25. Mai 2018 · Würzburg, Kaisersaal und Dresden, Kulturpalast
Zwei Festivals eröffnet:
Eröffnung des Mozartfestes Würzburg und Eröffnung der Dresdner Musikfestspiele
Camerata Salzburg: "fulminant"
Die Königliche Kapelle Kopenhagen unter Hartmut Haenchen "eine Offenbarung"
Das Eröffnungskonzert des Mozartfestes auf TV
in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks und am 29. Juni 20:15 Uhr auf ARD alpha.
Das Würzburger Mozartfest wurde festlich mit der Camerata Salzburg unter Hartmut Haenchen eröffnet:"Mozart beim Wort genommen"
- Nach dem Auftakt mit Nielsens Ouvertüre zu der Oper "Maskarade" musizierte Hartmut Haenchen mit seinem Intendanten-Nachfolger Jan Vogler das enigmatische 2. Violoncellokonzert für Schostakowitsch und endete mit Brahms 1. Sinfonie. "Standing Ovations"
Pressestimmen
..."Aufklärung hat bei solchen Künstlern, in einer wieder etwas anderen Spielart des Wortes, mit einer gefestigten, kritisch-analytischen Beziehung zu tun. Deren
staunenswertes Ergebnis konnte man zum Beispiel in Haenchens Interpretation von Mozarts „Jupiter“-Symphonie mit der Camerata Salzburg erfahren: keine Spur von edler Klassizität, die einleitenden Tuttischläge wie Prankenhiebe, verzagte, leise winselnde Antworten im Nachsatz, jede Dissonanz schmerzlich auskostend – eine Kontrastspanne, die am Ende schließlich in jenes Fugenfinale führte, das gemeinhin als Muster transparent ausgeleuchteter Klangarchitektur gilt und hier nun plötzlich als
tief beunruhigte, düster-unrastige Jagd wonach auch immer vorbeigeisterte."...
Gerald Felber
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/Frankfurter Allgemeine Zeitung · 04. Juni 2018
"..."Aufklärung, Klärung, Verklärung" – das Motto des diesjährigen Würzburger Mozartfestes ... war gleich beim
bejubelten Eröffnungskonzert zu spüren. Denn wie Hartmut Haenchen die im Stehen spielende Camerata Salzburg führte, wie er beim frühen und reifen Mozart
hintergründige Entdeckungen erlebbar machte, etwa bei den
filigranen Zwischenfiguren, wie er Kontraste setzte, etwa bei der Jupiter-Sinfonie, das klärte manches oft durch Über-Interpretation Verbogenes oder durch allzu effektvolle „Verklärung“ Verwischtes.
Die frühe, wohl als Ouvertüre zu „Il re pastore“ geeignete, einteilige Sinfonie von 1775, die von Haenchen anhand vorhandenen Materials rekonstruiert wurde, entwickelte zuerst scherzhaften Ton, dann Graziöses, endete
lustvoll sonnig. Die Jupiter-Sinfonie dagegen begann kraftvoll, mit geradezu knackigen Akzenten; der Dirigent baute schon hier
Spannung auf zwischen
Kraft und Eleganz, Stärke und Esprit und endete alles mit einem ins
Triumphale gesteigerten Finalsatz..."
Renate Freyeisen
Ganze RezensionBayerische Staatszeitung · 04. Juni 2018
..."Als dann endlich die Musik zu Wort kommt, sorgt Hartmut Haenchen für Erlösung: Der „Dirigent des Jahres 2017“ animiert in der von ihm rekonstruierten Sinfonia zu „Il re pastore“ (KV 208/102) die Camerata Salzburg nach einem kräftigen Auftakt-Dreiklang zu einem flüssigen Crescendo und markanten Piano-Forte-Kontrasten, stellt die spannungsvolle Harmonik in der Bassstimme heraus, lässt den Sechs-Achtel-Takt im Andantino luftig schwingen und gibt der Oboe Raum zu kantabler Entfaltung.
Mit einer solchen stark an die Oper angenäherten Rhetorik leuchtet Haenchen auch die harmonischen und kontrapunktischen Tiefenstrukturen der „Jupiter“-Sinfonie (KV 551) aus. Es geht ihm nicht um saftige Dramatik, obwohl er auch im Kopf- und im Finalsatz von Mozarts letzter Sinfonie dynamische Gegensätze schärft und Akzente pointiert.
Die Intensität des Klangs und die unwirschen Reibungen rücken gerade den Finalsatz nahe an Beethoven. Aber er lässt, um im Bild zu bleiben, keine heftige Debatte führen, sondern das Gespräch der Stimmen entwickelt sich vernünftig, ohne aufwallende Hitze. „Nicht zu viel und zu wenig“, um es mit Mozart zu sagen.
Vernunft heißt in Haenchens Fall eben auch,
genau zu artikulieren, keine Details zu verdecken, in belebter Agogik den Fluss der Musik flexibel und sprechend zu halten. Trompeten und Hörner zum Beispiel sind diskret genug, um sich in der heiklen Akustik des Saales nicht vorzudrängen. Im Andante betont er das „cantabile“ nicht zu sehr, lässt es nicht zu unbeschwert fließen. Die Camerata Salzburg folgt ihm mit Lust am Färben und Akzentuieren, nur bei den Streichern lässt für Momente die Phrasierungs-Konzentration nach. Der vierte Satz beginnt eher leicht als intensiv-fiebrig; Haenchen glättet nichts an den komplexen, ins Dissonante reichenden Verläufen, er mäntelt sie nicht in Eleganz ein, sondern stellt deutlich betont heraus, mit welcher gedanklichen Tiefe Mozart dieses Finale entworfen hat...."
Werner Häußner
Ganze RezensionDer Merker · 29. Mai 2018
"...Der Kontrast zwischen dem Festlichen und dem freudig Wirbelnden in der Musik spiegelt die Mischung aus repräsentativer Klarheit und vielfältiger Ornamentik im von Giovanni Battista Tiepolo ausgestatteten Kaisersaal der Residenz. Auch weil Haenchen beides in scharfen Kontrast zueinander setzt, statt es in vorauseilender Harmonie zu verschmelzen.
Der Dirigent gilt als einer der entschiedensten und erfahrensten Vertreter der historischen Aufführungspraxis. Obwohl er hier zum ersten Mal mit der Camerata musiziert, hat er dem im Stehen spielenden Ensemble offensichtlich
im Nu seinen Stempel aufgedrückt. Er wählt bemerkenswert
flexible Tempi, setzt auch ungewöhnliche Pausen, um die Divergenz der Elemente zu betonen. Dass gerade die Jupiter-Sinfonie auch von extremen Stimmungsschwankungen lebt, ist selten so deutlich geworden. Im Klang trennt Haenchen die Register klar, dringen die Bässe immer gegen die Oberstimmen, die Bläser gegen die Streicher durch. So wird eine
Gleichberechtigung der Stimmen hörbar, die dem Geist der Aufklärung entspricht.
Michael Stallknecht
Ganze RezensionSüddeutsche Zeitung · 29. Mai 2018
Eine starke bildlich-poetische Mitteilungskraft entfacht
..."gelang ihm eine Darbietung aus einem Guss in vital ausgeführten Tempi, durchsetzt mit starken Forte-Akzenten, die
elektrisierend auf die Zuhörer wirkten....Auf die musikalische Entdeckungsreise nahm Haenchen das Publikum spontan mit und durchkämmte schroffe und liebliche Landschaften als ein unverzärteltes Mozartbild. ... Die kontrapunktischen Finessen der Jupiter-Sinfonie offenbarten in Haenchens
brillant entfachtem Feuerwerk ihre Genialität...."
Klaus Linsenmeyer
Ganze Rezension Fränkische Nachrichten · 28. Mai 2018
..."In ihrer (Mozarts "Jupiter-SInfonie") Verklammerung von barocker Struktur und sturm- drängerischem Aufbruch ist sie ein Schlüsselwerk – vorausgesetzt, man interpretiert sie so
hellsichtig, formbewusst, analytisch, auch überrumpelnd in manchen Detailverläufen wie Hartmut Haenchen mit der Camerata Salzburg. Wieder dürfte der 75-Jährige nicht zufrieden gewesen sein mit dem Notenmaterial. Wieder dürfte der aktuelle „Dirigent des Jahres“ hineingekrochen sein in die Verästelungen des Werks, um die Partitur zu bereinigen von missverstandener Tradition.
Das Ergebnis ist so aufregend wie schlüssig: ein Schlager wie neu erstanden vor Augen und Ohren der Festgäste...."
Markus Thiel
Ganze RezensionMünchner Merkur · 28. Mai 2018
"Einen
Traumstart erwischte das diesjährige Mozartfest, das mit einem Kaisersaal-Konzert mit der Camerata Salzburg ...begann.
...sowie einer
fulminanten Jupiter-Sinfonie zum Abschluss bot das Orchester unter Leitung von Hartmut Haenchen
ein musikalisches Festmenü allererster Güte.Ganzer BerichtMain-Post · 27. Mai 2018
Mozartfest: Zum Auftakt Mozart beim Wort genommen
..."Eigentlich ist es ganz einfach: Man muss Mozart nur beim Wort nehmen, und schon
entsteht Großartiges.Der Bruch mit alten Gewohnheiten
Haenchen bedient sich dazu vor allem eines Mittels: Er gibt schlicht und einfach die Klänge frei, und die allesamt engagiert, hochpräzise und mit viel Spaß an eben diesen Klängen musizierenden Salzburger danken es mit Witz und Verve. Klänge freigeben bedeutet auch den Bruch mit alten Gewohnheiten, Regeln Einschränkungen. Etwa dem Grundsatz, dass die Mittelstimmen immer leiser sein müssen als die ersten Geigen. Warum eigentlich? Hier jedenfalls passieren plötzlich spannende Dinge in Hörnern oder Fagotten, währenden die Geigen nur noch die Farbe beisteuern.
Die klassische „Begleitstimme“ gibt es plötzlich nicht mehr, alle sind gleich wichtig, das Spannende dabei ist nur, dass dabei kein Klangbrei entsteht, sondern
vollkommen neue Musik."...
Matthias Wiedemann
Ganze Rezension Main-Post · 26. Mai 2018
..."
Krönendes Finale – Johannes Brahms’ erste Sinfonie, in der Haenchen mit den Musikern den von Konflikten bestimmten Weg „durch Nacht zum Licht“
intensiv verdeutlichte."
Dietrich Bretz
Ganze RezensionWestfälische Nachrichten · 23. Mai 2018
Triumph ohne Pomp
"
Berauschend und gepfeffert, düster und komisch, erleuchtend und ausgelassen – das Programm zur Eröffnung der Dresdner Musikfestspiele vereinte am Donnerstag ganz unterschiedliche, ja gegensätzliche Seiten musikalischen Ausdrucks....Umso mehr wurde Brahms’ erste Sinfonie
unter Haenchens vitalem Dirigat zu einer Offenbarung. Während der Kopfsatz meist straff durchgezogen wird, betonte Haenchen das „sostenuto“ stärker, ließ innehalten, nahm Tempo und Lautstärke zurück und machte die innere Logik des Satzes, ja der ganzen Sinfonie mit seltener Deutlichkeit sichtbar. Diese beschreibt dramaturgisch einen Weg „durch Nacht zum Licht“, dessen Ziel im Finalsatz unmissverständlich erreicht war. Haenchen ließ das Orchester plastisch musizieren, ohne das Ganze platt wirken zu lassen...mit den Dänen hatte er sich durch die Brahms-Partitur
auf atemberaubende Art zum Licht vorgearbeitet. Da durfte
Gala-Stimmung aufkommen...
Stehende Ovationen"
Karsten Blüthgen
Ganze Rezension Sächsische Zeitung · 12. Mai 2018
..."Mit geradezu
„königlichem“ Plauz wurde der 41. Musikfestspiel-Jahrgang eröffnet. Eine „Maskerade“ vorm Spiegel. Die Ouvertüre zur gleichnamigen Oper des Dänen Carl Nielsen gilt in dessen monarchischer Heimat als nationales Heiligtum. Kein Wunder, dass die Kapelle hier schon
bravourös loslegte."...
Michael Ernst
Ganze RezensionDresdner Neueste Nachrichten · 11. Mai 2018
..."Das ohne Taktstock geformte Andante gelang dann
geradezu plastisch, eine wie aus dem Oboensolo heraus erzeugte Spannung, die das
vorzügliche Klangbewusstsein von Dirigent und Orchester unter Beweis stellte. Ob Hörner mit ihren samtenen Solopassagen, ob Klarinetten und Flöten – hier entstand
ein Konstrukt lyrischer Andächtigkeit und triumphaler Allmacht."...
Michael Ernst
Ganze RezensionDresdner Neueste Nachrichten · 11. Mai 2018
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