Texte

Strauss, Richard: Elektra

Manuskript zum Einführungs-Vortrag an der Semperoper 1986 und 1996 in Amsterdam: Leitmotivanalyse, Tonartenanalyse, Vergleich mit dem Schauspiel von Hofmannsthal und Sophokles, Hintergründe. (Zahlen in Klammer beziehen sich auf die Nummern der Leitmotive in handgeschriebener Skizze in der pdf-Fassung am Ende des Textes.)

Haß
- nicht Vergeben (Vergeben wäre echtes Heldentum) (Haßmotiv, 13) Großer Haß ist nur möglich, wenn vorher große Liebe war. (Motiv der Kindesliebe, 38)

Entstehung
Strauss war auf der Suche nach einem Stoff für eine komische Oper und stieß 1902 auf einen absolut entgegengesetzten Stoff: Salome von Oscar Wilde, 1905 sah er mit der gleichen Hauptdarstellerin (Gertrud Eysoldt) das Schauspiel Elektra in der Regie von Max Reinhardt in Berlin. Hofmannsthal zerstreute seine Bedenken, daß der Stoff zu ähnlich mit Salome sei.
In dieser ersten Zusammenarbeit dominierte Strauss vollkommen. Er bestimmte die Kürzungen des Schauspiels (sehr erheblich) und bat Hofmannsthal für bestimmte Stellen um zusätzlichen Text. (Erkennungsszene: „Laß deine Augen mich sehen“, „Nein, du sollst mich nicht umarmen“ und in der
Schlussszene ...“aber ihre Herrlichkeit ist nicht zu viel für uns.“ und „Alle weinen, hörst du ́s nicht?“. Emotionale Höhepunkte.
Später war die Zusammenarbeit viel mehr Gemeinsamkeit, bei aller Unterschiedlichkeit der Charaktere.
- 1908 vollendet durch Strauss
- 1909 uraufgeführt unter Leitung von Ernst Schuch in Dresden
- 1986 Premiere unter Hartmut Haenchen (Regie: Ruth Berghaus) in Dresden
mit originalem Material, welches nie im Druck erschienen ist. (siehe Erfahrungen in der Liste für Sänger, orchestrale Änderungen sind in Hartmut Haenchens Material übernommen)

Literatur-Oper
Werke, die direkt ohne wesentliche Veränderungen auf eine literarische Vorlage komponiert wurden. Das Genre kam um die Jahrhundertwende auf: Salome, Pelléas et Mélisande (1902), Ariane et Barbe-bleue (1907).
Elektra - Beginn der Zusammenarbeit von Richard Strauss mit Hugo von Hofmannsthal. Später folgten: Der Rosenkavalier, Ariadne auf Naxos, Die Frau ohne Schatten, Die Ägyptische Helena.

Die Vorgeschichte
Agamemnon will als Heerführer in den Krieg nach Troja ohne seine Frau Klytämnestra ziehen, obwohl der Krieg ja durch den Raub der Helena (Stiefschwester Klytämnestras) durch Paris ausgelöst wurde. (Der Sage nach war Helena die Tochter Ledas, die durch Zeus in der Gestalt des Schwanes verführt wurde, während Klytämnestra die eheliche Tochter von Tyndareus und Leda war.)
Das griechische Heer unter Führung des Agamemnon liegt auf der Insel Aulis und kann wegen Windstille nicht nach Troja kommen. Die Göttin Artemis straft Agamemnon damit, weil er eine heilige Hirschkuh erlegt hat. Ein Orakel sagt, daß er die Göttin nur durch Opferung der eigenen Tochter Iphigenie wieder versöhnen kann. Das tut er dann auch (Iphigenie wird schließlich durch Artemis gerettet und als Hohe Priesterin in Tauris für den Tempel der Artemis eingesetzt, was aber weder Agamemnon noch Klytämnestra bekannt ist.) Agamemnon kommt nach 10 Jahren aus dem Trojanischen Krieg mit (der kriegsgefangenen) Kassandra heim. Agamemnon (Vater von Iphigenie, Elektra, Chrysothemis und Orest) wurde nach seiner siegreichen Rückkehr vom Trojanischen Krieg von seiner Gattin Klytämnestra und ihrem Geliebten Ägisth im Bade erschlagen. Das Paar wollte auch Agamemnons minderjährigen Sohn Orest umbringen, aber Elektra wußte den Bruder rechtzeitig durch einen getreuen Diener in Sicherheit zu bringen. Seit dieser Zeit muß sich Elektra schlechte Behandlung und Demütigungen schlimmster Art gefallen lassen.

Der Inhalt
(Die Form)

1. = Ziffer 1-34 (plus 10): MÄGDE-SZENE
Die Mägde verhöhnen Elektra, die wie ein Tier draußen vor der Tür des Palasts dahinlebt.
Lediglich die fünfte Magd hat Mitleid (4 nach Ziffer 33-34) und spricht für das „Königskind“. Diese Magd wird sofort mit Schlägen dafür bestraft. (Im Orchester ist selbst eine Rute zu hören)
2. = Ziffer 34 (plus 11) - 63: ELEKTRA-MONOLOG („Allein“)
Jeden Tag zur Todesstunde erwartet Elektra den Geist Agamemnons (6) sie spricht mit ihm und verspricht ihm, Rache zu nehmen und verspricht ihm Siegestänze nach vollzogener Rache(Ziffer 57-58)
3. = Ziffer 63-114 (plus 7): DIALOG ELEKTRA-CHRYSOTHEMIS („Kinder will ich haben“)
Chrysothemis kommt und berichtet, daß sie gehört hat, daß Ägisth und K. Elektra in einen Turm sperren wollen.Sie versucht sie zur Flucht zu überreden, damit sie auch endlich leben kann (16) und Kinder bekommen kann (und wärs von einem Bauern)(17)
4. = Ziffer 132-1A: DIALOG ELEKTRA-KLYTÄMNESTRA („Ich habe keine guten Nächte“)
Haß und frühere Liebe sprechen aus diesem Dialog. Auf das kleinste Wort („Bist doch selber eine Göttin“) fällt Klytämnestra gern in einen warmen liebevollen Ton (38 Motiv der Kindesliebe).
Die Unterhaltung macht deutlich, daß Klytämnestra zahlreichen Einflüssen von Hofschranzen unterliegt und sie sich sogar dessen bewußt ist. Auch das Verhältnis zu Ägisth ist offensichtlich nicht gut („Nur der Atem des Ägisth“) „Wenn einer etwas angenehmes sagt, will ich von meiner Seele alle Hüllen abstreifen und das Fächeln sanfter Luft, von wo es kommen mag, einlassen.“ Die Frage, was ihr (Klytämnestra) gegen den heraufziehenden Wahnsinn (25) helfen könnte, beantwortet Elektra schließlich damit, daß sie erst Ruhe findet, wenn Agamemnon gerächt ist. Am Ende der Unterhaltung kommen Bedienstete, die das Gerücht von dem Tod Orests mitteilen.
5.= Ziffer 1A - 109A (plus 11): CHRYSOTHEMIS/ELEKTRA 2.DIALOG Chrysothemis kommt ebenfalls mit der Todesnachricht und Elektra versucht nun mit allen Überredungskünsten Chrysothemis zu überzeugen, daß sie die Morde ausführen soll. Chrysothemis sträubt sich.
Elektra entschließt sich, es allein zu tun.
6. = Ziffer 109A (plus 12) -180A (plus 6): ORESTSSZENE
Ein Fremder tritt mit einem alten Diener auf und erzählt Elektra ebenfalls vom Tode Orests.
Der Fremde ist Orest, der die Geschichte von seinem eigenen Tod verbreitet, um ungehindert in den Palast zu kommen.
Elektra gibt sich dem Fremden (Orest) zu erkennen. Elektra erkennt ihren Bruder zunächst nicht. Nach der Erkennung erinnert der alte Pfleger Orest an seinen Auftrag, Rache zu nehmen.
7.= Ziffer 180A (plus 7 - Schluss): MORD AN KLYTÄMNESTRA UND ÄGISTH, ELEKTRAS-TRIUMPFTANZ
Orest dringt in das Haus ein und ermordet zunächst seine Mutter. Ägisth kommt nichts ahnend in den Palast zurück und erwartet von den Fremden (Orest und Pfleger) die Bestätigung der Nachricht, daß Orest gestorben ist. Ägisth wird jedoch von den beiden überwältigt und ermordet. Daraufhin gibt es ein weiteres großes Morden hinter der Szene zwischen den Anhängern des Orest und des Ägisth. Ein Fernchor ruft und feiert Orest.
Elektra hat ihre Lebensaufgabe erfüllt und stirbt.

Durchkomponiert 7-teilig mit Klytämnestra-Szene als Zentrum

Quellen der Elektra-Geschichte
Aischylos,
Euripides,
Sophokles
(aber auch Seneca, Alfieri und Hauptmann haben sich des Stoffes angenommen)
Hofmannsthals Untertitel: „Tragödie in einem Aufzug frei nach Sophokles“ Die Unterschiede zur Sophokles-Fassung sind aber doch erheblich:
a.) Konflikt zwischen Elektra und Klytämnestra bei Sophokles viel weniger eindeutig und das moralische Recht der Titelheldin viel weniger eindeutig.
b.) Bei Sophokles hat Klytämnestra für den Mord an Agamemnon noch ein ganz anderes Motiv:: Agamemnon hat ihre Tochter Iphigenie geopfert (Sie wird im letzten Moment von der Göttin Artemis gerettet, doch weiß das Klytämnestra nicht)
c.) Die Elektra von Sophokles vertraut doch auf die Hilfe von Göttern. Elektra von Hofmannsthal legt den Nachdruck auf die Menschliche Verantwortlichkeit („es gibt keine Götter im Himmel“)
d.) Hofmannsthal läßt den griechischen Chor weg.
e.) Im Gegensatz zu Sophokles läßt Hofmannsthal Elektra sterben: Die Tat ist vollbracht, das Lebensziel erreicht, womit das Leben nicht mehr sinnvoll ist. Elektra wird ein Tier aus Menschlichkeit, handelt unmoralisch aus moralischen Gründen und verleugnet ihre Fraulichkeit aus Gründen der Fraulichkeit.

Personen nach dem Text von Hofmannsthal
Elektra: (Akkord 1)
Agamemnon ist die erste große Liebe von Elektra. Sie liebt Agamemnon, so sehr, daß sie im Schauspiel sogar von Inzest träumt.
(Ihre Musik ist von Agamemnon abgeleitet Elektra als Königstochter = Aufschichtung des Agamemnon-Motivs (2) auch ihr Motiv als dienende Magd (3) basiert auf dem Agamemnon-Motiv.
Im Monolog hören wir fast nur die Musik des Agamemnon: (4) Agamemnon, (5) Agamemnon als König und (6) Agamemnon der Schatten, der aus der Unterwelt aufsteigt.
Oedipus-Komplex
Elektra-Komplex
Elektrizität: Reibung erzeugt Energie
Willy Decker: „Elektra und Klytämnestra sind wie zwei Scherben, die nie mehr zusammenhalten.
Elektra hört Chrysothemis nie richtig zu.
Sie gebraucht Gesten und Worte nur für Ihr Szenarium
Haß: „Ich füttre mir einen Geier auf im Leib“ (13) Dieses Motiv wandelt sich im Moment der vollführten Rache in das Jubel-Tanzmotiv (Ziffer 251a). Auch hier wird deutlich, daß Elektra keine eigene Musik hat, denn wenn wir das Hassmotiv einmal ohne Rhythmus spielen (13), ist unschwer zu hören, daß darin Agamemnon, der König steckt, der gerächt werden soll (5) „schlaflos“
- „unbändiges Gemüt“
- weint um Agamemnon
- „Sie hält’s nicht aus, wenn man sie ansieht, aber niemand hält ihren Blick aus“ jeden Tag, um die Dämmerungstunde - „die Stunde, um die er ermordet wurde - spricht sie mit dem Geist von Aegisth. Sie fühlt sich selbst als Aegisth, sie hofft auf ihren Siegestanz, wenn er gerächt ist.“
- „ich bin kein Vieh. Ich kann nicht vergessen.“
Orest zu Elektra im Schauspiel, als Elektra sich zu erkennen gibt: „Elektra muß zehn Jahre jünger sein als du. Elektra ist groß, ihr Aug’ ist traurig, aber sanft, wo deins voll Blut und Haß. Elektra wohnt abseits der Menschen, und ihr Tag vergeht mit Hüten eines Grabes.“
zu Klytämnestra: „ich weiß nicht, wie ich jemals sterben sollte - als daran, daß du stürbest.“
Klytämnestra (Fis-Dur, fis-Moll, Ziffern 137,145,153) zittert vor Elektra „Warum bin ich lebendigen Leibes wie ein wüstes Gefild und diese Nessel wächst aus mir heraus, und ich hab nicht die Kraft zu jäten?“
im Schauspiel: „ich weiß auf einmal nicht mehr, wer ich bin, und das Grauen, das heißt mit lebendigen Leib ins Chaos sinken, und Aegisth! Aegisth verhöhnt mich.“ „Und wir selber, wir! Und unsere Taten! Taten! Wir und Taten! Was das für Worte sind. Bin ich denn noch, die es getan? Und wenn! Getan, getan! Getan! Was wirfst du mir da für ein Wort in meine Zähne! Da stand er, von dem du immer redest, da stand er und da stand ich und dort Ägisth, und aus den Augen die Blicke trafen sich: da war es doch noch nicht geschehn! Und dann veränderte sich deines Vaters Blick im Sterben so langsam und gräßlich, aber immer noch in meinem hängend - und da war ́s geschehn: dazwischen ist kein Raum! Erst wars vorher, dann wars vorbei - dazwischen hab ich nichts getan.“ Elektra: „Nein, die dazwischen liegt, die Arbeit, die tat das Beil allein.“ Klytämnestra etwas später: „Wenn mir dein Vater heute entgegen käme, könnt ich mit ihm reden. Zwar kann sein, mich schauderte, doch kann auch sein, ich könnte zärtlich zu ihm sein und weinen, wie wenn zwei alte Freunde sich begegnen.“
Elektra zu Klytämnestra. „Du bist nicht mehr zu selber. Das Gewürm hängt immerfort um dich.“
Chrysothemis (Es-Dur Ziffer 75)
(wurde der Sage nach durch Agamemnon als Gabe an seinen Feind Achilles angeboten, wenn dieser sich dafür mit ihm versöhnte)
„Kinder will ich haben“
„Ich kann nicht einmal weinen“
„Ich bin ein Weib, und will ein Weiberschicksal“
(zu Elektra:) „Hab erbarmen mit dir selber und mit mir.“
im Schauspiel: „kann nicht fassen, daß ich nicht mehr jung bin.“
Ägisth: (F-Dur, Ziffer 207a)
Neffe von Agamemnon
Ägisth ist von seinem Vater (Tyestes) in Blutschande mit seiner Tochter gezeugt worden, um an seinem Bruder (Atreus, also Vater des Agamemnon) Rache für die Untreue seiner Frau zu nehmen. (Atreus schlachtete die Kinder seines Bruders und setzte sie der Mutter als Speise vor)
Er wurde von seinem vermeintlichen Vater (Atreus) aufgehetzt, seinen wirklichen Vater (Tyestes) zu ermorden. Aegisth erkannte aber seinen wirklichen Vater und tötete seinen vermeintlichen Vater (Atreus) und dessen Sohn Agamemnon.
- Zittert vor Elektra
Orest: (d-Moll, gleichzeitig Todestonart, Ziffer 123a,128a)
nach der Sage, von einer Amme gerettet und von seinem Onkel (Strophios) und dessen Sohn, seinem Freund (Pylades) erzogen. Kehrte nach 8 Jahren heim, um Rache zu nehmen. Von den Erinyen nach der Tat in Wahnsinn versetzt. Es gibt aber auch andere Varianten der Sage, wonach er später Hermione (Tochter der Helena, also Cousine von Orest) heiratet und die ihm später wegen des Muttermordes wegläuft. Er erobert sie sich durch Mord an Pyrrhus zurück.
Schauspiel Chrysothemis. „Wenn wir ihn denken, so denken wir ein Kind.“ „Ja, ja, müßt ich der Mutter nur nicht vorher in ihre Augen schau’n.“

Musik
Nach Strauss: „Die äußerste Differenzierung"
Das größte Orchester: 115 Musiker (wie Götterdämmerung, nur mehr Bläser als Streicher wie bei Wagner.)
In Elektra liegt der Akzent auf dem Porträt von der Titelfigur. Die Oper ist beinahe ein einziger Monolog. Alle anderen Personen mit Ausnahme von Klytämnestra sind zu Karikaturen reduziert oder Statisten. Der schwache Aegisth und die ängstliche Chrysothemis gehören zur ersten Kategorie und Orest zur letzten.
- Gliederungen durch Lautstärke und nachfolgende Kadenzierungen.
- Insgesamt auf große Temposteigerung aufgebaut.

Leitmotive
Der Anfang des Stückes stellt allein durch die Motive den vollständigen Inhalt innerhalb weniger Takte dar. (An Stelle einer Ouvertüre)
a.) Agamemnon (Takt 1) wurde durch das Beil (Ziffer 1) erschlagen und wurde dadurch zum Schlachtopfer (Motiv des Ekels der Elektra) (2-5Takte nach Ziffer 1). Der daraus entstandene Haß (5-4 Takte vor Ziffer 2) fordert neue Schlachtopfer (2 Takte vor Ziffer 2)
b.) Familienverwandtschaft
Agamemnon der Vater (4) (Einfachster Baustein des gebrochenen d-Moll
-Akkordes, d- Moll wird aber auch im ganzen Stück die Tonart des Todes bleiben, damit ist auch unmittelbar gesagt, daß Agamemnon, der musikalisch das ganze Stück beherrscht, bereits tot ist.)
Elektra, die Königstochter (2)
Elektra, die dienende Magd (3)
Chrysothemis (10)
Orest wird nur durch eine Harmoniefolge charakterisiert (11), die nicht
dem Aegisth-Motiv entlehnt ist. Hat Strauss den Sohn musikalisch vergessen? Nein. Er ist der Sohn seiner Mutter, so wie die Töchter Töchter des Vaters sind. Wir finden die Motiv-Verwandtschaft bei Klytämnestra zurück: Orest ist mit ihr (auch musikalisch) verwandt und gleichzeitig Klytämnestras „Qual“ (27). Die Verwandtschaft geht aber noch weiter, da hier ein mit der Mutter verwandtes Motiv verwendet wird, jedoch in der Tonart des Vaters (d-Moll), der Todestonart. Damit geht Strauss bereits über das Ende des Stückes hinaus, ausdrückend, daß Orest das gleiche Schicksal widerfahren wird.
Ägisth, der Neffe, wird als Verwandter und gleichzeitig als Karikatur dargestellt.(12)
Weitere Motive aus der Keimzelle: (Anfang) Motiv der Tat-Verheißung: (52)
Motiv der vollbrachten Tat (Schluss)
dem geht aber die Erniedrigung Elektras voraus:
Motiv der Erniedrigung, auch bildhaft (Peitschenhieb): (49)
wie dicht in dieser Familie die Gefühle beinander liegen, mag an einem Beispiel verdeutlicht werden:
Wenn Klytämestra vom Tod des Orest erfährt, triumphiert sie und hat folgende Musik: (29)
Wenn Elektra hört und sieht, daß die Rache für die sie gelebt hat, genommen wurde tanzt sie: (58)
c.) Die Musik erzählt Dinge, die der Text nicht oder nicht eindeutig sagt: Erkennungsszene: Elektra: „Wer bist du denn? Ich fürchte mich.“ Orest:
„Die Hunde auf dem Hof erkennen mich.“ (143a) Die Musik läßt bereits das Motiv der Liebe zum Bruder hören, wo Elektra noch nicht ausgesprochen hat, daß sie ihn erkennt. Sie fühlt es aber bereits.
- Weniger als bei Wagner psychologisch
Die Reprise des Edelstein-Motivs (Ziff 208) auf das Wort „ein Weib“ spricht fast schon überdeutlich aus, daß Klytämnestra das zu schlachtende Opfertier zu sein hat. Klytämnestra begreift es aber nicht.
Hauptsächlich aber realistische Tonmalereien:
- Motiv des fallenden Beiles 41 - Edelstein-Motiv 42
- Fackel-Motiv 44
- Nessel-Motiv 46
- Lachen der Mägde (Ziffer 33)
- Wiehernde Pferde (Monolog)
- bellende Hunde (Monolog)
- Geißelschläge in der Mägdeszene
- um die Hütten heulender Wind (Chrysothemis)
- stammeln des angeblich Geisteskranken Orest ( Klytämnestra-Szene)
- Tonale Symbolik
ersetzt mehr Wagners psychologische Leitmotivik.
Seine Skizen für Elektra beweisen, daß Strauss ganz bewußt über Tonartencharakteristiken nachdachte:
E-Dur: Extreme Seelenzustände
d-Moll: Orest, Ägisth,Tod
Es-Dur: Chrysothemis
F-Dur: Aegisth (auch in Elektras Erinnerungen in der 6. Szene) Fis-Dur: Klytämnestra
weiter für Stimmungen
b-Moll: Klytämnestras Träume
c-Moll: für Tod
As-Dur: für Jugenderinnerung und verlorene Unschuld (Arie Elektra 6.Szene)
- Bitonalität
Elektra-Akkord: Des-Dur und E-Dur (Tanz)
(bei Elektras Tod wird es einen halben Ton tiefer es-Moll und c- Moll)

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