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25. May 2004

Entdeckung eines neuen Raumes durch eine neue Partnerschaft mit der Manufaktur Glashütte Original, Entdeckung eines neuen Werkes

Weitere erfolgreiche und ausverkaufte Konzerte unter Leitung von Hartmut Haenchen zu den Dresdner Musikfestspielen

Zeit wird Musik

Konzert der Dresdner Musikfestspiele
in der Uhrenmanufaktur Glashütte Original

Glashütte, 23.05. – Da stand ein leidenschaftlicher, temperamentvoll zupackender Dirigent mit Charisma am Pult und dirigierte ein Orchester, das es sichtlich gewohnt ist, auf allerhöchstem Niveau zu musizieren. Hartmut Haenchen, Chefdirigent der Niederländischen Oper in Amsterdam, leitete am Sonntag das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, im zweiten Konzert der so genannten „Manufaktur-Reise“ in der Uhrenmanufaktur Glashütte Original.

Im Rahmen einer Kooperation zwischen der traditionsreichen Uhrenmanufaktur Glashütte Original und den Dresdner Musikfestspielen dirigierte Intendant Hartmut Haenchen sein Carl Philipp Emanuel Bach Orchester. Im wunderschönen Atrium der sächsischen Uhrenmanufaktur im Müglitztal gelangten Werke von C. Ph. E. Bach, Antonio Vivaldi sowie von Joseph Haydn zur Aufführung.

„Man hat hier einen außergewöhnlichen Konzertsaal gebaut, wahrscheinlich ohne es zu wissen“, sagte Haenchen nach dem Konzert. Dementsprechend hatte der Maestro ganz bewusst sein Programm auf das 23 Meter hohe, mit drei freien Galerien versehene Atrium abgestimmt. So konnten die Echoparts in Vivaldis Concerto A-Dur RV 552 für Solovioline und zweite Solovioline „per eco“ sowie in Joseph Haydns Divertimento Es-Dur Hob. II: 39 „Das Echo“ von den Galerien herab erklingen und für bereichernde musikalische Effekte sorgen.

Auf modernen Instrumenten klang die zu der „Sturm-und-Drang-Gruppe“ zählende Sinfonie in c-Moll keinesfalls konventionell-unpersönlich. Haenchens Dirigierart flößt einen „Haydn-Respekt“ ein. In trefflicher Spiellaune zeigte das Orchester seine Qualitäten. Stimmverläufe werden liebevoll und mit Phantasie ausgemalt. Ein virtuos aufgezogener, dramatischer Haydn, angereichert mit schwungvollen Tempi und kantig ausgereizten Akzenten. Das Musizieren wirkt nie gezirkelt und forciert. Haenchen lässt die Melodien ausschwingen. Und es fesseln Attacke und Spontanität der Wiedergabe.
Hartmut Haenchen und sein Ensemble überzeugten durch ihre frisch zupackende und überaus natürliche Art des Musizierens. Ausgezeichnet versteht sich Haenchen darauf, historische und moderne Spielpraxis gelungen miteinander zu kombinieren. Vibrato ist für die Mitglieder des C. Ph. E. Bach Orchesters kein Fremdwort, wie leider für so viele Puritaner des „Original Klangs“. Ganz im Gegenteil, es bereichert das Spiel durch seine fein dosierte Anwendung nur zusätzlich. Mit frechen Pointierungen aufsässig charmant zu sein, das praktiziert das glänzend aufgelegte Kammerorchester aus Berlin in den Revieren italienischer Barockmusik. Sicher wartet das Ensemble nicht mit der dramatisch aufgezäumten Aura scharf artikulierter Klangreden im Sinne der „historischen“ Ensembles auf. Um so mehr fasziniert aber die spieltechnische Präzision. So spielt das aus dem Umfeld der Staatskapelle Berlin stammende Ensemble seinen Vivaldi federnd, punktiert ihn markant und lässt die Musik prickelnd durchatmen.

Ein inspiriertes Publikum spendet im lichtdurchfluteten Ambiente des Atriums der Manufaktur lebhaften Beifall für ein Konzert, das den heutigen Standard im Umgang mit alter Musik auch auf modernen Instrumenten vorzüglich repräsentierte. Für die Uhrenmanufaktur Glashütte Original war dies das erste öffentliche Konzert dieser Art. Geplant sind weitere Veranstaltungen, wie der Präsident des Unternehmens Dr. Frank Müller erklärt. Angesichts der ausgezeichneten Akustik und der angenehmen Atmosphäre wäre dies nur mehr als wünschenswert.

Oliver Bezold


Sächsische Zeitung, 26. Mai 2004


Beengt, aber sehr schön
Freiluftkonzert im Park von Schloss Proschwitz
Von Marcus Brühl

Die spektakuläre Wetterlage über dem Elbtal mit strahlender Abendsonne, schwarzen Wolken und Wetterleuchten ließ es erahnen: Das Freiluftkonzert im Park von Schloss Proschwitz würde so nicht stattfinden können. Die freundlichen Gastgeber und zahlreiche Helfer hatten auch schon die Eingangshalle des Barockschlosses zu Bühne und Zuschauerraum umfunktioniert.

Das Berliner „Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach“ unter Leitung des Intendanten der Dresdner Musikfestspiele, Hartmut Haenchen, fand sich aus dem Stand mit den beengten Verhältnissen zurecht und erfreute seine Zuhörer mit großer Spielfreude, Präzision und der Souveränität eines in über zwanzig Jahren aufeinander eingespielten Ensembles.

Johann David Heinichen, Zeitgenosse Händels und Bachs, komponierte sein Festoratorium „La Gara degli Dei“ anlässlich der Hochzeit des sächsischen Kurprinzen Friedrich August II. und Maria Josepha in Dresden im September 1719. Das anspruchsvolle und froh stimmende Werk wartete seitdem in Archiven auf seine Wiederaufführung. Es war nicht die erste lohnende Entdeckung, die in den letzten Tagen in Meißen und Umgebung zu hören war.

Von der damaligen Uraufführung des Barockwerkes gibt es Zeugnisse, die den „Wettstreit der Götter“ mit seinen sieben Planeten als opulente Inszenierung mit anschließendem Feuerwerk über der Elbe beschrieben.

Die Solisten wurden, ebenso wie mehrere Soloinstrumente, vom Komponisten mit einer großen Zahl dankbarer und virtuoser Rezitative und Arien bedacht. Aus dem hervorragend besetzten Ensemble stach insbesondere die Münchner Mezzosopranistin Katharina Kammerloher als Sonne heraus. Mit warmem Timbre verlieh sie ihrer Rolle stimmliche Entsprechung. Neben Simone Nold als Diana und Olaf Bär als Giove wusste der junge Dresdner Eric Stokloßa mit schön geführtem lyrischen Tenor in einer wunderbar kunstvollen Arie zu gefallen, die mit obligater Laute, Horn und Pizzicato-Bässen überaus bemerkenswert besetzt war.
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