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26. February 2004

Am 26.Februar wurde musikalisch vor und in dem Rathaus zu Dresden aus Anlaß der Stadtratsitzung gegen die Kürzungspläne im Kulturhaushalt protestiert.

Rundfunk , Fernsehen und Zeitungen waren zugegen

Dresden macht mobil gegen Kulturabbau


Dresden klingt! Was im Frühsommer 2003 ein Werbemotto für die Dresdner Musikfestspiele war, konnte bei der Februarsitzung des Stadtparlaments (am 26.2.2004) als praktizierter Protest wahrgenommen werden. Etwa 70 Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Dresdner Chören haben den Abgeordneten mit deutschen Volks- und Abschiedsliedern ihren Protest gegen die beabsichtigten Einsparungen im Kulturbereich nahegebracht. Die Gründe für dieses spontane Konzert unter der musikalischen Leitung von Maja Sequeira vom Universitätschor Dresden e.V. waren denkbar schlechte:
Die Stadt Dresden spielt mit ihrem Ruf als Kulturmetropole. Ende Januar wurde „Eckdaten des Haushaltskonsolidierungskonzeptes“ der Presse – und nicht etwa den betroffenen Kultureinrichtungen! – verkündet. Neben weiteren Zuschussreduzierungen etwa für Staatsoperette und Theater Junge Generation ist vorgesehen, die Dresdner Musikfestspiele zu schliessen. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Stadt.
Das 1978 gegründete Festival, das unter der aktuellen Intendanz von Hartmut Haenchen zum grössten deutschen Klassikfestival avancierte (150.000 Besucher im ersten von ihm geleiteten Jahrgang), soll dem Sparkonzept zufolge ab 2007 nicht mehr existieren. Dresden kürzt seinen Zuschuss von derzeit 1,5 Millionen Euro dann auf Null (1993: 4,7 Millionen DM). Begründet wurde der Verzicht auf das international renommierte Festival mit dem bevorstehenden Auslaufen von Bundes- und Landessubventionen. Abgesehen davon, dass diese Mittel nur den kleinsten Betrag des von lediglich acht Mitarbeitern ausgerichteten Festivals darstellen, hat Staatsministerin Christina Weiß bereits Wochen vor dem angedrohten Streichkonzert eine juristische Lösung für den Erhalt dieser Zuwendungen vorgeschlagen. Es fehlt also nicht nur der Wille, die kulturellen Schätze des sich sonst so gern als Elbflorenz schmückenden Dresden zu wahren, sondern zudem der Mut, die wahren Gründe dafür anzugeben. Von einmaliger Kulturlosigkeit ist zudem der Verzicht auf jedes Gespräch mit den Intendanten, auch Haenchen und seine Mitarbeiter erfuhren offiziell erst aus den Medien vom bevorstehenden Ende ihrer Einrichtung.
Doch soweit ist es noch nicht. In diesem Jahr werden die Dresdner Musikfestspiele vom 20. Mai bis zum 6. Juni zum Thema »Sagenhaftes« stattfinden, auch die Pläne für 2005 und – als schöner Schmuck für das 800-jährige Stadtjubiläum – für 2006 scheinen gesichert. Trotz des bis 2008 laufenden Intendantenvertrages soll nach dem Willen von Kulturbürgermeister Lutz Vogel („Jetzt können die Leute auch zu Festivals in den Westen fahren.“) und der Beamtenriege um OB Ingolf Roßberg ab 2007 Schluss sein. Dennoch hat die Ausnahmegeigerin Anne-Sophie Mutter sich bereits solidarisch mit dem Festival erklärt, indem sie ihre Bereitschaft signalisierte, 2007 als Carte-blanche-Künstlerin nach Dresden zu kommen. Unterstützung wurde den Festspielen auch in Form dutzender Offener Briefe aus Kultur und Wirtschaft zuteil, so beispielsweise vom Dirigenten Kurt Masur, vom Pianisten Peter Rösel, vom Geiger Gidon Kremer und zahlreichen weiteren Persönlichkeiten.
Haenchen, der seinem Dienstherrn unterdes vorgerechnet hat, dass die Stadt bei einem Wegfall der Musikfestspiele sage und schreibe 4,1 Millionen Euro Mindereinnahmen (Hotelerie, Gastronomie, Mieten etc.) sowie einen unbeschreiblichen Imageverlust hinnehmen würde, erhielt (per Fax!) eine Missbilligung aus dem OB-Büro. Derart kulturlosen Umgang glaubte der Künstler, der 1986 seine DDR-Heimat verliess und als Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie sowie zum GMD der Niederländischen Oper Amsterdam berufen wurde, überwunden.
Gemeinsam mit anderen Intendanten sowie getragen von einer breiten Welle der Sympathie wurde inzwischen ein Aktionsbündnis „Dresden wählt Kultur!“ gegründet, um den Stadtrat zu bewegen, Schliessungsplänen der Dresdner Musikfestspiele nicht zuzustimmen. Am 3. März wird eine Protestdemonstration auf dem Theaterplatz deutlich machen, dass der gegenwärtig vorgesehene Kulturabbau nicht widerspruchslos hingenommen werden kann.


Infos:
www.musikfestspiele.com
www.dresdenwaehltkultur.de
www.haenchen.net


Michael Ernst
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