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16. July 2013

Wiederentdeckung(en) - "Es macht gute Laune, dieses Spitzenwerk des Barockmeisters zu hören." - "Exzellente Instrumentalsolisten sekundieren das hochrangige Vokalseptett." (FonoForum)

"außergewöhnliche und musikalisch herausragende Aufnahme!" - BERLIN CLASSICS (0300544BC) startet eine JubiläumsLiveEdition mit der Erstveröffentlichungen von Johann David Heinichens LA GARA DEGLI DEI

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Hartmut Haenchen leitet das Kammerorchester C.Ph.E. Bach seit 1980. Mit diesem Klangkörper produzierte er 55 CDs und DVDs die zahlreiche Preise (darunter ECHO und Grammophone-Nomination) gewannen. Berlin Classics beginnt jetzt eine Serie von unveröffentlichten Live-Aufnahmen, die zahlreiche Weltpremieren auf dem CD-Markt beinhaltet. Die Serie stellt auch eine Art Vermächtnis dar, da der Klangkörper seine Arbeit nach dem 300. Geburtstag des Namenspatrons am 8. März 2014 und einem Konzert mit den "letzten drei Sinfonien" am 1. Mai 2014, nach der Vollendung des in der Welt erstmaligen Zyklus mit allen Sinfonien von C.Ph.E. Bach, beenden wird.
Booklet als pdf unten auf dieser Seite verfügbar
Ich danke allen Solisten und dem Orchester, dass sie diese Veröffentlichung durch Verzicht auf Honorierung möglich gemacht haben und dem Mitglied des Freundeskreises C.Ph.E. Bach Christine Dziengel für die finanzielle Unterstützung

Johann David Heinichen Ersteinspielung nach dem Manuskript der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Mus.2398-L-1.

La Gara degli Dei
(Der Wettstreit der Götter)

Solisten
Alexandra Coku, Sopran (Venera)
Carola Höhn, Sopran (Mercuria)
Simone Nold, Sopran (Diana)
Katharina Kammerloher, Mezzosopran (Il Sole)
Annette Markert, Alt (Marte)
Ralph Eschrig, Tenor (Saturno)
Olaf Bär, Bariton (Giove)

Kammerorchester C.Ph.E. Bach
Orchestersolisten:
Christian Trompler (Solo-Violine)
Christina Faßbender, Christiane Hupka (Querflöten)
Eckehard Hering, Friederike Schmidt (Blockflöten)
Gregor Witt, Gerald Fröhlich (Oboen)
Katja Borggreve, Thomas Jordans (Hörner)

Continuo:
Johannes Petersen (Violoncello)
Ingo Reuter (Fagott)
Matthias Winkler (Kontrabass)
Hansjörg Albrecht (Cembalo)
Stephan Rath (Theorbe)

Dirigent: Hartmut Haenchen

Informationen auf der Website des Labels hier

Der Wettstreit der Götter

„Von den zahlreichen Festen, mit denen die Herrlichkeit des Königs (von Sachsen) die Hochzeit seines durchlauchtigsten Sohnes (Friedrich August II. von Sachsen) und der durchlauchtigsten Erzherzogin (Maria Josepha von Hohenzollern) feiern wollte, hat ihre Majestät, nachdem sie die hauptsächlichsten unter ihnen auf verschiedene Wochentage festgelegt hatte, befunden, die hauptsächlichen Feste von jenen Sieben Planeten ankündigen zu lassen, die den jeweiligen Tagen ihren Namen gegeben haben. Dafür hat man im Königlichen Garten des Palastes einen passenden Ort ausgesucht, wo man auf einer prächtigen Maschine herabsteigen sehen wird: Merkur. Die Sonne. Diana. Mars. Venus. Jupiter. Saturn.“

So beginnt die Einleitung zum Libretto von La Gara degli Dei (Der Wettstreit der Götter). Damit wurde das große Fest der Planeten aus Anlass einer der größten Hochzeitsfeste Europas zwischen Friedrich August II. und Maria Josepha, welches fast den ganzen Monat September 1719 dauerte, eingeleitet. Ein solches Ausmaß eines Festes ist heute, trotz unendlich vieler Festivals kaum vorstellbar: Am 2. September reist die Braut Maria Josepha per Schiff auf der Elbe von Pirna nach Dresden an. Natürlich von den besten Musikern der Dresdner Hofkapelle begleitet. Am nächsten Tag das TeDeum in der Hofkapelle - unterbrochen von 330 Salutschüssen. Das anschließende Gala-Dinner wird von der Hofkapelle und den Sängern der Oper begleitet und am Abend wird Antonio Lottis Giove in Argo gegeben. Der folgende Montag ist einem großen Ball gewidmet, der ganz im Gegensatz zur heute geübten Praxis der angeblich korrekten Besetzung von alter Musik in Kleinstbesetzung, von 94 Musikern begleitet wird. In den nächsten Tagen folgen zwei französische und zwei italienische Schauspiele, Kämpfe mit wilden Tieren im Zwinger, eine weitere Oper von Antonio Lotti, Ring-Rennen und schließlich der erste Höhepunkt: Das Fest der Sonne. Eingeleitet von 64 Trompetern und 8 Paukenisten und umrahmt von Feuerwerken. Der Dresdner Hofkomponist Johann David Heinichen führt mit seinem glanzvollen Werk, welches wir hier vorlegen, die Höhepunkte der Aufführungen zu diesem Fest an, welche eine Folge von großartigen Werken ist, die speziell für diese Hochzeit komponiert wurden.
Der Wettstreit der Götter ist auch ein Wettstreit der sieben Solisten und der außergewöhnlich virtuosen Parts für die Orchestersolisten. Ein musikalisches Feuerwerk, in dem jeder der Götter versucht, seinen Vorsänger zu übertrumpfen. Jupiter hat sich auf einer Insel in der Elbe niedergelassen, um den besten Lobgesang zu beurteilen. Er gibt sich damit nicht zufrieden und fordert die Götter zu einem noch größeren Wettstreit heraus, der das Glück des jung vermählten Paares (Sachsen und Habsburg) besingt. Nach dem Fest der Sonne, waren die Festlichkeiten durchaus nicht vorbei. Es steht eben im Zentrum des Festes und am Anfang einer ganzen Reihe: Das Fest des Mars, das Fest des Jupiters, das Fest der Diana für das Heinichen sein anderes neues Werk Diana su l’Elba schrieb, welches in der Intendanz von Hartmut Haenchen bei den Dresdner Musikfestspielen ebenfalls erstmals wieder direkt an der Elbe erklang, das Fest des Merkur, das Fest der Venus und das Fest des Saturn. Also alle Rollen aus La Gara degli Dei, die in Heinichens Werk vorgestellt wurden, hatten dann noch ihren eigenen Festtag, der noch von weiteren acht Schauspielen, fünf Opern, einem Ballett, verschiedenen Jagden zu Wasser und zu Lande, Bällen, Pferdeballett - begleitet von 32 Oboisten und 6 Hornisten, Feuerwerken, Gala-Dinners usw. umrahmt wurde.
Das Kammerorchester C.Ph.E. Bach hat dieses Werk erneut zur Aufführung gebracht und der 1:1 Live-Mitschnitt wurde von DeutschlandRadio dankenswerterweise mit dieser Aufnahme dokumentiert.
Hartmut Haenchen hatte schon als 15jähriger sein erstes Werk aus der Sächsischen Landesbibliothek für die Aufführung vorbereitet: Johann Adolf Hasses Requiem in C-Dur. Mit diesem Werk, welches er aus dem Manuskript handschriftlich in moderne Partitur brachte, es aufführungspraktisch einrichtete und das Aufführungsmaterial ebenfalls handschriftlich erstellte (damals gab es in der DDR keine Kopiermaschinen), gestaltete er seine Aufnahmeprüfung für die Hochschule für Musik in Dresden. Seitdem hat er zahlreiche Werke aus den Schätzen der heutigen Sächsischen Landes- und Universitätbibliothek wieder zum Leben erweckt.
Für die hier dokumentierte Aufführung stand ihm das originale Manuskript Signatur Mus. 2398-L-1 und die moderne Übertragung von Michael Walter zur Verfügung.
HH

Der Stil des Kammerorchesters C.Ph.E. Bach

Aus einem Spezialorchester für moderne Musik wurde vor mehr als 25 Jahren ein Orchester mit dem Schwerpunkt der frühklassischen Musik. Beiden stilistischen Gebieten ist musikalisch-strukturelles Denken zu eigen und somit der Weg von einem Stil zum anderen nicht so weit, wie man zunächst glaubt. In dieser Gemeinsamkeit liegt auch der Schlüssel zu internationalen Erfolgen der Interpretationen dieses Kammerorchesters.
Aus diesem Blickwinkel ist auch die Frage nach der Wichtigkeit von historischen Instrumenten zu beantworten:
Das Gehör des Menschen wandelt sich, ebenso auch das Gehörte, es wandelt sich der Hörer, also wandelt sich auch die Funktion des Klanges, wandelt sich mit dem Kammerton auch das Tonartengefüge. Die historischen Stimmungen werden zwangsläufig als Transposition erfahren und dadurch geht der Wert von Tonartencharakteristiken verloren. Der Hörer von heute hat die Hörerfahrungen moderner Musik und damit eine veränderte Reizschwelle. Wie ist es möglich, für ein nicht spezialisiertes Publikum auf historischen Instrumenten den gleichen "Effekt" zu erzielen?
Die Größe der Säle, in denen musiziert wird, hat sich auch verändert. Die semantische Komponente - oder nennen wir es (siehe oben) strukturelle - verschwindet unter der stilisierten Aufmachung. Dagegen ist das Studium des Klanges alter Instrumente für bestimmte Ausdrucksgebiete eine unabdingbare Voraussetzung und (z.B. bei der Bogenführung für bestimmte Tanzsätze) oftmals die einzig mögliche Basis unserer Interpretation. Das gleiche gilt von der Kenntnis der musiktheoretischen Werke des 16.-18. Jahrhunderts. Ohne ein fortwährendes Studium dieser immer besser erschlossenen Quellen ist die "Übersetzung" des Notentextes zu lebendiger Interpretation nicht wirklich denkbar. Das verlangt auch nicht nur allein das Studium der Epoche, aus der das Werk stammt, sondern vor allem auch der interpretatorischen Vorgeschichte, um eben das Besondere, das Veränderte, den neuen Einfall deutlich machen zu können. Mehr als 200 theoretische Schriften aus dem 16.-18. Jahrhundert sind der Wissensspeicher für die Einrichtung des Notenmaterials des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach. In diesen Einrichtungen, die bis zu ergänzenden kompositorischen Arbeiten gehen, wird deutlich, dass Werktreue in diesen Jahrhunderten nicht im notengetreuen Abspielen von Musikstücken bestand, sondern in größtmöglicher Fantasie. Wenn man nicht außer Acht lässt, dass die bereits 1627 von Carlo Farina beschriebenen und in den Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Gottfried Walther vorgeschriebenen klanglichen Effekte wie col legno, pizzicato, scordatura und sul ponticello zu Heinichens Zeit bereits 100 Jahre zur Aufführungspraxis gehörten, so muss das Orchester gerade mit seinen Klangfarben als dramatisches Ausdrucksmittel verwendet werden. Das betrifft auch die Bogenführung nach den Regeln der großen Violinschulen und die Behandlung des Vibratos als Verzierung. Ein non vibrato als Grundsatz der Spielweise dieser Zeit ist ein heutiger historischer Irrtum. Im Gegenteil: Alle Instrumentalisten wollten der Singstimme, die nach eindeutigen Aussagen von Giulio Caccini bis Johann Crüger unbedingt vibrieren können musste, nacheifern. Eine wirklich „authentische“ Aufführung kann es nicht geben. Es wird also nur eine (von vielen) nach stilistischen Erkenntnissen mögliche Interpretation entstehen. Das muss aber das Gewissen eines jeden Interpreten von sich selbst verlangen.
Hartmut Haenchen

Eine eingeschworene Gemeinschaft

30 Jahre Leitung des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach durch Hartmut Haenchen, 2010 Eine Art „Perlenhochzeit“... Ein Grund um ein wenig zurückzuschauen: 1978 dirigierte ich – damals noch Chefdirigent am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin – das Kammerorchester Musica Nova der Deutschen Staatsoper Berlin – so hieß es offiziell – erstmalig. Die Verbindung entstand durch eine lange Reihe von Gastdirigaten an der Staatsoper Berlin und in Konzerten der Berliner Staatskapelle seit 1971. Ein Dirigent mit vielen Erfahrungen in Uraufführungen und ein in moderner Musik (wie der Name des Orchesters schon sagt) spezialisiertes Orchester trafen aufeinander.
Wir versuchten neuen Werken den Weg zu ebnen. Dies war nicht einfach, da wir die Werke, die wir aufführen wollten, aus politischen beziehungsweise Valuta-Gründen nicht spielen durften, und die, die wir spielen sollten, nicht spielen wollten. Inzwischen ereignete sich in Schwerin ein politischer Eklat zwischen der SED-Bezirksleitung und mir als Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Staatstheaters, der zur unmittelbaren Kündigung führte . Nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass es sich nicht nur um einen Bruch mit Schwerin handelte, sondern dass alle nachfolgenden Verträge (zum Beispiel als Chefdirigent der Komischen Oper Berlin) sowie Auslandsreisen und Gastdirigate im Land ebenfalls annulliert wurden. Mir wurde bewusst, dass ich plötzlich „Berufsverbot“ hatte. Lediglich Professor Hans Pischner, damaliger Intendant der Deutschen Staatsoper, unterstützte die Idee des Kammerorchesters, mich als Künstlerischen Leiter in Nachfolge von Dieter-Gerhard Worm zu berufen. Das Kammerorchester war sich der Tatsache bewusst, dass man mit mir eine in Ungnade gefallene Person zum Leiter ernennen wollte. Wie für alle Verträge des Kammerorchesters– gleich ob für Musiker oder Dirigenten – galt hier ein Wort als Vertrag. Dieses Wort hält nun mehr als 30 Jahre. Eine Zeit, in der das Profil des Orchesters vollständig verändert wurde.
Aus den oben beschriebenen negativen Erfahrungen entstand die Idee, Entdeckungen in der Berliner Musikgeschichte zu suchen. So lag es auf der Hand, den Kammercembalisten Friedrich II. Carl Philipp Emanuel Bach zum Namenspatron zu machen. In den 1980er-Jahren war er weitgehend in Vergessenheit geraten, und seine Musik war doch die Avantgarde des 18. Jahrhunderts. Inzwischen kann das Kammerorchester mit einigem Stolz sagen, dass seine Werke wieder zum Repertoire in der ganzen Welt gehören.
In den folgenden Jahren entstanden wichtige CDs und DVDs (insgesamt 55 unter meiner Leitung), die das Orchester weltweit bekannt machten. Dadurch wurden Tourneen möglich und damit auch mein „Berufsverbot“ langsam wieder aufgehoben, da die DDR dadurch Valuta verdienen konnte. Inzwischen haben wir alle wichtigen europäischen Festivals besucht, in einem großen Teil der europäischen Länder und vielfach in Japan gastiert. Mit der Eröffnung des Konzerthauses bekamen wir eine neue „Heimat“. Die Jahre 1989/90 brachten dann Veränderungen, die den Weiterbestand des Orchesters in Frage stellten, da die Kosten einer eigenen Reihe mit den Einkünften durch ein vollständig anderes Preisgefüge nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen waren. Nur durch die übereinstimmende, noch immer anhaltende Bereitschaft von Orchester, internationalen Solisten und Dirigent, unsere Konzertreihe ohne Honorar aufrecht zu erhalten, ist dieses Kleinod erhalten geblieben und hat vielerlei Ausgrabungen aus der Berliner und Brandenburgischen Musikgeschichte zu klingendem Leben erweckt. Insgesamt sind es etwa 90 Werke, die so wieder den Weg in die Musizierpraxis gefunden haben. Gemeinsam haben wir ein Repertoire von mehr als 600 verschiedenen Werken aufgebaut, und ständig kommen neue Werke dazu. Nach diesen langen Jahren möchte ich allen meinen tiefen Dank aussprechen, zumal wir heute in einer kurzlebigen und auf materiellen Erfolg gerichteten Zeit leben, in der solch lange künstlerischen Verbindungen die absolute Ausnahme darstellen. Dank an die Musiker und die mit uns arbeitenden Solisten, die die besondere Arbeitsweise und die ungewöhnlichen Qualitäten des Orchesters schätzen und so eine ungewöhnliche Konzertreihe in Berlin erhalten haben. Dank auch meinem treuen und neugierigen Publikum und denjenigen, die das Orchester immer wieder unterstützen.

Stereo, 1. August 2013

,,Exzellente Instrumentalsolisten (Hörner!) sekundieren das hochrangige Vokalseptett. Haenchens Tempi sind straff, rhythmische Konturen sind prägnant herausgearbeitet,(...)."

http://ich-habe-gehoert.blogspot.de und Ouverture- Der Klassik-Blog 16. Juli 2013

Ein ganz besonderes Präsent hat das Label Berlin Classics kürzlich dem Dirigenten Hartmut Haenchen zum 70. Geburtstag auf den Gabentisch gelegt. Es handelt sich dabei um die Ersteinspielung der Serenata La Gara degli Dei, eines bedeutenden Werkes von Johann Jakob Heinichen (1683 bis 1729). Der Kapellmeister am Hofe Augusts des Starken hat es für die Feierlichkeiten zur Hochzeit des Kronprinzen Friedrich August II. mit Maria Josepha, Tochter Josephs I. von Österreich, komponiert.
Der Wettstreit der Götter stand einst im September 1719 am Beginn des prächtigen Festes. Merkur, Diana, Mars, Venus, Jupiter, Saturn und auch die Sonne selbst wurden aufgeboten, um in einer Freiluft-Aufführung das Festprogramm zu eröffnen und die einzel- nen Höhepunkte anzukündigen. Das Werk erweist sich aber auch als Wettstreit der sieben Sänger sowie der Orchestersolisten, die ihre Virtuosität mit anspruchsvollen Partien unter Beweis stellen konnten.
Nach der Hochzeit verschwand das Werk im Archiv; diese CD enthält nun die Ersteinspielung nach dem Manuskript, das sich in der Sächsischen Landesbibliothek SLUB befindet. Es handelt sich um den Live-Mitschnitt eines Konzertes am 23. November 2003 im Berliner Konzerthaus durch Deutschlandradio Kultur. Haenchen, der mit dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach schon so manches Werk vom Archivstaub befreit hat, folgte in der Orchesterbesetzung mit 27 Musikern der historischen Überlieferung. Die Rollen der Götter haben Alexandra Coku, Carola Höhn, Simone Nold, Katharina Kammerloher, Annette Markert, Ralph Eschrig und Olaf Bär gesungen. Leider erweist sich das Sänger-Ensemble längst nicht als so ausgewogen und brillant wie das Orchester.
Dennoch wirkt die Musik beeindruckend; Heinichens Werk ist originell, und die Musiker wetteifern darin, es lebendig und mit Esprit vorzustellen. Jubilar Hartmut Haenchen war die CD wichtig genug, die Werkeinführung sowie einen kurzen Text über die langjährige Zusammenarbeit mit seinem Kammerorchester für das Beiheft eigenhändig beizusteuern. Zusätzlich enthält das Beiheft die Gesangstexte mit Erläuterungen. Soviel Sorgfalt erfreut; Dank und Glückwunsch an den Jubilar – und noch viele erfolgreiche Jahre mit seinem hervorragenden Ensemble!

www.concerti.de, 16. Juli 2013

... Der in Alter Musik so kundige wie erfahrene Hartmut Haenchen erfüllt mit seinem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach sowie profilierten Vokalsolisten die Götter im barocken Gewand herrlich mit Leben.
Eckhard Weber

Dresdner Neueste Nachrichten, 1. Juli 2013

... Der gebürtige Dresdner Haenchen huldigt einem opulenten Stück Dresdner Musikgeschichte mit einer frischen Wiedergabe voller Esprit, deren modernes Klanggewand durchsichtig und farbig ist.

FonoForum und STEREO, 1. Juli 2013

Hartmut Haenchen gehört wie Hellmut Rilling oder Helmut Winschermann zu einer Generation von Dirigenten, die sich große Verdienste erworben hat um die Wiederbelebung einer Interpretationsweise der Musik des 18. Jahrhunderts jenseits des philharmonischen Establishments. Dennoch eint diese drei Persönlichkeiten ihr erklärter Widerstand gegen vieles, was im Zuge der Alte-Musik-Bewegung seit den fünfziger Jahren zum Standard geworden ist. Das Album enthält die stolz proklamierte Ersteinspielung der pompösen Festmusik "Der Wettstreit der Götter" von Johann David Heinichen. Solches Repertoire ist heutzutage eigentlich fest in der Hand der Darmsaiten-Fraktion, aber das kümmert Haenchen wenig. Sein Orchester ist klein besetzt, nämlich exakt mit 27 Musikern, wie es für die Uraufführung verbürgt ist. Exzellente Instrumentalsolisten (Hörner!) sekundieren das hochrangige Vokalseptett. Haenchens Tempi sind straff, rhythmische Konturen sind prägnant herausgearbeitet.
Arnd Richter

Audio, 1. Juli 2013

,,... angenehmer Hörstoff für erlauchte Ohren, appetitlich angerichtet von Haenchen und einer akkuraten Tontechnik."

Neue Zürcher Zeitung, 28. Juni 2013

Sängerwettstreit

Neben dem legendären Sängerwettkampf auf der Wartburg gab es auch einen an der Elbe: Anlässlich der Hochzeit von Kurprinz Friedrich August von Sachsen und der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern im Jahr 1719 steigen Jupiter, Venus, Merkur, Diana, Mars, Saturn und die Sonne nach Dresden hinunter. Unter dem Schiedsgericht des Göttervaters streiten sie über ihren Anteil an der Verkoppelung des Paars und überbieten sich mit Vorschlägen, mit welchen Spektakeln das grosse Fest angereichert werden soll. So kann man den Inhalt des Gelegenheitswerks «La gara degli dei» zusammenfassen, das Johann David Heinichen, kurz zuvor zum kurfürstlich-sächsischen Kapellmeister ernannt, zur erlauchten Hochzeit komponiert hat. Der Dirigent Hartmut Haenchen hat diese «Serenata» aus dem Archiv der Sächsischen Landesbibliothek ausgegraben und mit seinem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach zu neuem Leben erweckt. Obwohl der formale Ablauf des «Götterwettstreits» einer stereotypen Abfolge von Rezitativ und Arie folgt, lebt das Werk durch ausgeprägte Charaktere der Protagonisten und eine auch instrumental abwechslungsreiche Musik. Der Wettstreit findet primär auf der musikalischen Ebene statt. Besondere Hervorhebung unter den Solisten verdient die Venus der bekannten Mozart-Interpretin Alexandra Coku, die ihren Part mit grosser musikalisch-sprachlicher Präsenz gestaltet.

www.kultur-online.net, 26. Juni 2013

Den wettstreitenden Göttern sei Dank!

Es muß schon eine geräumige Kammer sein, in der dieses Kammerorchester aufspielen kann, und die optimalerweise zusätzlich für ausreichend Publikum Platz bietet, denn 27 Köpfe und ebenso viele Instrumente zählt das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, bei dieser Aufnahme, die ich heute vorstelle. Ebenso viele wie einst bei der Uraufführung von «La Gara degli Dei» («Der Wettstreit der Götter»).
Johann David Heinichen komponierte jenes Werk zur Vermählung Friedrich August II von Sachsen mit der Österreicherin Maria Josepha. Beinahe den ganzen Monat September des Jahres 1719 wurde diese Hochzeit in Dresden gefeiert. Es wurden mehrere Opern, Schauspiele, Ballette, sogar Kämpfe mit wilden Tieren dargeboten. Selbst ein Pferdeballett wurde auf viele Beine gestellt. Das Bühnenbild für Heinichens «Wettstreit der Götter» war bombastisch. Die riesige Kulisse war eigens für diesen Anlaß am Elbufer errichtet worden. Die Solisten schwebten zunächst in einer Wolke, die dann durch eine Maschine herabbewegt wurde, über dem Orchester. Heinichens Aufführung war der Höhepunkt dieser Feier. Er hatte seine Sache gut gemacht, sehr gut sogar, denn sein Gehalt wurde nach dieser Hochzeit verfünffacht!
Auf einer Wolke schwebend, fühlen sich nun, beinahe dreihundert Jahre später, viele Klassikliebhaber, denn zum ersten Male erschien «La Gara degli Die» auf einem (nun ja, ich denke, die Auflage wird schon höher sein) Tonträger. Anlässlich des 70. Geburtstages des Dirigenten Hartmut Haenchen (geb. am 21. März 1943 in Dresden!) veröffentlichte EDEL (auf Berlin Classics) den Live-Mitschnitt eines Konzertes aus dem Konzerthaus Berlin (2003). Haenchen ließ es sich nicht nehmen, und es beabsichtigte im Übrigen auch niemand, die begleitenden Texte im Booklet selbst zu verfassen. So findet sich im Beiheft der CD eine Werkeinführung, Interessantes über die Zusammenarbeit mit seinem Kammerorchester sowie die Gesangtexte mit Erläuterungen des Dirigenten.
Im April jährte sich der Geburtstag des Komponisten Johann David Heinichen zum 330. Mal. Es ist bedauerlich, daß zu diesem Anlaß nicht mehr von ihm zu hören gewesen ist. Nicht einmal in meinen Harenberg Komponistenlexikon ist er zu finden, der Gute, der ausgesprochen gute Komponist! Ein Grund mehr Hartmut Haenchen, dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, der Venus (Alexandra Coku, Sopran), dem Merkur (Carola Höhn, Sopran), der Sonne (Katharina Cammerloher, Mezzosopran), dem Mars (Annette Markert, Alt), dem Saturn (Ralph Eschrig, Tenor), dem Jupiter (Olaf Bär, Bariton) und Diana (Simone Nold, Sopran) zu danken. Ein fünffacher Applaus und 25hundert ClassiCüße für diese außergewöhnliche und musikalisch herausragende Aufnahme!
Rosemarie Schmitt

Thüringer Landeszeitung, 22. Juni 2013
Huldigung zum Ehrentag des Dirigenten Hartmut Haenchen
Ein treffliches Geschenk zum 70. Geburtstag hat der Dresdner Dirigent Hartmut Haenchen sich gleichsam selbst bereitet, sein Label hat nur dabei geholfen:

Rechtzeitig zum Ehrentage veröffentlichte Berlin Classics einen zehn Jahre alten Live-Mitschnitt von Johann David Heinichens festlicher Serenata "La Gara degli Dei" (Der Wettstreit der Götter) aus dem Konzerthaus Berlin als Weltersteinspielung. Haenchen musiziert mit "seinem" Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, das er vor fast 30 Jahren unter seine Leitung nahm.
Der Klangkörper, obzwar ehedem als Spezialensemble für zeitgenössische Musik gegründet, gehört zu den Pionieren der Alten Musik. Es genießt bis heute einen guten Ruf unter Barock-Liebhabern; man spielt nicht auf Darmsaiten und zieht durchweg moderne Instrumente den "authentischen" vor, pflegt aber durchaus Spielweisen der historischen Aufführungspraxis. Der Dirigent Haenchen, den man trotz seiner enormen kapellmeisterlichen Vielseitigkeit getrost zu den Experten fürs Alte zählen darf, begründet diese Verfahrensweise mit den veränderten Hörgewohnheiten des heutigen Publikums: Die "Reizschwelle" sei eine ganz andere als damals.

Antike Götter steigen herab
Nicht zuletzt deshalb erklingt auch die aus der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden geborgene Serenata Heinichens nicht in der Besetzung der Uraufführung. Zum prunkvollen Hochzeitsfest des Königssohnes Friedrich August II. und der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern bot man anno 1719 für ein Mammutprogramm u.a. 32 Oboisten und 6 Hornisten auf. Die Kantate schildert, wie sieben antike Götter vom Himmel herabsteigen und in ihrer Huldigung (für die Brautleute) einen sanglichen Wettstreit eingehen. Aus dem vorzüglich besetzten Septett ragen Alexandra Coku (Venus) und Simone Nold (Diana) sowie Olaf Bär (Jupiter) heraus; vor allem aber erfreut man sich am herzerfrischenden Musizieren des Orchesters.
Diesen Sommer dirigiert der Allrounder Haenchen, der als Gast der Weimarer Staatskapelle vor Jahren einmal eine unvergessliche "Alpensinfonie" ins DNT zauberte, in Dresden, Ravello (Italien) und Amsterdam große Wagner-Zyklen; erst im Oktober arbeitet er wieder mit seinem Kammerorchester: C.P.E. Bach und Haydn.
Wolfgang Hirsch

www.klassik-heute.com, 17. Juni 2013
10 Punkte = Höchstwertung

Prunkvolle Hochzeitsfeiern gehörten seit eh und je zum festen Bestandteil königlicher oder fürstlicher Höfe: der Glanz diente zur Machtpräsentation, und darum wetteiferten ja alle Herrschaften. Die Feierlichkeiten in Dresden um die Vermählung von Friedrich August II. von Sachsen und Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern im September 1719 gehören wohl zu den spektakulärsten dieser Ereignisse: es wurden mehrere Opern, Schauspiele, Ballette, aber auch Kämpfe mit wilden Tieren im Zwinger, Pferdeballett und verschiedene Jagden dargeboten – man kann nur hoffen, dass das frisch vermählte Ehepaar wenigstens ein paar Stunden für seine Hochzeitsnacht mühsam ergattern konnte...
Die musikalische Ausstattung war mehr als üppig – wo findet man heute Feierlichkeiten, bei denen 64 Trompeten, 8 Paukenisten, 32 Oboisten usw. auftreten? Einer der Höhepunkte des ausgedehnten Festes war dabei zweifellos die Aufführung der Komposition La Gara degli Dei (Der Wettstreit der Götter) von Johann David Heinichen: in diesem wahrhaft entzückenden Werk streiten die antiken Götter darum, wer mit welcher vokalen und instrumentalen Kunst das beste Lob füür das Brautpaar darzustellen vermöchte. Dabei bedient sich Heinichen geistreich jener musikalischen Charaktere, die am besten zu den einzelnen Göttern passen: Venus singt betörend verführerisch (Arie „A ignoto sposo in braccio", tr. 10), die Sonne zeigt sich mal vital (tr. 4), mal elegant-graziös (tr. 14), in der Arie „Di mia mano" von Jupiter dürfen natürlich die herrlich schmetternden Hörner nicht fehlen. Die vorliegende Aufnahme basiert auf dem Live-Mitschnitt eines Konzertes am 23. November 2003 aus dem Berliner Konzerthaus; sie erschien anläßlich des 70. Geburtstages von Hartmut Haenchen erst jetzt, also fast zehn Jahre später. Es ist – wie oft bei Hartmut Haenchens Einspielungen – ein wahrer Genuß anzuhören, wie der Dirigent eine ungemein facettenreiche Klangpalette entfaltet und dabei stets auf sorgfältig ausgewogene Klangproportionen zwischen Sängern und Orchester achtet. Bei einer Live-Aufführung sind freilich winzige Unstimmigkeiten vor allem in den ansonsten souverän gemeisterten vokalen Partien nicht zu vermeiden, doch dies schmälert nicht den herausragenden Gesamteindruck, zumal das Orchester wieder einmal eine exzellente, lebhafte und akzentfreudige Leistung bietet. Gratulation, Hartmut Haenchen!
Èva Pintér

www.prestoclassical.co.uk, 24. Juni 2013

Dresden has always been a place for celebration, both in the golden Baroque era and today. Recently, Hartmut Haenchen, who was born in the Saxon city on the River Elbe, celebrate his 70th birthday in an atmosphere of sympathetic public approval. The Berlin Classics label has already released many of his recordings – quite a number of them made with his Carl Philipp Emanuel Bach Chamber Orchestra, which he has been directing for over thirty years. The tradition is continued in honour of his birthday with the present recording that centres round a suitably festive theme.

Dresden was also the place where the composer Johann David Heinichen (1683-1729) worked as Kapellmeister at the court of August the Strong, Elector of Saxony. Heinichen composed the Serenata "La Gara degli Dei" (the contest of the gods) for celebrations to mark the marriage of August's son Friedrich August II and Maria Josepha, daughter of Emperor Joseph of Austria. The great political significance of this new union between the houses of Saxony and Habsburg explains the expansive dimensions of the celebrations, which lasted nearly a month! Each god was assigned a day of the week and Heinichen's open-air serenade was not simply a homage to the royal couple sung by the various gods, but simultaneously a preamble and introduction to the entire programme of events to mark the happy occasion.

The original manuscript is kept at the SLUB (Saxon State and University Library) in Dresden, and Hartmut Haenchen, who had already edited this particular work as a fifteen-year-old, performed it with distinguished soloists and his chamber orchestra on November 23, 2003 at the Konzerthaus in Berlin. The 27-piece orchestra faithfully followed the original score thanks to copies of the original copperplate manuscript.

The recording of this event by Deutschlandradio Kultur is now presented for the first time as a premiere recording on CD. The originality and inspired nature of this music, which was considered avantgarde in its time, is still able to astound listeners to this day. This is without doubt an exceptional and outstanding work by the Dresden master of the Baroque, which is well worth discovering.

Alongside the song texts with explanations, the booklet contains an introduction to the work plus input from Hartmut Haenchen about his work with his chamber orchestra. The result is a suitably tasteful CD to mark a special occasion!

Crescendo, Juni/August 2013

... Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach: kristallklar und anmutig. Solistisch ragen Annette Markert und Simone Nold hervor. Um mit den Schlussworten des Chores zu sagen: "Hier möge man für immer das Vergnügen seine Herrschaft übernehmen sehen." Diesen Geist atmet die CD.
MM

www.kultur-tipp.ch1. Juni 2013

Bei königlichen Hochzeiten wurde musikalisch immer gerne opulent aufgetragen. Doch was sich Johann David Heinichen (1683–1729) einfallen liess, als er 1719 mit einer Komposition zur Hochzeit von Maria Josepha von Österreich und Friedrich August II. von Sachsen beauftragt wurde, überstieg herkömmliche Jubelmusik bei Weitem. Heinichen inszenierte den ehelichen Bund zwischen Österreich und Sachsen als Gegenstand eines Wettstreits zwischen sieben Göttern. Hartmut Haenchen und sein Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach haben diese lange vergessene Trouvaille nun musikalisch rekons­truiert und erstmals auf CD herausgegeben. Haenchen hält Musiker wie Sänger zu hoher Präzision und einer äusserst kontrollierten Klanggebung an. Eine feierliche Restnote behält der Live-Mitschnitt von 2003 glücklicherweise bei.
Fritz Trümpi

Aachener Zeitung & Nachrichten, 18. Mai 2013
5 Sterne (Höchstwertung)
... kommt jetzt eine vorzügliche Live-Aufnahme dieses Werkes heraus, natürlich von Haenchen ausgegraben und souverän umgesetzt. Sängerische und instrumentale Höchstleistungen feiern das Hochzeitspaar, die Familien und die Götter. Heute darf man mit den Ohren mitfeiern, auch mit Haenchen. (ark)

Bayerischer Rundfunk 13. Mai 2013
CD-Tipp
Nicht erst das Medienzeitalter kennt angesichts königlicher Hochzeitsfeierlichkeiten den Ausnahmezustand. Dass dergleichen schon vor 300 Jahren vorkommen konnte, belegt Johann David Heinichens Serenata "La Gara degli Dei" ("Der Wettstreit der Götter").

Komponiert für die Vermählung Friedrich August II von Sachsen mit der Österreicherin (und Katholikin!) Maria Josepha, war dieses Werk nur eines von zahllosen Werken, mit denen im September 1719 ganz Dresden beschallt wurde. Und es war zugleich das aufwändigste, für das eigens eine riesige Kulisse am Elbeufer errichtet wurde nebst einer mechanisch gefahrenen Wolke, auf der - über den Köpfen des Orchesters - die Gesangssolisten thronten. Sie sind denn auch die Hauptakteure dieser Serenata, fünf davon als weibliche Partie angelegt, zwei (Saturn und Jupiter) als Männerrollen.
Dass Heinichens Huldigung beim erlauchten Hochzeitspaar bestens ankam, zeigt schon die Tatsache, dass man hernach sein Jahresgehalt von 300 Talern auf stattliche 1500 verfünffachte. Hartmut Haenchen hat hat nun, zusammen mit dem von ihm gegründeten Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und sieben wirklich exquisiten Solisten, dieses Werk erstmals auf CD eingespielt, und zwar in einer Live-Aufnahme, die immerhin schon fast zehn Jahre alt ist, aber erst jetzt veröffentlicht wird anlässlich von Haenchens 70. Geburtstag. Eine Weltersteinspielung, in der zugleich - ganz dem Stück gemäß - die Sängerinnen und Sänger miteinander wetteifern und zwar ganz zum Vergnügen des Hörers und kongenial begleitet von einem 27-köpfigen, sehr musikantisch aufspielenden Orchester.
Matthias Keller

www.amazon.de 3. Mai 2013

4 STERNE

Kursächsisch-vergnüglicher Ohrenschmaus

Es muss ein grandioses Spektakel gewesen sein, als J. D. Heinichens Serenata 1719 anlässlich der Hochzeit des sächsischen Kurprinzen mit einer österreichischen Kaisertochter in einem eigens dafür gebauten Freilufttheater uraufgeführt wurde. Ein im Booklet veröffentlichter Kupferstich zeigt, wie die sieben als olympische Götter verkleideten Sänger (unter ihnen Stars wie der Kastrat Senesino) auf einer mechanischen Wolke thronend die illustren Gäste in eine antike Phantasiewelt entführten. Dass wir nun in etwa ahnen können, wie das Ganze klang, verdanken wir der Veröffentlichung eines bereits 10 Jahre alten Live-Konzertes zu Ehren von Hartmut Haenchens diesjährigem 70. Geburtstag.
Heinichens Musik macht in erster Linie Spaß zu hören. Fast alle Arien stehen in Dur, verlangen schnelle Tempi und präsentieren sich als virtuose Schaustücke für die damals in Dresden engagierten weltbesten Instrumentalisten und Sänger. Heinichen erweist sich hier bereits 1719 als einer der ersten Meister des gerade brandneu aus Italien importierten galanten Stils, der in den kommenden 20 Jahren ganz Europa erobern sollte. Freilich ermüdet die an der Opera seria angelehnte recht starre Abfolge von Seccorezitativ und Dacapoarie bei allem oberflächlichen kursächsischen Glanz recht schnell und der heutige Hörer sehnt sich bald nach händel- oder bachschen Ausdruckstiefen. Die sieben Solisten, darunter bekannte Namen wie Anette Markert, Katharina Kammerloher oder Olaf Bär, machen ihre Sache trotz mancher Live-Abstriche bei Technik, Koloraturen und Intonation recht gut, stellen aber sicherlich keine adäquate Besetzung der Partien dar, die damals für die teuersten Gesangsstars Europas geschrieben wurden. Sehr schade ist es außerdem, dass man für die immerhin drei Kastratenrollen keinen einzigen Countertenor verpflichten konnte, wodurch der gesamte Klang sehr frauenstimmenlastig wird, da Tenor und Bass nur jeweils eine Arie (von 13) zu singen haben.
Größter Schwachpunkt dieser insgesamt recht erfreulichen Aufnahme ist m.E. jedoch der Verzicht auf historische Blasinstrumente. Die Hornisten leisten zwar sauberste Arbeit, ein modernes Instrument kann jedoch niemals den hohen quasi artistischen Reiz der extrem virtuosen Naturhornpartien wiedergeben. Wer die Concerti Heinichens in der Aufnahme mit der Musica antiqua Köln kennt, weiß, welcher Klang dem Komponisten vorgeschwebt haben muss.
Insgesamt schwankt meine Bewertung zwischen drei und vier Sternen, tendiert aber wegen des hohen diskographischen Wertes und der schwungvollen, wenn auch historisch nicht überzeugenden Interpretation in den höheren Bereich. Für alte-Musik -Fans klare Kaufempfehlung!

Sächsische Zeitung, 25. April 2013

Verheißungsvoller Anfang vom Ende

Eine Musik, die staunen lässt, ist ein Götter-Wettstreit. Dirigent Hartmut Haenchen lebt ihn aus. Es ist die erste Bilanz-CD seines Kammerorchesters namens Bach.

Da klingeln die Taler und läuten die Glocken. Morgen erscheint auf CD die Ersteinspielung „Der Wettstreit der Götter – La Gara degli Dei“ vom Dresdner Hofkapellmeister Johann David Heinichen. Diese Serenade ist nicht nur anregend schön. Sie hat auch eine spannende Geschichte und sicher eine große Zukunft.

Das Stück war 1719 zur Hochzeit von Friedrich August II. mit Maria Josepha von Österreich als Open-Air-Spektakel entstanden. Es kam so gut an, dass man das Salär des Compositeurs um 300 auf 1 500 Taler im Jahr erhöhte. Zu verstehen ist das: Denn die einst avantgardistischen Weisen sind selbst für heutige Ohren staunenswert originell und fantasievoll. Man wundert sich, dass der göttliche Wettstreit in den Archiven verschwand – zum Glück in der Sächsischen Landesbibliothek. Dort studierte der Dresdner Musiker Hartmut Haenchen das originale Manuskript bereits in den 1960er-Jahren. Allerdings hatte er erst 2003 die Chance, das Werk aufzunehmen.

Dass die gut abgelagerte Aufnahme aus dem Berliner Konzerthaus jetzt erscheint, hat einen festlichen wie traurigen Grund: Zum einen feiert der Dirigent und Musikausgräber Haenchen 70. Geburtstag, zum anderen ziehen er und das von ihm geleitete Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“ Bilanz. Nach vier Jahrzehnten seiner Existenz wird sich der prominente Klangkörper selbst auflösen. „Nach 30 Jahren als Chef wollte ich die Leitung abgeben“, sagt Hartmut Haenchen. Sie hätten eine ganze Reihe von Dirigenten ausprobiert und auch einen Kandidaten gefunden. „Derjenige aber wollte und konnte letztlich nicht so viel organisatorisch und finanziell investieren wie ich. Das Orchester ist ja ein Zuschussgeschäft: Wir bekommen kein Honorar.“ So löst sich das nur auf mündlichen Absprachen basierende Orchester auf. Aber, sagt Haenchen, „es wird, bei aller Traurigkeit, ein schönes Ende“. So musizieren die Künstler im März 2014 zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel im Berliner Konzerthaus und gehen dann noch mal auf Tournee. Dresden wollte kein Gastspiel. Schlusspunkt wird der 1. Mai sein – mit den drei letzten, wunderbaren Mozart-Sinfonien.

Dieses Ende einer Ära nimmt Berlin Classics zum Anlass, mit eben dem „Götter-Wettstreit“ von Heinichen eine Jubiläums-Live-Edition zu publizieren. „Es folgen feine Sachen, sagt Hartmut Haenchen. „Im Laufe unserer 120 Konzerte ist einiges an Kostbarkeiten und lohnenden Wiederentdeckungen zusammengekommen.“

Die Orchesterbesetzung von 27 Musikern bei Heinichen orientierte sich an der historisch über einen Kupferstich überlieferten Größe der damaligen Zeit. Es macht gute Laune, dieses Spitzenwerk des Barockmeisters zu hören. Gelungen ist auch die aufwendige CD-Box-Gestaltung. Allein das Beiheft ist ein Haenchen-typisches Buch mit den Gesangstexten, mit sprachgewaltige Texten von ihm zum Werk und zur feinnervigen Zusammenarbeit mit diesem erstklassigen Kammerorchester.
Bernd Klempnow

www.musikansich.de, 20. April 2013

GEBURTSTAG MIT ETWAS WEHMUT
Zum 70. Geburstag des Dirigenten Hartmut Haenchen ehrt das Label Berlin Classics ihn kurioserweise mit einem 10 Jahre alten Live-Mitschnitt, denn diese Weltersteinspielung von Johann David Heinichens „La Gara degli Dei“ (Der Wettstreit der Götter) ist schon 2003 entstanden. Andererseits eignet sich natürlich gerade diese prachtvolle Festmusik besonders gut als angemessenes Präsent für einen derart angesehenen Musiker. Haenchen wurde 1943 in Dresden geboren. Seine künstlerische Arbeit in der DDR wurde vom SED-Regime immer wieder nachhaltig behindert; obwohl er sich nicht lautstark als Regimekritiker engagierte, galt er als Staatsfeind. Die Musiker des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach wählten ihn Anfang der 80er-Jahre trotz Dirigierverbots zu ihrem Chef. Verbunden war damit ein Wechsel des bis dahin auf die moderen Musik spezialisierten Ensembles hin zur Musik der Frühklassik. Und die aus dieser Wahl hervorgegangene, verschworene Gemeinschaft des Orchesters mit seinem Dirigenten besteht bis heute. Aus der Verbindung sind viele wohlgeratene musikalische Kinder hervorgegangen. Haenchens Pionier- und Entdeckergeist, seine Suche nach einer musikalischen Wahrheit jenseits bloßer Notentreue und das Bemühen um die Umsetzung musikhistorischer Erkenntnisse in die Praxis kennzeichnen das gemeinsame Oeuvre, welches mittlerweile 55 Tonträger umfasst.

Nun sollen also noch einige hinzukommen, denn der „Wettstreit der Götter“ ist nur der Auftakt zu einer Reihe, die zahlreiche unveröffentlichte Aufnahmen umfassen wird. Die Serie stellt zugleich eine Art Vermächtnis dar, denn das Orchester wird sich nach dem 300. Geburtstag des Namenspatrons am 8. März 2014 und einem Konzert mit den "letzten drei Sinfonien" am 1. Mai 2014 auflösen. Welchen Verlust dies für die deutsche Orchesterlandschaft bedeutet, kann man an der jetzt erschienen CD nachvollziehen: Heinichens Werk, das für die opulenten Feierlichkeiten aus Anlass der Hochzeit des sächsischen Thronfolgers, Friedrich August II., mit der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern geschrieben wurde, erklingt hier in der mutmaßlich originalgetreuen Besetzungsstärke. Dabei tönt das Kammerorchester gewohnt leichtfüssig, silbrig und schlank. Haenchen musiziert eine quirlig-unterhaltsame Festmusik. Wenngleich dies nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass Heinichen gefällige, möglichst wenig Irritationen hervorrufende Konfektionsware lieferte, bekommt das Werk auf diese Weise doch sommerlichen Charme. Die Vokalsolisten agieren dabei solide, obschon nicht auf jenem technischen Spitzenniveau, an welches man sich mittlerweile bei diesem Repertoire gewöhnt hat.
Man darf gespannt sein, welche Ausgrabungen die Reihe noch bereithält. Haenchen und sein Orchester jedenfalls werden uns demnächst fehlen.
Beurteilung: empfehlenswert
Sven Kerkhof

Kunst+Kultur, März 2013

... Haenchen und seine Musiker, die gemeinsam 55 CDs produzierten, spielen mit Verve, sie kosten die originellen Einfälle der Partitur aus. Nicht klingt abgedroschen - Heinichen war ein Raffinierter Tonsetzer.

www.klassiekezaken.nl, März 2013

Johann David Heinichen is een typisch voorbeeld van een componist die in de achttiende eeuw gold als grootheid, maar in de moderne tijd te lijden heeft gehad onder de vergelijking met de barokgiganten Bach en Händel. De laatste decennia wordt zijn muziek echter – terecht! – steeds vaker gespeeld. Deze wereldpremière van La Gara degli Dei (de godenstrijd), een allegorische serenata voor zeven stemmen ter ere van een vorstelijk huwelijk, stamt al uit 2003, maar is nu ter gelegenheid van de zeventigste verjaardag van Hartmut Haenchen op cd uitgebracht. De veelzijdige Haenchen – in Nederland vooral bekend vanwege zijn uitvoeringen van Wagneropera’s – blijkt, getuige deze opname, ook met dit repertoire grote affiniteit te hebben. Zijn eigen Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach levert ritmisch alert en scherp gearticuleerd spel, en op een enkele uitzondering na weten de solisten te overtuigen in hun virtuoze partijen. De aria’s zijn op zichzelf misschien niet heel memorabel, maar Heinichen weet de aandacht van de luisteraar vast te houden door een inventieve orkestratie, die op authentieke instrumenten ongetwijfeld nog beter uit de verf zou zijn gekomen. Het is een sprankelend werk, en de musici weten de feeststemming ervan uitstekend te vangen.
Benjamin Rous
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