Aktuelles

22. Dezember 2007

Hochgelobtes Weihnachtskonzert des Kammerorchesters C.Ph.E.Bach

Das Orchester konzertierte mit modifizierten Programmen in Braunschweig und Berlin

rbb, Kulturrradio

Konzerthaus Berlin: "Weihnachtskonzert" des Kammerorchesters "Carl Philipp Emanuel Bach"

22.12.2007 08:10

.... Für das Kammerorchester "Carl Philipp Emanuel Bach" sind die Werke seines Namensgebers dagegen Alltag, und da war es erfreulich zu bemerken, dass auch bei diesem vertrauten Repertoire nicht der geringste Anflug von Routine zu spüren war. Die Sinfonie Wq 180 haben die Musiker vor knapp zwei Jahrzehnten bereits eingespielt, und im Vergleich zu dieser Aufnahme hat sich die Interpretation hörbar weiterentwickelt. Damals wirkte es etwas gediegen, fast bequem. Heute lässt das Orchester deutlich werden, wie provokant diese Musik zur Entstehungszeit empfunden wurde. Die Musiker haben das Sprunghafte, das Unberechenbare herausgearbeitet, immer am Rande des Abgrunds. Die Interpretation hatte die Spannung einer Neuentdeckung.

Johann Christian Bachs düstere g-Moll-Sinfonie op. 6 Nr. 6 gestaltete das Orchester voller Dramatik, schroff und fatalistisch, richtig zum Fürchten, wenngleich im langsamen Satz etwas vorhersehbar. In Wolfgang Amadeus Mozarts B-Dur-Sinfonie KV 319 haben sich die Musiker, jedoch selbst übertroffen. Das war sportiv und mit vollem Risiko gespielt. In diesem sehr facettenreichen Werk, in dem Streicher und Bläserparts in echtem Wechselspiel ineinander greifen, spielte eigentlich kein Orchester mehr, sondern eine Kammermusikvereinigung; so vertraut waren alle miteinander, so eng in der musikalischen Kommunikation – eine eingespielte Mannschaft. Manch anderes Orchester wäre bei dem Tempo und dem Gewusel sicherlich abgestürzt. Hier klang es nicht nur absolut sicher, sondern wurde auch mit so viel Witz und spürbarem Vergnügen gestaltet – die Bläser mit übermütigen Akzenten –, dass man richtig im Geiste Mozart sehen konnte, wie er über Tische und Stühle springt. Besser kann man das Werk nicht spielen. Insgesamt also kein echtes Weihnachtskonzert, aber – den Organisten abgerechnet – ein Abend mit echter Bescherung.
Andreas Göbel, Kulturradio am Morgen

Braunschweiger Zeitung, 22. Dezember. 2007
Unbeschwertes mit überraschenden Satzsschlüssen
Philharmonisches Meisterkonzert mit dem Kammerorchester C. P. E. Bach in der Stadthalle Braunschweig

Von beschwingter Leichtigkeit war das Weihnachtskonzert in der gut besetzten Stadthalle geprägt, ohne dass man dazu auf spezifisch weihnachtliche Melodien zurückgreifen musste. Quicklebendig agierte das Kammerorchester C.P.E. Bach unter der sicheren Stabführung von Hartmut Haenchen bei der Sinfonie G-Dur seines Namensgebers.

Die bewegt angegangenen Ecksätze mit ihrem üppigen melodiösen Zierrat wurden so zu einem Wohlfühlwirbel, bei dem mit nuanciert ausgeführter Dynamik feine Spannungsbögen gewoben wurden.

In C.P.E. Bachs Cellokonzert a-Moll führte Solist Hans-Jakob Eschenburg bruchlos die Grundstimmung fort und brillierte mit locker kapriolender Bogenführung und strahlend warmer Tongebung beim präzisen Zusammenspiel mit dem Ensemble und im ausdrucksstarken Monolog der glasklar vorgetragenen Kadenzen.

Nach den Kompositionen des großen Bach-Sohnes unverkennbar die stilistische Familienähnlichkeit beim kleinen (Halb-)Bruder Johann Christian Bach, dessen g-Moll-Sinfonie mit galanter, eingängiger Melodik und kontrastreicher Farbgebung gefiel.

Bei Mozarts Sinfonie B-Dur KV 319 beeindruckte die ausgefeilte Formung und transparente Gestaltung des vielfältigen Themenmaterials. Wie selbstverständlich entwickelten sich aus markantem Grundgedanken die immer neuen Seitenmotive, wobei die sprühend funkelnden Tongirlanden der Streicher dekorativ die satten Harmonien der Bläser umgarnten.

Haenchen wählte durchgehend straffe, dennoch unaufgeregt wirkende Tempi, blieb auch in den langsamen Sätzen atmosphärisch heiter und unelegisch gelassen. Auffallend waren jeweils die unspektakulär anmutenden, bisweilen gar überraschend wirkenden Satzschlüsse, mit denen jeglicher Hauch von unpassender Schwere vermieden wurde.

Ein unbeschwerter, mit viel Beifall bedachter vorweihnachtlicher Hörgenuss, der mit "Jesus bleibet meine Freude" von Vater Johann Sebastian Bach seinen schönen Schlussakzent erhielt.
Gerd Klingeberg
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