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06. October 2008

Hartmut Haenchen wurde von Bundespräsident Horst Köhler am 6. Oktober 2008 aus Anlass des 18. Jahrestages der Deutschen Einheit Hartmut Haenchen aus mit dem BUNDESVERDIENSTKREUIZ ausgezeichnet.

In October 2008 Hartmut Haenchen was awarded the Cross of Merit of the Federal Republic of Germany in recognition of his outstanding contribution to music and the arts. The Award was presented at a ceremony in Berlin by the German President Horst Köhler. Bundespräsident Horst Köhler zeichnete am 6. Oktober 2008 aus Anlass des 18. Jahrestages der Deutschen Einheit Hartmut Haenchen aus.

Bundespräsident Horst Köhler zeichnete am 6. Oktober 2008 in seinem Amtssitz Schloss Bellevue in Berlin aus Anlass des 18. Jahrestages der Deutschen Einheit verdiente Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.
Hartmut Haenchen ist einer von Ihnen. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde von Bundespräsident Theodor Heuss im Jahre 1951 gestiftet. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Das Bundesverdienstkreuz entspricht der internationalen Klasse des Ritters.

hier können Sie die Auszeichnung als Video sehen.

Aus der Begründung des Bundespräsidenten:

Prof. Hartmut Haenchen
Dresden, Sachsen

Er ist einer der vielseitigsten Dirigenten unserer Zeit und sowohl in der Oper als auch im Konzertleben außerordentlich erfolgreich. Er begann als Direktor an der Robert-Franz-Singakademie Halle und als Dirigent der Halleschen Philharmonie. Sein Weg führte ihn an die Deutsche Staatsoper Berlin, zur Dresdner Philharmonie und als Generalmusikdirektor an die Niederländische Oper in Amsterdam. Seit 1980 ist er Künstlerischer Leiter des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach, von 2003 bis 2008 war er Intendant der Dresdner Musikfestspiele. Opern- und Konzert-Gastdirigate in der ganzen Welt bezeugen sein Renommee; viele Auszeichnungen ehren seine künstlerische Arbeit. Als erster Deutscher wurde er 1996 zum Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen ernannt. Außerdem verlieh ihm die Stadt Amsterdam die Ehrenbürgerschaft, vom Land erhielt er die Niederländische Staatsbürgerschaft ehrenhalber.

Rede von Bundespräsident Horst Köhler bei der Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

06.10.2008
Berlin

- Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort. -

Vor kurzem, am Tag der Deutschen Einheit, wurde - zu Recht - einmal mehr an die Tage und Wochen in der Geschichte unseres Landes erinnert, als erst ein paar wenige, dann Hunderte, Tausende und schließlich Hunderttausende von Menschen auf die Straße gingen und mit ihren friedlichen Protesten ein diktatorisches Regime zu Fall brachten. Wir können nicht oft genug an dieses Ereignis erinnern. Denn in ihm steckt eine ganz wichtige und wertvolle Erfahrung: Die Erfahrung, gemeinsam mit anderen etwas bewegen zu können. Die Erfahrung, dass es letztlich immer auf den Einzelnen ankommt. "Ich kann etwas zum Besseren verändern. Ich werde gebraucht." - Diese Erfahrung hat wohl jede und jeder von uns schon in den unterschiedlichsten Situationen und Zusammenhängen gemacht. Es ist eine Erfahrung, die gut tut, die Kraft gibt und die ansteckend wirkt.

Und darum, liebe Anwesende, ist es so wichtig, dass es Menschen wie Sie gibt. Sie haben nicht gesagt "Ich kann ja eh nichts machen", sondern haben etwas getan. Sie zeigen, was sich schaffen lässt, wenn jeder sich seiner Möglichkeiten bewusst wird und das ihm Mögliche dann auch tut. Und Sie sind damit Vorbilder für andere. Dabei könnten Ihre biographischen Hintergründe, Ihre Lebenssituation und auch die Art Ihres Engagements unterschiedlicher kaum sein:

- Wir haben Kunstbegeisterte unter uns, die andere an ihrer Leidenschaft teilhaben lassen;
- und herausragende Wissenschaftler, die ihre Arbeit weit über die Grenzen ihres Fachgebietes hinaus als gesellschaftlichen Auftrag begreifen.
- Wir haben erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer, die weit über ihre eigentlichen Geschäfte hinaus Verantwortung für ihr soziales Umfeld übernehmen, weil sie der Meinung sind, dass Eigentum verpflichtet, und weil sie wissen, dass Engagement eine lohnende Investition ist.
- Wir sehen in unserem Kreis beliebte, bekannte, erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler, Sportlerinnen und Sportler, die ihre Beliebtheit, Bekanntheit und ihren Erfolg als eine Verpflichtung begreifen und gezielt einsetzen, um Gutes zu tun.
- In unserer Mitte sind Menschen, die noch unter der nationalsozialistischen Diktatur gelitten und sich später mit all ihrer Kraft für Aufklärung und auch Versöhnung eingesetzt haben.
- Überhaupt war bei vielen von Ihnen das eigene Erleben die Initialzündung dafür, sich stark zu machen für Menschen, deren Anliegen sonst kaum gehört würden - etwa für benachteiligte Kinder und Jugendliche oder für Menschen mit Behinderung.
- Einige von Ihnen üben ein bedeutendes Amt aus - und nutzen den Einfluss und die Möglichkeiten, die damit verbunden sind, weit über das normale Maß hinaus für das Gemeinwohl.
- Einige von Ihnen besitzen stattliche Vermögen - und haben sich dafür entschieden, mit diesem Vermögen Gutes zu bewirken.
-Und schließlich gibt es diejenigen, die zwar nicht über größere finanzielle Mittel verfügen, dafür aber über eine andere, nicht minder wichtige Ressource: nämlich über Kraft und Zeit. Und dieses Vermögen setzen sie uneigennützig ein: für ihre Mitmenschen und für gute Lebensbedingungen in unserer Gesellschaft und anderswo in der Welt.

Egal, aus welchen Motiven heraus Sie aktiv geworden sind, egal, wofür Sie sich engagieren, mit welchen Mitteln, egal, wo Sie geboren wurden und an welcher Stelle des politischen Spektrums Sie sich selbst sehen - es gibt etwas, was Sie alle eint: Sie haben Ihre Fähigkeiten, Ihre Kenntnisse, Ihre Mittel eingesetzt, um andere zu unterstützen oder eine Sache voranzubringen, die Sie als wertvoll und wichtig erkannt haben. Und dafür sage ich Ihnen heute aus vollem Herzen: Danke!

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, den ich Ihnen gleich verleihen darf, ist zwar im Grunde nur ein Stück Metall. Aber dieses Stück Metall symbolisiert die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Tragen Sie ihn daher mit Stolz und Freude - Sie haben ihn sich verdient, und Ihr Beispiel verdient viele Nachahmer.

Das, was Sie tun, ist nicht nur ein Dienst an den Menschen oder an der Sache, die sie unterstützen - es ist zugleich ein Dienst an unserem Land und Ausdruck einer lebendigen, lebens- und liebenswerten Bürgergesellschaft. Denn: "Der Bürgerstaat ist nicht bequem, Demokratie braucht Leistung." Willy Brandt hat das so gesagt, in seiner Regierungserklärung vor 35 Jahren, und der Satz gilt heute unverändert. Niemand darf sich darauf verlassen, dass der Staat allein es schon richten wird.

Gewiss, der Staat soll ermuntern und aktivieren, und er muss Strukturen schaffen, die dazu beitragen, dass Engagement und Ideen sich entfalten können. Doch das alles nützt wenig, wenn es nicht von aktiven Bürgerinnen und Bürgern mit Leben erfüllt wird; von Menschen wie Ihnen, die zupacken und handeln.

Wenn ich mich hier so umblicke, habe ich allen Anlass zum Optimismus. Auch die Zahlen sprechen für sich: Es gibt in Deutschland immer mehr Stiftungen und eine große Vielfalt von Netzwerken, Initiativen und sonstigen Institutionen der Bürgergesellschaft. Inzwischen ist jeder dritte erwachsene Deutsche unbezahlt und freiwillig für andere tätig; nicht zu vergessen die ungezählten Menschen, die sich mit einem großen Teil ihrer Zeit und ihrer Kraft um hilfsbedürftige Angehörige kümmern. Sie alle zusammen schaffen etwas, was Staat und Verwaltung nie und nimmer organisieren könnten. Sie alle bilden mit Ihrem vielfältigen Engagement die Grundlage, auf der unsere Bürgergesellschaft gedeiht.

Damit, meine Damen und Herren, sind wir wieder beim Tag der Deutschen Einheit, genauer - bei der Frage, was uns eigentlich verbindet - in einem Land, dessen Bewohner sehr unterschiedlich sind in ihrer kulturellen Vielfalt, ihren Lebensgeschichten und Lebensumständen. Ich meine, es ist gerade auch dieses dichte Gewebe einer lebendigen Bürgergesellschaft; es sind die vielen verschiedenen Antworten auf die Frage, wie wir zusammenleben können als Gleiche und doch Verschiedene und wie wir unsere Zukunft gestalten sollten in unserem gemeinsamen, geeinten Land.

Meine Damen und Herren, mein Faible für afrikanische Weisheiten ist inzwischen vermutlich bekannt. Eine gebe ich Ihnen mit auf den Weg: "When spiders web unite, they can tie up a lion." Also "Wenn Spinnen gemeinsam weben, vermögen sie einen Löwen zu fesseln". Ich hoffe, Sie knüpfen vielleicht auch jetzt im Anschluss an die Ordensverleihung den einen oder anderen Kontakt - und weben ansonsten munter weiter.
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