Aktuelles

16. September 2016

Werktreue und Interpretation - Erfahrungen eines Dirigenten, 2. erweiterte Auflage erschienen

"Eine Fundgrube nicht nur für Experten" - "Lesestoff für Liebhaber und Spezialisten!" - "eindrucksvolles in beiden Bänden" - "... nach Hermann Scherchens "Lehrbuch des Dirgierens" und Hans Swarowskys "Wahrung der Gestalt" vielleicht das wichtigste Lehrbuch für Dirigent/innen.

Sie können die Bücher direkt beim Verlag kaufen

www.amazon.de, 16. September 2016
5 von 5 Sternen
Von der Illusion eines einzigen Originals und den daraus sich ergebenden Konsequenzen Werktreue umzusetzen
Der Autor, renommierter Dirigent und Wagner Forscher, zeigt exemplarisch an Werken Wagners, Brahms, Mahlers sowie Teilen zeitgenössischer Musik(Reimanns Lear) auf, wie schwierig es in der Praxis ist, an musikalische Werktreue heranzukommen. Ein Aspekt, der sich in der Regel laienhafter Betrachtung entzieht und aus dieser Ebene immer wieder zu Fehlurteilen Anlass gibt.
Das Komponieren war ein Schaffensprozeß, der sich über viele Stationen mit Veränderungen hinzog, kein einmaliger Schöpfungsakt eines Komponisten, wie laienhaft unterstellt.
Mehrere Partituren eines Werkes überlagerten sich in ihren jeweiligen Änderungen, die der Komponist vorgenommen hatte. Übertragungen waren oft fehlerhaft, wurden aber durch Druck potenziert.
Beispiele, besonders an Wagners Musikdramen mit eingehender Interpretation des Dirigenten aus kompositionsstruktureller Sicht.
Mein Resümee:
Die Problematik einer werkgetreuen Partitur ist weit von laienhaften Vorstellungen entfernt.
Intentionen von Werken Wagners wurden durch das rezipierende Publikum, auch weiten Teilen der Fachpresse, mangels Kenntnis der theoretischen Schriften umfunktioniert.
Markantes Beispiel, die alt-wagnerianische Tradition, den mehrdimensinalen Theaterhorizont Wagners, gespeist aus alt-griechischer Tragödie und Shakespeare Bühne, einzudampfen, zum kultisch Völkischen und damit schon von der Idee verfälscht.
Entscheidend die Erkenntnis, das sowohl musikalische Interpretation und inszenatorische Umsetzung immer das Ergebnis gesellschaftspolitischer Entwicklungen war, eine Art interagierendes Kontextgeschehen.
Wenn der Autor den Untergang der humanistisch bildungsbürgerlichen Entwicklung beklagt, so hat er damit recht. Dabei sollte aber nie vergessen werden, dass genau aus diesem Bildungskreis die völkische, nationalsozialistische Bewegung zumindest teilgespeist wurde, das Verbrechen nicht verhindert wurde, ja sogar die menschenverachtende Ideologie gestützt wurde.
Der Autor hat es selbst in der DDR erlebt und führt auch aus, wie Bildungsbürgertum ideologisch verbogen werden kann. Es kann also nur um die Etablierung eines kritisch hinerfragenden, nicht rein affirmativen, Bildungsbürgertums gehen.
Hans-Georg Seidel

Münchner Merkur, 6. September 2016

Zurück zu den Quellen
Eine Fundgrube nicht nur für Experten: Hartmut Haenchens Aufsatz-Sammlung

Mehr als ein Dirigent: Hartmut Haenchen ist ein verblüffend akribischer Musikforscher.

Sein kurzfristig übernommener Bayreuther „Parsifal“ war ein Ereignis, aber kein Überraschungserfolg. Es gibt derzeit wohl kaum einen Dirigenten, der sich so akribisch mit Urtexten, Quellen und vor allem Fehlern der Partituren auseinandersetzt, und das nicht nur bei Richard Wagner. Viel Kluges, Tiefschürfendes, Verblüffendes hat Hartmut Haenchen dazu geschrieben und gesagt, einen Gutteil davon bündelte er in seinem Opus „Werktreue und Interpretation“. Der Zweibänder kam vor zwei Jahren erstmals heraus und wurde nun um einige Kapitel, unter anderem eines über den „Lohengrin“, erweitert.
Die seitenlangen Auflistungen von Druckfehlern in der Neuausgabe der „Götterdämmerung“ sollten nicht abschrecken: Haenchens Aufsätze wenden sich in solchen Fällen gewiss an Experten, besonders an Kollegen. Aber es gibt auch Essays, die dem „normalen“ Opernfan sofort verständlich sind. Über Tempofragen bei Wagner geht es da (das meiste wird heute zu langsam dirigiert), über inhaltliche Fragen des „Ring des Nibelungen“ und manchmal auch nur über eine einzige, wiewohl sehr bekannte Generalpause, nämlich die vor der Schlussapotheose in der „Götterdämmerung“. Hartmut Haenchen weist schlüssig nach: Sie ist falsch.
Fast der gesamte zweite Band dreht sich um Wagner, der erste schlägt einen Bogen vom Barock bis zu Beethovens Missa Solemnis. Haenchen schreibt und argumentiert äußerst selbstbewusst. Wer das in den falschen Hals bekommt, könnte es als Arroganz auslegen. Ton und Stil haben aber ihre Berechtigung, wenn bei der Lektüre immer klarer wird, welche immense, einzigartige Vorarbeit der Dresdner leistet, bevor er den Taktstock zur ersten Probe hebt. Schon lange vertraut der 73-Jährige nicht mehr auf die Standardausgaben. Er reist gern mit eigenem Notenmaterial. In Bayreuth hat das gerade auch für Stress bis Unmut im mindestens ebenso selbstbewussten Festspielorchester gesorgt: Ein Ensemble, das zu wissen glaubt, wie es geht, lässt sich eben nur ungern auf Neuland locken.
In einem weiteren Teil gibt Haenchen Auskunft über Biografisches, über seine Sozialisierung im Dresdner Kreuzchor, auch darüber, wie unbequem er den DDR-Machthabern war. Bis heute hat sich an diesem Charakterzug erfreulicherweise nichts geändert – man nehme nur Haenchens schriftliche Donnergrollen über die Dresdner Waldschlösschenbrücke." ....

Dr. Dieter David Scholz im Musikfeuilleton des mdr am 23. August 2016
..."Einer der immer schon gegen Zeitgeist und Mainstream opponierte und jensts von Spass sich so ensthaft wie nur Wenige mit Musik auseinandersetzte, ist der Dirigent Hartmut Haenchen, der gegenwärtig Bayreuths neue Parsifalinszenierung, die von Vielen als Spass der besonderen Art empfunden wird, musikalisch zu retten versucht. Auf das Kompendium seiner Schriften, das unter dem Titel "Werktreue und Interpretation" jetzt in stark erweiterter Neuauflge erschienen ist, weist die Zeitschrift Opernwelt hin. Stephan Mösch würdigt zurecht die Gedanken und Bedenken des streitbaren Dirigenten, der seine Textsammlung um neue Essays und Aufsätze zum Thema Kultur erweitert hat. Mösch hebt in seiner Rezension hervor, daß Haenchen nie ein Blatt vor den Mund genommen habe und schreibt: "Als junger Dirigent in der DDR hat er sich damit Berufsverbot eingehandelt, nun denkt er über Kultur 'in zerbrechenden Gesellschaften' nach, geißelt 'Spaß' als 'Vernebelung der Werte' und wünscht sich Kultur, nicht Wirtschaft, als Motor eines zukunftsfähigen Europa." Nachzulesen in der Zeitschrift Opernwelt."…
Ganzer Beitrag

Die Zeitschrift OPERNWELT veröffentlichte eine ausführliche, lobende Rezension des Parsifal-Spezialisten Stefan Mösch in ihrer soeben erschienenen August-Ausgabe (Seite 30-31): Werkstatt und Werk
"Hartmut Haenchens zweibändige Textsammlung war schon bei ihrem Erscheinen ein Kompendium besonderer Art. Hier spricht ein Dirigent, der zugleich Musikforscher ist in dem Sinn, dass er alles, was er tut, nicht nur werkinhärent am Notentext hinterfragt, sondern sich auch intensiv mit Quellen aus­einandersetzt, mit Fassungsfragen zum Beispiel, mit historischen Gegebenheiten der Aufführungspraxis – und der darüber sich selbst, seinen Musikern und oft auch seinem Publikum schriftlich Rechenschaft ablegt. Es gibt nicht viele Dirigenten, von denen wir solche zwischen Analyse, Musikpraxis und Rechenschaftsbericht angesiedelten Texte haben. Kirill Kondraschin gehört dazu, Hermann Scherchen und Hans Swarowsky. Die Memoirenblüten sogenannter Stars haben damit nichts zu tun. «Opernwelt» hat deshalb Haenchens spannenden Aufsatz zu den Tempi bei Wagner im Jahrbuch 2013 als Vorabdruck veröffentlicht. ..." weiter in OPERNWELT

In der Sendung Musikjournal im Deutschlandfunk wurde mit einem Beitrag von Bjœrn Woll die 2. Auflage (nähere Einzelheiten weiter unten) der Bücher von Hartmut Haenchen gewürdigt und vorgestellt.
Ganze Sendung zum nachhören

Einige Zitate aus der Sendung:
Anmodertion: Hartmut Haenchen ist ein streitbarer Zeitgenosse mit klaren Auffassungen zur Interpretation klassischer Musik. .... sind sozusagen als „Abfallprodukte“ immer wieder Texte entstanden: als Information für die Ausführenden, für Programmhefte oder Vorträge. Bereits 2013 sind diese in Buchform unter dem Titel „Werktreue und Interpretation“ erschienen, dem Hartmut Haenchen den Untertitel „Erfahrungsbericht eines Dirigenten“ gab. Doch die zwei Bände waren viel mehr als das: Sie waren das Ergebnis einer jahrzehntelangen akribischen Auseinandersetzung mit den musikalischen Quellen. Kritisch hinterfragte Hartmut Haenchen tradierte Aufführungskonventionen und machte die maximale Werktreue zur unabdingbaren Voraussetzung seiner Interpretationen. Und der Forschungsdrang des Dirigenten ist bis heute ungebrochen. Daher erscheinen die beiden Bänden von „Werktreue und Interpretation“ gut drei Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nun im Pfau-Verlag in korrigierter und erweiterter Form. Während einige Kapitel lediglich um neue wissenschaftliche Erkenntnisse erweitert wurden, kamen andere wie das zu Wagner „Lohengrin“ ganz neu hinzu.
Bjørn Woll hat die Neuauflage gelesen.
Zitat Hartmut Haenchen: „Im Zeitalter der Medien geht es im Allgemeinen nicht mehr um die Darstellung des jeweiligen Werkes, sondern um die Selbstdarstellung der Dirigenten und Regisseure. Da von der Mehrzahl der Medien bei der Vielzahl der Ereignisse nur noch die Extreme beachtet werden – es muss extrem jung oder alt, extrem schnell oder langsam, extrem leise oder laut, extrem schön oder hässlich sein – richtet sich eine überwältigende Zahl der Interpreten nach dieser Anforderung der Zeit, um von diesen Medien beachtet zu werden.“
Björn Woll: Es sind klare Worte, die Hartmut Haenchen in seinem Erfahrungsbericht „Werktreue und Interpretation“ formuliert. Sie haben die Lautstärke und donnernde Wucht eines Paukenschlags. Dabei ist der 1943 in Dresden geborene Dirigent eigentlich mehr reflektierter Denker denn polternder Provokateur. Nie geht es ihm um die eigene Person, sondern immer um den Willen des Komponisten, wie er schreibt:
Zitat Hartmut Haenchen: „Was ist Erfolg? Ich habe nicht getan, was andere getan hätten, nämlich auf Effekte zu bauen, um schnelle Resultate zu verbuchen. Ich habe allerdings begriffen, dass ich gut über die Beziehung zwischen Idee und Ausführung nachdenken muss.“
Björn Woll: Es ist ein Wort, das sich wie ein Leitmotiv durch das künstlerische Leben von Hartmut Haenchen zieht: NACHDENKEN. Bereits mit 13, da war er noch Kruzianer, flammte sein Interesse für alte Schriften zur Aufführungspraxis auf – und dieses Fieber ließ ihn nicht mehr los: Für jede Aufführung, jede Interpretation versenkt er sich aufs Neue in die Quellenforschung und befragt die Autographe, mit einer Akribie und Kompromisslosigkeit, die staunend macht. Man fragt sich bisweilen, wann der Mann das alles gelesen hat? ...
Verstöße gegen diese Überzeugung (gegen wirkliche Wissenschaftlicheit HH) werden von Hartmut Haenchen scharf kritisiert, beispielsweise die Mozart-Interpretationen der historischen Aufführungspraxis:
Zitat Hartmut Haenchen: „Ist das heute übliche ,Zerhacken‘ – oder wie Mozart sagt: ,Verzupfen‘ – und das Spiel mit hohem Geräusch-Anteil von ,Alter Musik‘ wirklich das Cantabile, welches den Gesang, laut W. A. Mozart sogar gelegentlich mit Portamento nachahmt?“
Björn Woll: Die Antwort auf diese provokante Frage gibt Hartmut Haenchen mit seiner eigenen Einspielung von Mozarts Jupiter-Sinfonie. Vergleicht man sie etwa mit der fast zeitgleich erschienenen Aufnahme von Nikolaus Harnoncourt, ist Haenchens Lesart wesentlich organischer und verzichtet auf die harschen Akzente des Kollegen. Es ist eine rundherum überzeugende Darbietung, die zu recht hervorragende Kritiken einheimste. ... Hartmut Haenchen vertritt stets einen klaren Standpunkt – und für den setzt er sich streitbar ein: Dem bedeutenden Bach-Forscher und -Interpreten Joshua Rifkin wirft er in seinem Buch etwa vor, dass die von diesem propagierte solistische Chorbesetzung in Bachs Kantaten und Oratorien wissenschaftlich nicht zu belegen sei. Haenchen hält hier eine größere Besetzung von mindestens 26 Sängern für historisch korrekt. ... Viel wichtiger ist ohnehin die Frage, ob die dadurch gewonnenen Erkenntnisse zu einer überzeugenden Interpretation führen – als eine Möglichkeit unter anderen. Hartmut Haenchen gelingt dies immer wieder, nicht nur in der so genannten Alten Musik. Auch als Wagner-Dirigent hat er sich einen Namen gemacht und widmet dem Bayreuther Meister gleich mehrere Kapitel. Dort kritisiert er beispielsweise ein seiner Meinung nach zu pathetisches Wagner-Bild, immerhin habe dieser selbst immer wieder verschleppte und verschluderte Tempi bemängelt. Und auch im berühmten Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie schlägt Haenchen ein deutlich flotteres Tempo an als viele seiner Kollegen. Das habe man lange Zeit als Trauermarsch missverstanden, schreibt er als Erklärung, dabei sei es eigentlich doch eine Liebeserklärung an Mahlers Frau Alma.
... Hartmut Haenchens „Werktreue und Interpretation“ gibt uns einen faszinierenden Einblick in die Arbeitsweise eines Dirigenten, der sein Leben bedingungslos der Suche nach der musikalischen Wahrheit widmet. Wohlwissend, dass eine „authentische“ Aufführung immer nur eine Annäherung an die kompositorische Idee sein kann, die für uns heutige Menschen durch den Interpreten gewissermaßen übersetzt werden muss. Das Buch ist aber auch ein eindringliches Plädoyer für die politische Verantwortung von Künstlern, denn Hartmut Haenchen ist in einem doppelten Sinne ein Unbeugsamer: sowohl in seinen musikalischen als auch seinen politischen Überzeugungen. Für ihn ist Musik nie reine Unterhaltung, sondern immer Mittel zum humanistischen Diskurs. .... So schreibt er im Aufsatz über „Humanistische Ideale oder zerbrechende Gesellschaften“:
Zitat Hartmut Haenchen: „Stellt echte Kultur auf den ersten Platz und Europa wird überleben, denn Europa muss zuallererst als Kulturraum und nicht als Wirtschaftsraum verstanden werden. Nur wenn die Europäer ihre Energie nicht mehr in erster Linie auf die Ökonomie konzentrieren, sondern ihre Kultur erhalten und weiterentwickeln, wird Europa den entscheidenden Beitrag für die Zukunft leisten können.“
Björn Woll: Bereits 2010 hat Hartmut Haenchen diese Worte zu Papier gebracht, doch wirken sie heute aktueller denn je zuvor. „Werktreue und Interpretation“ ist also eine in mehrfacher Hinsicht lohnenswerte Lektüre.

Zum Buch:
Nach dem großen Erfolg der 1. Auflage ist im Februar eine 2. erweiterte und korrigierte Auflage erschienen. Sehr hilfreich ist auch das jetzt zugefügte Sachwortverzeicdnis jeweils am Ende der Bände.

Das neue Inhaltsverzeichnis:

BAND 1

Inhalt

7 An Stelle eines Vorworts

9 Vom Dresdner Kreuzchor auf die Podien der Welt (1996)
von Bas van Putten

16 Der Taktstock (2000)

20 Zu einigen Problemen bei der Ausbildung von Dirigenten (1984)

27 »Wie halten Sie es mit den Appoggiaturen?« (1984)

31 Zur Frage der Vorschläge in Mozarts Zeit
Kurze Zusammenfassung für Sänger und Instrumentalisten, dargestellt an einigen
Opern und Violinkonzerten Mozarts (1989)

46 »Dies ist das Schönste in der Musik«
Cantabile und (Non-) Vibrato in der heutigen Aufführungspraxis (2012)

74 Johann Sebastian Bach: Johannes-Passion
Zwei Briefe nach der Aufführung im Concertgebouw Amsterdam (1997)

78 Johann Sebastian Bach: Hohe Messe in h-Moll
Fragen der Aufführungspraxis aus Anlass der Aufführung in der Dresdner
Frauenkirche (2008)

89 Johann Sebastian Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 3
Bemerkungen aus Anlass einer Aufführung im Konzerthaus Berlin (1985)

90 Wilhelm Friedemann Bach: Zur Gesamtausgabe des Orchesterwerkes (1993)

96 Joseph Haydn: Die Schöpfung
Hinweise für Solisten und Chor für eine Aufführung der Schöpfung in Rom mit
Chor und Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia (2012)

101 Joseph Haydns Orchester und die Cembalo-Frage in den frühen Sinfonien (1988)

104 Christoph Willibald Gluck: Orfeo ed Euridice (1989)

108 Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie in C Il re pastore KV 208/102 (213c)
Stichworte zur Uraufführung in Amsterdam (1997)

109 Wolfgang Amadeus Mozart: Jupiter-Sinfonie
Ein fiktives Interview mit Hartmut Haenchen zur Vorbereitung der DVD
»Discovering Masterpieces« (2007)

117 Wolfgang Amadeus Mozart: Mitridate, re di Ponto (1991)

109 Wolfgang Amadeus Mozart: Idomeneo
Brief an die Mitwirkenden der Aufführungen der Niederländischen Oper im Amsterdamer
Muziektheater (2004)

133 Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail
Musikalische Charaktere und Aufführungspraxis (1988)

135 Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro
Vorbereitende Überlegungen für eine Interpretation (1986)

160 Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte
Das Autograf, seine Geschichte und die Folgen (1995)

176 Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte
Antwort auf einen Brief des Mozart-Forschers Marius Flothuis (1995)

178 Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte
Fragen eines Dirigentenkollegen (2005)

182 Wolfgang Amadeus Mozart: La clemenza di Tito
Ausführungshinweise für die Solisten der Vorstellungen der Niederländischen
Oper in Amsterdam (2002)

187 Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem
Noch eine Fassung des Requiem von Mozart? (1991)

189 Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 5
Notizen anlässlich einer Aufführung im Amsterdamer Concertgebouw (1988)

192 Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 9
Anmerkungen zur von Jonathan Del Mar neu editierten Ausgabe (1997)

194 Ludwig van Beethoven: Missa solemnis
Fragen von Henriette Sehmsdorf anlässlich des Abschlusskonzertes der Dresdner
Musikfestspiele in der Kreuzkirche Dresden (2008)

198 Nachweise

200 Register

BAND 2

9 Authentischer Brahms? (1996)

15 »Lebensübernächtig« – Richard Wagners Der Fliegende Holländer (2010)

21 Richard Wagners Der Fliegende Holländer, Choranweisungen (2013)

25 Gedanken zu Lohengrin

35 »Ich bin der Welt noch einen Tannhäuser schuldig« (2010)

38 Richard Wagners Ring des Nibelungen (1999)
Ein Wort vorab (38) – Erläuterungen zum Stammbaum (39) – Überlebende und
Tote (43) – Stichworte zum Verständnis Wagners und seiner Werke (44) – Worterklärungen
(51) – Richard Wagner und das Tempo in seiner Musik oder: »Wenn
Ihr nicht alle so langweilige Kerle wärt« (59) – Daten und Dokumente zur Entstehung
des Ring (71) – Dokumente zum Ring allgemein (77) – Bemerkungen und
Dokumente zum Rheingold (84) – Bemerkungen und Dokumente zur Walküre (86)
– Bemerkungen und Dokumente zu Siegfried (89) – Bemerkungen und Dokumente
zu Götterdämmerung (94) – »Mein Ideal ward mit den Aufführungen nicht erreicht«
– Richard Wagner und ihm Nahestehende über die Bayreuther Gesamt-Uraufführung
des Ring des Nibelungen 1876 (99) – Wotan und seine Vögel (103) – Das
Pausenloch vor dem Liebeserlösungsmotiv (108) – Die Rheintöchter, die den Ring
nicht zurückhaben wollen (111) – Druckfehlerliste Götterdämmerung, neue Wagner-
Gesamtausgabe (113)

120 Parsifal: »Zum Raum wird hier die Zeit« (1999)

125 Gustav Mahler: Spielanweisungen für Streicher (2004)

131 Gustav Mahler: Symphonie Nr. 6
Fragen zur Reihenfolge der Sätze – Antwort auf eine Zeitungsnotiz (2004)

138 Gustav Mahler: Symphonie Nr. 8 (2002)

144 Kein »gestaltloser Brei«
Zur Aufführung von Daphne mit den späteren Korrekturen von Richard Strauss aus
Dresden und Wien (2013)

153 Auswahl der von Hartmut Haenchen zwischen 1969 und 1981 dirigierten Ur- und
Erstaufführungen

155 Zur Notation zeitgenössischer Musik (1983)

157 Aribert Reimann: Lear oder »Von der Notwendigkeit der Musik« (1983)

Anhang: Persönliches und (Kultur-) Politisches

165 Dresden – Fluchtort und Zufluchtsort (1995)
von Peter Zacher

171 Er kannte unsere Schwächen und Vorzüge
Rudolf Mauersberger zu Ehren (1977)

173 Gedanken und zufällige Aufzeichnungen in der Zeit des Mahler-Zyklus
(1999–2002)

182 Tagebuch vom 17. bis 21. Mai 2004

186 Eine eingeschworene Gemeinschaft
30 Jahre Leitung des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach durch Hartmut
Haenchen (2010)

189 Beethoven oder Superman? Humanistische Ideale oder zerbrechende
Gesellschaften (?)! (2011)

203 Dresden wählt Kultur
Gegen den Kulturabbau in der Sächsischen Landeshauptstadt (2004)

207 Dresden braucht einen Konzertsaal (Rede 2004)

210 Offener Brief zur Frage eines Dresdner Konzerthauses (März 2011)

212 Offener Brief zur Mecklenburgischen Staatskapelle (Februar 2012)

214 Welterbe: eine kulturelle Verpflichtung
Rede zur Waldschlösschenbrücke, Dresden (2006)

217 Katastrophales Brückenbauprojekt
Rede zur Waldschlösschenbrücke, Dresden (2009)

219 Gutachten zur Bewerbung in das Verzeichnis des immarteriellen Kulturerbes Deutschland (2013)

222 Stichwortbiographie Hartmut Haenchen

225 Meine politische »Karriere« in Stichworten

227 Diskographie

236 Nachweise

238 Register

An Stelle eines Vorworts

»Dirigieren ist halt doch eine schwierige Angelegenheit. Man muss
erst 70 Jahre alt werden, um dies ganz zu begreifen.«
Richard Strauss

In den nunmehr über 55 Jahren meiner Dirigententätigkeit war ich »Spezialist« für
»Alte Musik« und »Neue Musik«, für Strauss, Mahler, Wagner, Brahms, Schumann,
Mendelssohn, Beethoven, Mozart, Haydn und andere Komponisten. Zumindest
haben die Medien dies zu verschiedenen Zeiten so behauptet. Ich hingegen wollte nie
einer Schublade zugeteilt werden und schließe mich daher gern Hermann Hesse an:
»Spezialist aber war er nie, dazu war sein Horizont viel zu weit.«
Für mich als Dirigent war immer das Quellenstudium entscheidend und nicht die
Lektüre von Sekundärquellen. Letztere standen für mich stets nur dort, wo sie auch
hingehören: an zweiter Stelle. Beim Studium der Werke und bei der Vorbereitung mit
den Mitwirkenden sind nebenbei – sozusagen als »Abfallprodukte« – Texte entstanden,
die unterschiedlichsten Zwecken dienen sollten: als Information für die Ausführenden,
als Hilfestellung für das Publikum in Programmheften oder als Basis für Vorlesungen.
Alles was hier aufgeschrieben wurde, ist nie das Ziel gewesen, sondern der Weg zur
Interpretation. Erfahrungen einer langen musikalischen Wanderschaft. Die hier ausgewählten
Artikel stammen aus den vergangenen 30 Jahren. Daraus erklärt sich auch,
dass sie sich sehr voneinander unterscheiden.

Viele Texte wurden nicht in der Absicht geschrieben, wissenschaftliche Nachweise
zu erbringen, sondern um wichtige Informationen intern weiterzugeben oder einem
größeren Publikum zugänglich zu machen. So ergibt es sich bei einigen Beiträgen, dass
Zitate direkt oder indirekt eingeflossen sind, ohne dass sie gekennzeichnet wurden.
Wenn betroffene Autoren sich bei mir melden, freue ich mich.
Das Buch ist nicht dafür gedacht, es einfach von Anfang bis Ende durchzulesen. Je
nach Interesse kann sich beispielsweise ein Student detaillierte Anweisungen heraussuchen
oder ein Musikliebhaber sich näher mit einzelnen Werken auseinandersetzen,
um zu begreifen, was eine Interpretation eigentlich bedeutet.

Dirigieren war für mich immer eine gesellschaftliche Aufgabe. Meine geringe Kompromissbereitschaft
und meine kritische Haltung haben in der DDR ein Berufsverbot bewirkt,
das es offiziell eigentlich gar nicht gab. Genauso wenig existierten nach offizieller
Lesart Künstler wie ich, die sich selbst »auf Raten« aus der DDR freikaufen konnten und
darüber Stillschweigen zu wahren hatten. Auf diesem Weg durfte ich 1986 ausreisen
und für fast 20 Jahre das Musikleben der niederländischen Hauptstadt mitbestimmen.
Glücklicherweise fiel drei Jahre nach meinem Fortgang aus Dresden die Mauer.
Kunst und Kulturpolitik waren für mich nie zu trennen. Aus Protest gegen einschneidende
Kürzungen im Kunstsektor habe ich mein Chefdirigentenamt in Amsterdam
aufgegeben, so wie ich zuvor bereits meine erste Chefposition in Schwerin
aus politischem Protest verließ. Wann immer es nötig war, habe ich meine Stimme
erhoben, um Fehlentscheidungen zu verhindern. Ich bezog Stellung zu den vielen
geplanten Orchesterschließungen in den Niederlanden, Deutschland und Italien, zu
der unsäglichen Brücke in Dresden oder zu dem seit Langem notwendigen Bau eines
Konzerthauses in Dresden. Einige ausgewählte Stellungnahmen sind als Beispiele im
Anhang des Buches aufgeführt.

Dirigieren ist ein Erfahrungsberuf. In diesem Buch lege ich einige dieser Erfahrungen
in die Hände des geneigten Lesers und danke denen, die mich dabei in all den Jahren
unermüdlich und aufopferungsvoll unterstützt haben. Corina Kolbe danke ich herzlich
für die kritische Durchsicht des Manuskripts und für zahlreiche hilfreiche Anregungen.
Mein tiefer Dank gilt Sigrid Konrad, die diese Ausgabe überhaupt erst möglich gemacht
hat.

Die Bücher in den Medien:

Kritik im DeutschlandRadio, 28.2.2013 hier,

Das Orchester, 1. Mai 2013, Seite 64:
...in vielem anregend, und in jedem Falle eines: vielseitig.

Kritik im Bayerischen Rundfunk am 11. Februar 2014

Hartmut Haenchen
"Werktreue und Interpretation"

Hartmut Haenchen - gleichermaßen Spezialist für Alte wie Neue Musik - hat nun das zweibändige Buch "Werktreue und Interpretation" veröffentlicht. Darin behandelt er auch die zentrale Frage, was Werktreue eigentlich bedeutet.
Von: Susanna Felix/Onlinefassung: Ulrich Möller-Arnsberg

Hartmut Haenchen gibt sich nicht mit Halbwissen zufrieden. Ein umfassendes Quellenstudium ist für den Dirigenten eine Selbstverständlichkeit. Sein neues Buch "Werktreue und Interpretation" enthält Aufsätze, Programmhefttexte und Briefe aus drei Jahrzehnten, die Haenchens Forschungsarbeit dokumentieren. Angefangen bei Orchesterwerken von Bach über Mozart und Beethoven liefert Haenchen spielpraktische Hinweise - beispielsweise wie Vorschläge und Verzierungen auszuführen sind. Dies veranschaulicht er nicht nur mit konkreten Notenbeispielen, sondern belegt seine Erklärungen auch glaubhaft anhand theoretischer Schriften der Zeit – wie etwa von Friedrich Wilhelm Marpurg oder Johann Joachim Quantz.

Schluss mit Halbwissen
Schonungslos räumt Haenchen mit verbreiteten Allgemeinplätzen auf. Zum Beispiel mit dem, man hätte im 18. Jahrhundert konsequent ohne Vibrato gespielt. Er beruft sich unter anderem auf Leopold Mozart und kritisiert in dem Zusammenhang auch namhafte Kollegen der Alte-Musik-Szene, wie Sir Roger Norrington.

"Das heutige vielfach permanent gehandhabte non vibrato in der 'historischen Aufführungspraxis' ist eine Nachlässigkeit und Bequemlichkeit, sich wirklich mit der Aufführungspraxis auseinanderzusetzen."

'Historische Aufführungspraxis' - ein Irrtum?
Ebenso unsinnig wie die Regel: grundsätzlich kein Vibrato! sei laut Haenchen die Annahme eines einheitlichen historischen Kammertons. Vor allem dürfe - beispielsweise in Hinblick auf die Tonartencharakteristik – bei der Interpretation der Hörer von heute nicht außer Acht gelassen werden.

"Es gibt kein historisches Publikum, und somit kann selbst die perfekteste Kopie einer historischen Aufführung nicht im Entferntesten erreichen, was sie zu seiner Zeit konnte."

Haenchen stellt die gängige 'historische Aufführungspraxis' in Frage. So solle sich beispielsweise die Größe der Orchesterbesetzung nach der Größe des Saals richten – das sei früher nicht anders gewesen.

Transparenter Wagner gefordert
Für Haenchen bedeutet Werktreue in erster Linie, der Vorstellung des Komponisten möglichst nah zu kommen. Das zeigt sich auch im zweiten Band, in dessen Mittelpunkt Wagners "Ring des Nibelungen" steht. Neben umfangreichen Dokumenten zur Entstehungsgeschichte und Interpretation des Werkes behandelt Haenchen auch die heikle Frage nach dem richtigen Tempo, wobei er sich strikt auf Aussagen Wagners beruft.

"Seine immer wiederkehrende Bemerkung ‚nicht pathetisch‘ zeigt deutlich, dass sich unter dem Einfluss der Dirigenten wie Furtwängler und Toscanini ein Wagner-Bild herausgebildet hat, welches den Vorstellungen des Komponisten vollständig entgegensteht."

Haenchen plädiert bei Wagner für ein zügigeres Tempo, eine Zurücknahme der Lautstärke bei fortissimo-Stellen und fordert insgesamt einen transparenteren Klang. Ob Spieltechnik, Besetzungsfragen oder Regieanweisungen – Haenchen spricht viele Facetten an, die bei einer werktreuen Interpretation beachtet werden müssen. Andere Themen wie beispielsweise die Verwendung historischer Instrumente hingegen berührt er so gut wie gar nicht. Ein umfangreicher Anhang mit Briefen und Tagebuch-Notizen am Ende des Buches gibt auch Einblick in Haenchens Berufsalltag sowie sein Engagement in kulturpolitischen Angelegenheiten.

Zentrale Werke in neuem Licht
Insgesamt ist Haenchens Buch eine interessante und informative Fundgrube, die schlaglichtartig wichtige Ansätze zu einer werktreuen Interpretation bietet. Zentrale Werke der Musikgeschichte, vor allem von Mozart und Wagner, erschließen sich dem Leser aus einem neuen Blickwinkel. Und: Die Lektüre macht durchaus Lust, sich auch die entsprechenden Einspielungen von Haenchen anzuhören. Aber man kann dieses zweibändige Werk nicht von vorne bis hinten durchlesen. Haenchen listet mitunter in seitenlangen Tabellen Spielanweisungen und Korrekturen zu fehlerhaften Notenausgaben auf, die vielleicht für Musiker und Dirigenten interessant sein dürften, aber nicht für den Durchschnittsleser. Abgesehen davon ist das Buch lohnenswert für alle, die sich näher mit Stillehre und Aufführungspraxis beschäftigen wollen und sich dafür interessieren, wie eine werktreue Interpretation entsteht.

Kritik im SWR 2 am 29. Januar 2013, 15.05 "Hochinformative, bereichernde Lektüre"
hier

Neue Musikzeitung, 03/2014

„Für mich als Dirigent war immer das Quellenstudium entscheidend“ – „Dirigieren war für mich immer eine gesellschaftliche Aufgabe“ – zwischen diesen Polen vermittelt uns Haenchen in der vielgestaltigen Textsammlung intelligent und mit Haltung seinen Weg durch ein weitgespanntes Repertoire – Lesestoff für Liebhaber und Spezialisten!

Trouw, 25. Januar 2014
Dirigent met een haast manische werkdrift

Op de geweldig grondige website van dirigent Hartmut Haenchen stond ooit prominent te lezen: 'Ik ben in de steek gelaten door Sandra Kooke en Peter van der Lint'. Dat was allerminst een beschuldiging aan ons adres, maar een onbedoeld grappige samentrekking van de kop van een interview in Trouw en de auteursnamen, die in deze krant toen nog voorafgegaan werden door het woordje 'door'. Als je op de link met die ietwat kolderieke zin klikte, kon je het bewuste artikel lezen en werd duidelijk dat Haenchen zich in de steek gelaten voelde door de overheid als subsidiegever, en niet door mijn collega en mij.

De verhaspelde quote zou trouwens, ware hij wel zo bedoeld, passen bij de mens Haenchen. Iemand die altijd vecht voor zijn overtuiging en die van zijn hart geen moordkuil maakt. Als hij zich in deze krant weleens onheus bejegend voelde, dan kon je er donder op zeggen dat er van Herr Professor Haenchen een reactie zou komen. Liefdevol geschreven, voorkomend, en stevig onderbouwd met argumenten en verwijzingen naar wetenschappelijke studies. Want Haenchen deed natuurlijk nooit zomaar wat. Vóór de uitvoering van elk muziekstuk, van elke opera, had hij zich grondig ingelezen en was hij op zoek gegaan naar de bedoelingen van de componist.

Je vraagt je af waar Haenchen eigenlijk de tijd en energie vandaan haalde om ook nog uitgebreid te reageren op stukken in de krant. Haenchen werkt altijd. Op vakanties probeert hij 'slechts' acht uur per dag aan partituurstudies te besteden. In het tweedelige boek 'Werktreue und Interpretation - Erfahrungen eines Dirigenten' (Pfau Verlag) spat die haast manikale werkdrift van elke pagina af. Het verscheen ter ere van zijn 70ste verjaardag en is een bundeling van eerder verschenen stukken en nieuw materiaal. Het is niet speciaal bedoeld voor muziekliefhebbers. Er staan 'brieven' in aan medewerkenden aan een bepaald project. Aan iedereen die in 2004 meedeed aan 'Idomeneo' bij De Nederlandse Opera bijvoorbeeld. Of aanwijzingen gericht aan solisten en koorleden voor een uitvoering in 2012 van 'Die Schöpfung' in Rome. Lijsten vol met minuscule tips wat betreft accenten en dynamiek. Of wat te denken van de waslijst aan fouten die Haenchen uit de nieuwe, wetenschappelijk Wagner Edition haalde? Elk vergeten of juist overbodige boogje kan op Haenchens rode potlood rekenen.

De brieven die hij aan deze krant schreef staan er ook deels in. Over de 'Johannes-Passion' en over de volgorde der delen in Mahlers Zesde symfonie. Er staan dagboekfragmenten van zo maar een week in Haenchens leven die je doen duizelen. Vele protestbrieven, maar ook Stasi-documenten over hem.

Komende week begint Haenchen voor de derde keer in zijn carrière bij De Nederlandse Opera aan een volledige cyclus van Wagners 'Der Ring des Nibelungen'. Da's best bijzonder. En wie dacht dat het verhaal van de 'Ring' ingewikkeld is - lees Haenchens boek.
Peter van der Lint

Das Orchester, 1. September 2013

Auszugsweise wurde der Artikel „Dies ist das Schönste in der Musik“ aus dem 1. Band abgedruckt.
Die englische Zusammenfassung:
‘The most beautiful thing in music.’ Cantabile and (non-)vibrato in contempo- rary performance practice
The article is an extract from Hartmut Haenchen, Werktreue und Interpretation. Er- fahrungen eines Dirigenten (Artistic Fidelity and Interpretation: Experiences of a Conductor), vol. 1. Here, the author makes the case for vibrato as a genuine and truthful element of historically informed performance that unfortunately has been neglected or even reject in recent times. To support his argument he cites various sources from the 17th to the 19th century who all regard vibrato as innate to the human voice and therefore as the ideal that instrumental music, too, should strive to emulate.


Vriendenbulletin, 1. Februar 2013

door Franz Straatman

Wie schrijft die blijft. Dit gezegde moet Hartmut Haenchen hebben gestimuleerd om zijn ervaringen als dirigent van de Ring des Nibelungen op te schrijven. Want wanneer op 14 februari 2014 in de laatste Götterdämmerung de afsluitende maten met het Erlösungsmotiv zijn uitgeklonken, is het avontuur van de Ring in het Muziektheater voorgoed voorbij. Een avontuur dat over drie periodes verdeeld, gedurende bijna twintig jaar een sterk stempel drukte op het dirigentenleven van Haenchen.
Natuurlijk is er de prachtige vastlegging op dvd van de eerste cyclus in 1999. Een productie die onlangs opnieuw is uitgebracht. De tweede cyclus in 2005 verscheen op cd. Het zijn opnames met een ander spanningsveld door het grote aantal nieuwe solisten en door de gerijpte vertolking van het Nederlands Philharmonisch Orkest onder Haenchens leiding. Er blijft dus wel iets te zien en te beluisteren, maar dat haalt het niet bij de overweldigende indruk die de uitvoeringen maakten in de zaal.
Om de herinneringen meer contouren te geven, bundelde de dirigent alle gegevens die hij tijdens voorbereiding en de uitvoeringen verzamelde om zijn interpretaties en artistieke keuzes te funderen.
Het resultaat mag een blijvertje worden genoemd, een boek in twee delen getiteld Werktreue und Interpretation. In het tweede deel richt Haenchen zich uitvoerig op de Ring des Nibelungen. Waarom bijvoorbeeld de Rijndochters de ring niet terugnemen als Siegfried die aanbiedt. Of de vraag wat het juiste, naar Wagners ideeën, tempo dient te zijn. Onthullend is een grafisch overzicht van exact genoteerde uitvoeringstijden betreffende 29 Ring-cycli vanaf 1876 (Bayreuther wereldpremière) tot en met Haenchens eigen eerste cyclus in 1998. Die van James Levine (uit 1994) is met 15 uur en 36 minuten de langste Ring. De kortste kwam onder leiding van Otmar Suitner tot stand in 1966: 13 uur en 17 minuten. De Bayreuther première onder leiding van Hans Richter (met de hete adem van Richard Wagner in de nek) duurde 14 uur 29. Haenchen blijft mooi in het midden: 13 uur 45 in 1998.

Kenntniss ist alles
Tevens om te markeren dat hij in 2013 zeventig jaar werd, voegde Haenchen de Wagner-hoofdstukken samen met beschouwingen over zijn ruim vijftig jaar durende ervaringen als dirigent met muziek uit de periode van de barok tot en met composities uit de twintigste eeuw. Het eerste deel van de tweeling-uitgave loopt van Bach via Mozart tot en met Beethoven. Deel 2 reikt van Brahms via Mahler tot en met nu. De gebundelde artikelen kwamen in de afgelopen dertig jaar tot stand.
Hij begon te dirigeren als student aan de Hochschule für Musik te Dresden. Zijn eerste partituur betrof een barokwerk door hem opgespoord in het muziekarchief van de Saksische Landsbibliotheek. Want vanaf het begin liet Haenchen zijn dirigeerwerk vooraf gaan door grondig onderzoek naar handschriften en eerste drukken, en naar documenten zoals brieven, dagboeken en meningen van tijdgenoten, om meer inzicht in de componisten en hun werken te verkrijgen. 'Ik ga naar het grondbeginsel te werk: precies doen wat er staat. Niet op je gevoel, maar op basis van inzicht musiceren, dáár gaat het om. Stimmung ist nichts. Kenntnis ist alles, zei Wagner immers zelf al.' Aldus Haenchen in september 1998 toen hij zijn eerste Götterdämmerung dirigeerde. De twee delen bieden dan ook een veelheid aan achtergrondinformatie, wat deze leesboeken het karakter van studieboeken geeft. Gelukkig schrijft Haenchen in een heldere stijl en is zijn Duits voor een beetje geoefende lezer in die taal goed te volgen.

Goddelijke ingreep
Deze bijzondere afronding van het glorieuze Ring-project werd stevig beïnvloed door een opmerkelijke ingreep van de goden op de klassieke Kunstberg. Na de beëindiging van de eerste Ring-cyclus in 1999 werden de decors wel opgeslagen voor een eventuele herneming, maar het was geen uitgemaakte zaak dat Hartmut Haenchen die zou dirigeren.
Toen De Nederlandse Opera in 1999 met een nieuwe chefdirigent verder wilde gaan in de persoon van Edo de Waart, werd hij – met ervaring in een concertante Ring in de toenmalige Vara-matinee – de kandidaat voor de herneming. Maar op de Kunstberg werd er anders over gedacht. Hoe de manipulatie tot stand kwam, blijft in de wolken verscholen, maar De Waart gaf na een paar jaar vrij plotseling te kennen, dat hij niet meer zo’n zin had in het chefschap bij DNO. ‘Dan ook geen Ring’, zo besloot de directie van DNO. Maar de uitvoeringen stonden al gepland; wie dan? Hartmut Haenchen was eigenlijk de enige, logische vervanger, want hij stond op de rol als ‘eerste gastdirigent’.
Een tweede herneming kwam in zicht, in en rond het Wagner-jaar 2013. Toen die beslissing werd genomen, had DNO geen eigen chefdirigent. De Waarts opvolger Ingo Metzmacher was ook voortijdig vertrokken en DNO wilde rustig de tijd nemen om een nieuwe chefdirigent te vinden. Ten derde male werd Hartmut Haenchen door de Kunstberg naar voren geschoven, net voordat Marc Albrecht een contract tekende als chefdirigent.

Kun je het nog?
Op 14 februari kan Haenchen dan ook terugkijken op 31 uitvoeringen van zowel Das Rheingold, Die Walküre, en Siegfried plus 6 generales, oftewel 37 keer iedere opera. Alleen Götterdämmerung haalde 30 voorstellingen plus 6 generales. In totaal met generales er bij 147 uitvoeringen tussen september 1997 en februari 2014. Je kunt ook zeggen: 36 keer een Ring. Als echte cyclus ging de Ring 10 keer, en daar komen nog 4 generales bij, oftewel 14 keer de Ring-cyclus. Hij kan kampioen in de Ring(en) worden genoemd, want welke dirigent heeft dat voor elkaar gekregen? Bovendien steeds in dezelfde, legendarisch geworden productie van Pierre Audi.
Nog interessanter: wat heeft het aan lichamelijke inspanning gekost?
Haenchen lacht bij de vraag. 'Toen ik er aan begon was ik 56 jaar; ik moest veel moeite doen om de reeksen uitvoeringen vol te houden. Nu ik 70 ben, gaat het me veel gemakkelijker af. Pierre vroeg het me toen we over de huidige herneming spraken: kun je het nog?'
Een geestig antwoord is te vinden in Haenchens eerste boek waarin hij het nut van de dirigeerstok bespreekt. 'Die komt tegemoet aan de gemakzucht van de dirigent. De stok is de verlenging van de arm. Zo gauw als ik een dirigeerstok gebruik, kan ik mijn lichamelijke inzet, vooral die van mijn armen duidelijk beperken. Dat is voor werken, die vijf uur of langer duren, ook een zaak van fysieke economie'.

Ervaringsberoep
'Dirigeren is een ervaringsberoep', stelt Haenchen. Hij noemt als voorbeeld de treurmars met het dode lichaam van Siegfried waar diverse teleenheden door elkaar lopen. Gaandeweg leerde hij die passage zo te dirigeren dat alle elementen in elkaar passen. Ook inhoudelijk groeide zijn inzicht. Vanaf het begin van de Ring-productie van Haenchen en Audi werd de Waldvogel door een jongenssopraan gezongen. Zo wenste Wagner dat volgens de aanduiding in de oorspronkelijke partituur. Maar waarom wilde Wagner dat.
Haenchen: 'Bij de tweede editie drong het tot me door dat het geen vrouwenstem kàn zijn, omdat Siegfried vóór hij Brünnhilde ontmoet, nooit een vrouw gezien, noch gehoord heeft. Het is strijdig aan de dramaturgie dat de Waldvogel door een vrouw zou worden gezongen. Met de zangers bespreken we zulke dingen. Ze komen ook met vragen. Bijvoorbeeld: de huidige Gunther, Alejandro Marco-Buhrmester, zei me dat dit zijn zevende keer was dat hij de rol zingt, maar dat nog geen dirigent hem had kunnen verklaren waarom er een grote pauze staat tussen de vraag van Siegfried hoe de zus van Gunther heet en het antwoord van Gunther. Uit die stilte blijkt, zo heb ik hem uitgelegd, dat er meer is dan een broer-zus verhouding tussen Gunther en Gutrune. Gunther schrikt; hij raakt haar kwijt en ook zijn relatie. Met dat inzicht kan een zanger de gevoelens van zijn personage uitspelen.'

Einde Bach-orkest
Haenchen neemt in dit jaar 2014 niet alleen afscheid van de Ring, maar ook van zijn Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach. In 1980 werd hij uitgenodigd om artistiek leider te worden van een kamerorkest voortgekomen uit de Berlijnse Staatsoper, in de toenmalige DDR. Haenchens intrede bracht ook een artistieke heroriëntatie met zich mee doordat als werkgebied gekozen werd voor de rijke muzikale geschiedenis van Berlijn. De werken van Carl Philipp Emanuel Bach, onder meer cembalist en componist aan het Berlijnse hof, kregen onder Haenchens leiding nieuw leven in een uitvoeringspraktijk gebaseerd op de normen van toen. In zijn eerste boek wijdt Haenchen een diepgravend artikel aan het wel, en niet, en hoeveel vibrato.
'Het orkest houdt op te bestaan omdat ik mij na dertig jaar terugtrek; alle instrumentale muziek van Carl Philipp hebben we gespeeld en opgenomen. Bovendien is er geen opvolger gevonden. Het wordt steeds moeilijker om voor de repetities en uitvoeringen de musici bijeen te brengen. Ook telt mee dat het orkest sinds 1990 geen subsidie meer krijgt. De musici spelen zonder honorarium. De inkomsten uit de abonnementsconcerten zijn niet eens genoeg om de huur van de zalen te betalen. In de DDR betaalden we 500 Ostmark. Na de Wende werd het 5000 DM en nu kost de zaalhuur 10.000 euro.'

Godenstrijd
Om het afscheid te markeren, is een concertante uitvoering op cd uitgebracht van de theatrale serenata La Gara degli Dei van Johann David Heinichen die tien jaar geleden werd uitgevoerd in Berlijn, voor het eerst sinds de première in 1717. Een levendig werk met enkele verrassende aria's. In het Nederlands luidt de titel De Godenstrijd. Niet alleen de Germaanse, maar ook de klassieke goden die Haenchen zo welgezind waren, zwaaien hem uit. De dirigent gaat evenwel onvermoeid door: een Lohengrin in Madrid, een Daphne in Toulouse en orkestprogramma's van Helsinki tot Tokio. Een kampioen geeft nooit op.

Werktreue und Interpretation. Uitgave van PFAU-Verlag. ISBN 978-3-89727-499-0. O.a. verkrijgbaar in het Muziektheater.

Dieter David Scholz im Rundfunk: WDR, MDR, SWR, Deutschlandfunk, 14. Januar 2013, 22.05 im Musikjournal.

Hartmut Haenchen: Werktreue und Interpretation
Summe und Fazit eines reflektierenden Dirigenten


Der Dirigent Hartmut Haenchen, ehemaliger Dresdner Kruzianer, galt zu DDR Zeiten als politisch missliebiger Dirigent. Er litt zeitweise unter Dirigierverbot und erhielt erst 1986 die Ausreisegenehmigung in die Niederlande, wo er 20 Jahre lang das Musikleben Amsterdams prägte. Heute ist der vielfach geehrte und ausgezeichnete Dirigent einer der gefragtesten Wagnerinterpreten in aller Welt. Immer wieder hat er sich auch als Autor zu Wort gemeldet. Jetzt legte er in einem zweibändigen Werk mit dem Titel «Werktreue und Interpretation» seine gesammelten Aufsätze vor.

Hartmut Haenchen ist Rekordhalter im Dirigieren von Wagners "Ring". Zweiunddreißig Zyklen der Mammut-Tetralogie hat Hartmut Haenchen bis heute dirigiert. Sein Amsterdamer "Ring" ist nicht nur, was die Inszenierung von Pierre Audi angeht, sondern auch in Bezug auf das Dirigat, eine Sensation. Man hört Wagners "Ring" in Amsterdam völlig neu, denn Hartmut Haenchen dirigiert Wagner anders als die meisten seiner Kollegen. Schon, weil er sich mit den überlieferten Aufführungskonventionen, und vor allem mit dem Notentext, so wie er vorliegt, nicht zufriedengibt.

Die Hälfte seines zweiten Bandes ist denn auch Ausführungen zu Wagners "Ring" gewidmet, für den er ein komplett neues Orchestermaterial erarbeitete. Auf der Grundlage seiner Amsterdamer Studien hat Haenchen eine Art integriertes "Ring"-Handbuch erarbeitet, in dem er eine minutiöse Begründung seiner berechtigten Kritik an falschen Wagner-Aufführungskonventionen und fragwürdigem Notenmaterial darlegt, das Werk musikalisch und gedanklich erläutert, die wichtigsten bisherigen CD-Einspielungen hinsichtlich ihrer Tempi miteinander vergleicht und Druckfehlerlisten beifügt, für alle, die sich genauer mit der Partitur beschäftigen wollen. Aber Haenchen hat auch Aufsätze über Wagners "Tannhäuser" und "Parsifal" geschrieben. Gerade diesem letzten Werk Wagners bescheinigt er eine geradezu "moderne, dialektische, binäre Struktur aus Handlung und Reflexion", die miteinander verwoben seien. Im "Parsifal" gebe es eine "Form des Weiterdenkens während des Stillstands der Musik. "Der Stillstand und die Pausen" seien "zum entscheidenden Faktor der Musik geworden.". "In den Pausen", so Haenchen, "entwickelt sich die Musik unhörbar weiter. ... In den Pausen finden Zeit- und Gedankensprünge statt." Eben deshalb ist die Formel des Gurnemanz "Zum Raum wird hier die Zeit" das Motto von Haenchens brillianter Auseinandersetzung mit Wagners "Weltabschiedswerk".

Richard Strauss habe einmal gesagt, so liest man in Hartmut Haenchens Buch, man müsse 70 Jahre alt werden, um die schwierige Aufgabe des Dirigierens zu begreifen. Im März vergangenen Jahres wurde Harmut Haenchen siebzig Jahre alt. Seit 55 Jahren steht er am Pult. Er galt als Spezialist mal für alte, mal für neue Musik, für Haydn und Brahms, Strauss und Mahler. In seiner Publikation legt er Zeugnis davon ab, dass der Beruf des Dirigenten vor allem ein Erfahrungsberuf ist. - Harmut Haenchen schöpft aus der Fülle langjähriger Erfahrungen. Und er ist ein reflektierender, kein intuitiver Dirigent, dem es mehr um die Sache als um seine Person geht. Er verkauft sich nicht, wie manch einer seiner Kollegen, als Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Sehnsüchte des Publikums oder des Musikbusiness.

Er bekennt denn auch: „Ich gelte als unbequemer Dirigent. Und das bezieht sich auf die Politik und auf die Kunst. Ich bin da nicht sehr kompromissbereit, gebe ich zu.“

Über beides erfährt man viel und eindrucksvolles in den beiden Bänden, sowohl über seine Auffassung des Dirigierens und Interpretierens von Musik, als auch über seine unerschrockene Biographie, über die Stationen seiner Karriere, die ihn von Halle, über Zwickau, Berlin, Schwerin und Dresden Mitte der Achtzigerjahre in die Niederlande führten, wo er fast 20 Jahre lang das Musikleben Amsterdams mitbestimmte und prägte. Ungeniert schreibt er über die Einsicht in seine bis 1989 geführten Stasi-Akten und über die aus heutiger Sich geradezu grotesk anmutenden Umstände seiner Ausreiseaus der DDR, die ihm als unbequemem, politisch nicht zuverlässigem Dirigenten viele Steine in den Weg gelegt habe, bis hin zu Arbeitsverbot. 1986 bot man ihm offiziell an, als "Selbstfreikäufer" in die Niederlande auszureisen. Unter der Bedingung, 20 Prozent all seiner Einkünfte an die DDR zu zahlen. Um das zu überprüfen, habe die Stasi sogar in Amsterdam IMs auf ihn angesetzt. - Tempi passati. - Heute wird Hartmut Haenchen nicht nur in den Konzert- und Opernhäusern Amsterdam, sondern auch in Paris und Brüssel, Leipzig und Mailand, Dresden und Madrid geschätzt und gefeiert als einer der gewissenhaftesten Vertreter seiner Zunft.

Hartmut Haenchen hat in vielen Publikationen und Vorträgen, Moderationskonzerten und Programmheftartikeln Kluges gesagt und geschrieben. In seinem jetzt erschienenen zweibändigen Werk hat er all das gebündelt und zusammengefasst: Summe und Fazit reflektierenden Dirigentenlebens. Darunter essentielle Abhandlungen zu Wagner, Mahler und Brahms, zu Beethoven und C. Ph. E. Bach. Fast wie eine Liebeserklärung liest sich Haenchens Hommage an seinen ersten Lehrer, den Leiter des Dresdner Kreuzchores, Rudolf Mauersberger, der den Grundstein legte für Hartmut Haenchens musikalische Leidenschaft - für alte wie für neue Musik, fürs Dirigieren und fürs gründliche Quellenstudium.

"Glück" sei für ihn, wie er einmal äußerte, eine gute Partitur beim Lesen vollständig zu hören. Innerlich vorauszuhören. Aber es sei nicht nur Glück eines Dirigenten, sondern eine unabdingbare Voraussetzung allen Dirigierens, ebenso wie genaue Partituranalyse.

Die beiden Bände dokumentieren Hartmut Haenchens Auffassungen vom Dirigieren, für Studierende eine ideale Einführung in den Beruf, aber auch sein breites dirigentisches Repertoire: Neben Wagner, Mahler und Strauss dirigiert Hartmut Haenchen ja auch Bach und Haydn, Gluck und Mozart, Bernd Alois Zimmermann und Aribert Reimann. Über all diese Komponisten schreibt er in seinem jüngsten Buch, immer mit wissenschaftlicher Fundierung, aber immer allgemeinverständlich. Und er macht in allen Fällen deutlich, was als sein dirigentisches Credo aufgefasst werden darf: Zurück zu den Quellen! Die Hauptaufgabe des Dirigenten sei es, die Erkenntnisse aus der gewissenhaften Analyse der Partitur im Abgleich mit den Quellen dem Publikum hörbar zu machen, will sagen emotional zu vermitteln. Wenn ihm das gelinge, so sagte er mir einmal, habe er erreicht, was er als Dirigent erreichen könne.

Sein Erfolg auf den internationalen Konzert- und Opernpulten bestätigt ihn. Sein nun vorgelegtes zweibändiges Buch darf man als theoretische Rechtfertigung seiner Art des Dirigierens und der Interpretation von Musik im Spannungsfeld zwischen Werktreue und Interpretation lesen. Die Lektüre ist eine Bereicherung! Man blickt hinter die Kulissen von Oper und Konzert, erfährt viel aus Partituren und musikhistorischen Quellen und lernt in beigefügten Offenen Briefen zu kulturpolitischen Fragen auch den engagierten Dresdner und Zeitgenossen Hartmut Haenchen kennen. Dresden war für ihn, wie er schreibt, stets Flucht- und Zufluchtsort. Eine Diskographie rundet die Textsammlung ab. Man muss sie nicht von vorn bis hinten durcharbeiten. Die Aufsätze können - vom Musikliebhaber - einzeln gelesen werden, um sich über ein Stück zu informieren oder - vom Studenten und Musiker - um sich konkrete Interpretations-Anweisungen herauszusuchen. Eine nützliche, hochinformative Publikation jenseits aller eitlen Künstlerautobiographik. Sie macht dem Beruf des gebildeten und verantwortungsvollen Dirigenten alle Ehre. Man möchte sie nicht nur jedem Hartmut Haenchen-Fan wärmstens empfehlen.
Dr. Dieter David Scholz

http://klemmdirigiert.twoday.net, 13. Dezember 2013

Im Pfau-Verlag Saarbrücken ist ein zweibändiges Werk des Dirigenten Hartmut Haenchen erschienen: Viel Information und sehr nützliche, wichtige und fundierte Hinweise (Vorhalte, Artikulation, Tempi, Vibrato, Aufführungspraxis allgemein von Bach bis Reimann...) für schlappe 35 Euro! Glückwunsch dem Autor und dem Verlag - nach Hermann Scherchens "Lehrbuch des Dirgierens" und Hans Swarowskys "Wahrung der Gestalt" vielleicht das wichtigste Lehrbuch für Dirigent/innen.
Prof. Ekkehard Klemm

Het Parool, 14. Januar 2013, Seite 8

Handbuch für den zukünftigen Dirigenten
In Werktreue und Interpretation fast Hartmut Haenchen ein Dirigentenleben von 55 Jahren zusammen. Eine Meisterklasse in zwei Teilen.
Memoiren sind es nicht, wohl aber die Zusammenfassung von 55 Dirigentenjahren von Artikel, die er in dieser Zeit geschrieben hat. Viele davon werden hier erstmal herausgegeben. ... Noch mehr: Dies Buch ist Pflichtlektüre für jeden Musikstudenten und professionellen Musiker....
Erik Voermans

Die vollständige Rezension ist als pdf unten angefügt.


Im Goethe-Institut Amsterdam präsentierte Hartmut Haenchen im Gespräch mit DNO-Dramaturg Klaus Bertisch seine beiden Bände "Werktreue und Interpretation" - Erfahrungen eines Dirigenten, die im Schuber beim PFAU-Verlag Saarbrücken erschienen sind.
Der Pfau-Verlag umschreibt die Bücher:

Hartmut Haenchen (*1943) ist seit nunmehr 55 Jahren als Dirigent tätig. Er gilt
wahlweise als Spezialist des barocken, des klassisch-romantischen Repertoires oder der sogenannten Neuen Musik. Diese Wahrnehmung verdankt sich nicht zuletzt seiner ausgiebigen
Quellenforschung, die er im Vorfeld seiner Auftritte betreibt. Das Studieren des Notentextes allein genügt ihm nicht, er taucht ein in die historischen Zusammenhänge des Komponisten, in die Umstände der Entstehung der aufzuführenden Partitur und in die Auührungsgeschichte. Dank dieser akribischen Vorbereitungsarbeit entstehen einzigartige Interpretationen, mit denen Haenchen immer wieder internationale Erfolge feiert. Ein Ausweis hierfür sind die zahlreichen renommierten Auszeichnungen, die er erhalten hat, so mehrfach den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und den Grand Prix de la Critique, die Ehrenplakette für Verdienste um das Werk Carl Philipp Emanuel Bachs; 2000 war er »Künstler des Jahres« in den Niederlanden. Als »Abfallprodukte« seiner Forschung entstanden immer wieder Aufzeichnungen, Texte und Korrespondenz. Auf der Suche nach maximaler Werktreue hat er sich kritisch mit den zur Verfügung stehenden Noteneditionen und Einspielungen auseinandergesetzt und auf der Basis seiner Quellenstudien ggf. die Fehler korrigiert, und er hat dokumentiert, dass es in einigen Fällen sogar notwendig war, eigenes Auührungsmaterial zu erstellen auf der Basis von Kopien der Autographe. In sein Studium historischer Dokumente und Auührungstradition ießen auch immer wieder neuere Forschungsergebnisse ein und werden diskutiert. Haenchens Studien beleuchten allgemeine Fragen des Dirigierens und der Ausbildung, den Schwerpunkt des ersten Bandes bilden Erfahrungen und Recherchen zu Orchesterwerken von Johann Sebastian Bach, der »Schöpfung« von Hoseph Haydn, dem »Orfeo« von Christoph Willibald Gluck, den Opern von Wolfgang Amadeus Mozart sowie zu Werken von Ludwig van Beethoven. Im zweiten Teil steht die Interpretation von Richard Wagners »Ring des Nibelungen« im Zentrum. Ergänzt wird diese eingehende Studie durch Aufsätze zu weiteren Werken Wagners sowie zu Johannes Brahms, Gustav Mahler und Aribert Reimann. Auch Persönliches kommt zur Sprache: dokumentiert wird seine Biographie, seine Kollisionen mit der Kulturpolitik der DDR und sein kulturpolitisches Engagement in Sachsen heute.

Pressestimmen

5 von 5 Sternen
Rezension bezieht sich auf: Werktreue und Interpretation. Erfahrungen eines Dirigenten (Taschenbuch)
dieses Buch ist ein Meer wissenswerter Informationen. Hartmut Haenchen schildert hier einen Haufen interessanter Tatsachen die jeder Liebhaber klassicher Musik lesen muss.
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www.amazon.de · 31. August 2014
5 von 5 Sternen
Lebendige Beschreibung der Erfahrungen eines Meisters..

Musikerfahrungen, aber auch die Person Haenchen selber, sind in eine Sucht lesbar geschrieben.
Eine Entdeckung. Mich freuend. Liebe für Musik stimulierend...
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