Sinfoniekonzerte

Het Parool, 05. Juni 2000
Hartmut Haenchen weiß so viel von Mahler, daß er vollständig in seine Haut kriechen kann und eine Reihe lesenswerter fiktiven Briefe schreiben kann, die ungemein glaubwürdig sind. Er hat seine Niederländische Philharmonie voll in der Hand, er treibt sie an zu perfekten Pizzikati und murrendem Blech und er läßt den Alt Andrea Bönig gewähren, von dem erlösenden Roten Röschen zu singen.

Paul Janssen
Het Parool, 13. November 1990
Mahler ohne katholischen Prunk. Ich erinnere mich an ein Interview mit Haenchen über Mahlers Sechste, in dem er auseinandersetzte,daß das große Finale von dem Werk absolut nicht als eine triumphale Klimax gesehen werden muß, sondern als ein Zeichen von Machtlosigkeit und Desillusion. Eine Dornenkrone sozusagen. Dieses Konzert brachte eine ähnliche Erfahrung. So wie Haenchen in der Sechsten gegen das vollkommen falsche Bild von spätromantischer Selbsgenügsamkeit gekämpft hatte, so entkleidete Haenchen die Zweite Sinfonie ihres katholischen Prunks und brachte die Musik in die Perspektive der Wunderhornlieder. Kurz und gut: Die Zweite ist bei Haenchen frühromantisch mit spätromantischen Mitteln. Hier ist "Urlicht" der tatsächliche Kulminationspunkt der Sinfonie.