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24. April 2006 · Mitteldeutsche Zeitung

Hartmut Haenchen appelliert an Halles Politiker

Ehrendirigent bangt um Staatskapelle

Ehrendirigent bangt um Staatskapelle

 

Hartmut Haenchen appelliert an Halles Politiker

 

erstellt 23.04.06, 18:53h, aktualisiert 23.04.06, 19:02h

 

Hartmut Haenchen (Foto: dpa)

Halle/MZ. Hartmut Haenchen, Ehrendirigent der Staatskapelle Halle und Intendant der Dresdner Musikfestspiele, hat sich in einem Brief an Politiker des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle "mit größter Sorge" über die aktuellen Entwicklungen bei der halleschen Orchesterfusion geäußert. In dem Schreiben, dass u. a. an Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) sowie an Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) adressiert ist, verweist Haenchen auf "sinnvolle Vorschläge für die Fusion beider Institute", die aus den Reihen der Musiker gekommen seien.

Dennoch würde nach der fristlosen Entlassung von Hannes Schmidt (die MZ berichtete) nun ein genereller Verzicht auf das Amt des Intendanten geplant. Haenchen, der von 1986 bis 2002 u. a. die Niederländische Philharmonie leitete: "Ich bin - nach nahezu 20 Jahren als Chefdirigent eines großen fusionierten Orchesters - fest davon überzeugt, dass die Position eines Intendanten keinesfalls wegfallen kann oder durch einen untergeordneten Orchesterdirektor ersetzt werden kann." Bereits jetzt sei ein "vollständiges Entscheidungsvakuum" entstanden, "welches katastrophale Folgen haben wird".

Als Beleg führt Hartmut Haenchen aus, dass er mit der Staatskapelle Halle auch im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele zusammenarbeiten wolle: "Alle geführten Verhandlungen von und mit Herrn Schmidt bis hin zu vertragsbindenden mündlichen Absprachen sind plötzlich in Frage gestellt."

In dem Brief, den der von 1966 bis 1972 als Dirigent der Philharmonie in Halle tätige Haenchen auch an die Stadträte und den halleschen Kulturbeigeordneten Hans-Jochen Marquardt gerichtet hat, fordert der 63-Jährige die Revision der angestrebten Entscheidungen. Der Verzicht auf den Intendanten sei für ein "Orchester der Größe und Bedeutung der Staatskapelle Halle vollständig undenkbar, wenn es nicht zu einer großen Beschädigung" kommen solle.