ihm jedes Detail auch in den feinst abgestuften Mittel- und Unterstimmen ist.

Noch mehr von dieser brillanten, feinfädigen, gleichsam kammermusikalischen Auflichtung profitierte indes Brahms´Doppelkonzert für Violine und Cello. Hier wurde man schlagartig der Diskrepanz gewahr, die zwischen einer nur routinierten (klanglich zumeist "wattigen") und einer tieflotend transparenten Orchester-Interpretation besteht, in der alle Einzelheiten und Farbreize der Stimmverwebung zu eigenem Leben erwachen, ohne daß die sinfonische Einbettung der Solisten an Fülle und Fluß verliert (...)

Nun aber die "himmlischen Längen" der zum Schluß in schöner Formstraffung gebotenen großen C-Dur-Sinfonie Schuberts: sie schienen- köstlich der noble, Diskretion und Strahlkraft vereinende Bech- und Holzbläserklang- von einer unablässig drängenden dynamischen Triebkraft künden zu wollen. Eher von einem starken inneren Motor denn von einer sich ins Breite und Weite verlierenden Selbstvergessenheit.

Das Publikum machte seiner Begeisterung durch rauschenden Beifall Luft.