Werke der Größenordnung von Gustav Mahlers Achter Sinfonie bedürfen nicht nur – wie andere Werke auch – einer gründlichen persönlichen Vorbereitung des Dirigenten. Aufstellungsfragen eines so großen Klangapparates sind auch schon immer interpretatorische Entscheidungen die im Zusammenhang mit den Möglichkeiten des Aufführungsortes zu betrachten sind. Sie werden also für jeden Ort andere Entscheidungen erfordern. Mahler selbst macht uns deutlich, wie wichtig ihm diese Dinge sind . Da unter heutigen Umständen eine Vorbereitung, die über Monate verteilt war, nicht mehr möglich ist, ist es auch notwendig, alle Interpreten vor der ersten gemeinsamen Probe mit einigen technischen und musikalischen Wünschen des Dirigent vertraut zu machen. Aus diesem Grund erhalten alle Mitwirkenden Monate vor der ersten Probe den unten stehenden Brief mit meinen Wünschen, die alle auf die musikalische Richtung der Interpretation bereits vorbereitet.
Einige Hinweise zur Interpretation und Aufführungspraxis von Mahlers Achten Sinfonie von H. Haenchen
1.) In Wien und München war zur Zeit Mahlers vorwiegend die deutsche Aussprache des Latein üblich. Ich bitte also um deutsche Aussprache des Pfingsthymnus. (Literaturempfehlung: Vera U. G. Dscherr: Handbuch der lateinischen Aussprache, Bärenreiter-Verlag Kassel 1991, Seite 132 ff)
2.) Dynamische Anweisungen sind natürlich relative Anweisungen. Bei keinem Komponisten aber so genau „durchhört“, wie bei Mahler. Das Werk funktioniert in seiner Konzeption nur durch die unterschiedlichsten dynamischen Bereiche gleichzeitig. Also Mut zum „Auftauchen“ und vollständigen „Verschwinden“ hinter anderen.
3.) Alle Streicherstimmen wurden von HH genau mit Strichen, Artikulation und dynamische Retuschen – wo für die Gesamtbalance nötig – versehen.
4.) Die „Bühnenmusik“ sollte in Amsterdam am Ende der Balkons geteilt zwischen Trompeten und Posaunen mit Richtung Orchester gespielt werden. In Dresden von der Orgelempore (wenn wegen der großen Distanz möglich, dort müssen für die Orgel Fernseh- und Tonmonitor vorbereitet sein und für die Bühnenmusik Tonmonitor wegen der großen Entfernung)
5.) Mater gloriosa sollte in Amsterdam vom Orgelspieltisch oder von Mittelbalkon aus gesungen werden. In Dresden von der 2. Empore über dem Altarraum oder von der Orgelempore.
6.) Aufstehen und setzen für die Chöre:
Chor I und II: 1.Teil: Wir stehen von Anfang an den ganzen ersten Teil, danach
setzen.
2.Teil: Ziffer 20: Alle Männer und Alt I auf. Setzen bei Moderato 5 Takte nach Ziffer
32. 4 Takte nach Ziffer 53 alle auf, bei Ziffer120 wieder setzen. Ziffer 153 wieder auf
und stehen bis zum Ende.
Knabenchor: 1.Teil: Ziffer 37 auf. (Wenn nötig 2 Takte nach Ziffer 68 hinsetzen und
Ziffer 81 wieder aufstehen, sonst stehen bleiben) 2.Teil: 4 Takte nach Ziffer 53
(zusammen mit Chor I und II) aufstehen, 2 Takte nach Ziffer 60 setzen. Ziffer 84
zusammen mir Dr. Marianus auf, Ziffer 89 setzen. Ziffer 153 auf. Ziffer 186 setzen.
Ziffer 210 auf und stehen bleiben.
7.) Hinweise für Knabenchor
1.Teil
1 Takt nach Ziffer 40 atmen nach „cordibus“
4 Takte nach Ziffer 40 atmen nach „..sibus“
2 Takte vor Ziffer 41 atmen nach „cordibus“
2 Takte vor Ziffer 50 atmen nach „munere“
2 Takte nach Ziffer 52 atmen nach „Filium“
3 Takte vor Ziffer 58 möglichst nicht atmen
2 Takte nach Ziffer 58 atmen nach „lumen“
2 Takte nach Ziffer 88 nach „Patri“ atmen
2. Teil
2 Takte nach Ziffer 58 nicht atmen nach „euch“
5 Takte vor Ziffer 59 atmen nach „...verein“
1 Takt vor Ziffer 59 atmen nach „drein“
3 Takte vor Ziffer 60 atmen nach „vertrauen“
3 Takte vor Ziffer 86 atmen nach „Puppenstand“
2 Takte nach Ziffer 86 atmen nach „Unterpfand“
Schlagtechnik und Tempi, Tempovarianten (erste Ziffer ist Anzahl Takte soweit vor oder nach dabeisteht, zweite Zahl (wenn keine Taktangabe auch erste Zahl) entspricht Studienziffer nach Kritische Gesamtausgabe, Universal-Edition und dritte Zahl ist Mälzels Metronom)
1. Satz
Anfang Viertel 124, alles geschlagen wie geschrieben
1 vor 3 poco riten., 3 a tempo
7 Viertel 90-94
5 nach 10 Viertel 98-100
1 vor 12 poco rit., 12 a tempo
1 vor 13 poco rit., dann a tempo
2 nach 13 poco rit., dann a tempo
4 vor 15 leicht beschleunigen
15 ca. 120 (nicht ganz Anfangstempo)
5 nach 16 poch. meno mosso
17 Viertel 124
3 nach 18 in 2
5 nach 18 Schlag bleibt Schlag (in 4) (Viertel 69)
1 nach 19 mit Auftakt Viertel 62
21 Viertel 60
3 nach 22 zu 4 nach 22 minimal Zeit für sub. pp geben
1 vor 23 zweite Hälfte des Taktes in Achtel
2 nach 23 Viertel 144-150
29 in halben
1 vor 30 Schlag bleibt Schlag in 4/Viertel 72)
1 vor 32 Zeit für das cresc. I m Alt 1 geben
32 Viertel 60
33 Viertel 58
1 vor 35 überleiten zu
32 Viertel 52
1 vor 36 überleiten zu
36 Viertel 50
37 in acht Achteln
1 vor 38 Triole ausgeschlagen, Luftpause nur deutliche Luftpause, keine Fermate
38 Viertel 138
54 Viertel 116-20
1 vor 59 „ausholen“ zum Höhepunkt, danach zum Tempo von 54 ca. 116
1 vor 64 „ausholen“ zur Reprise, ruhigeres Haupttempo (ca. 116)
69 ca. Viertel 98
71 ca. Viertel 100
2 nach 72 etwas „nachgeben“ und dann wieder Viertel 100
1 vor 76 bleibt in Vierteln (6)
80 Viertel ca.69
81 Viertel ca. 112
5 nach 83 subito Viertel 96
84 Viertel 124
ab 89 leicht drängen
1 vor 90 in Halben
91 Halbe ca. 80
nach 91 beschleunigen bis 92 Halbe 92
2. Teil
Anfang Viertel 60, im weiteren Verlauf beschleunigt auf 69-72
8 Viertel 66-72
3 nach 9 Viertel 38 (quasi halbes Tempo), 4 nach 9 Viertel 66
2 nach 11 Viertel 50
2 vor 12 Viertel 66
3 nach 14 Viertel 104
15 Viertel 100
1 vor 17 Viertel 102
3 vor 18 Viertel 100
5 nach 18 Viertel 100
19 Viertel 92
4 nach 19 Viertel 88
1 vor 20 Viertel 68
3 nach 20 Viertel 102
21 poco piu mosso ca. 114
24 in 6 Viertel 72 und dann ganz unmerklich beschleunigen bis max. 80
6 nach 32 Viertel 80
2 vor 34 Zeit für subito pp geben
2 vor 35 Viertel 76
36 Viertel 72
37 in 2
38 Halbe 88-92
2 vor 39 Zeit lassen für Abstriche
1 vor 39 in 4
39 Viertel 108
2 nach 43 Viertel 108vv
46 Viertel 88
2 vor 47 Zeit lassen im Auftakt
3 vor 48 Viertel 100-108
3 nach 49 Viertel 100
3 vor 52 Viertel 88
53 Tempo 100
vier vor 54 Halbe
56 Halbe 94
60 Halbe 110
3 nach 62 Halbe 116
68 Halbe 116
1 vor 73 zweite Takthälfte unterteilt
73 Halbe 120
nach 75 ritardieren auf Halbe 84 (3 nach 76) Halbe werden Viertel
5 nach 76 Viertel 84
4 nach 78 Zeit für ppp
81 in Halbe 80
82 Halbe 84
83 Halbe 86
84 Halbe 90
85 Halbe 96 (erreicht)
vor 89 minimal verzögern
93 Halbe 80
94 Halbe 96
4 vor 97 Halbe 80
4 vor 100 Halbe 62
104 Halbe 92
4 Takte vor 106 bleiben in Halben, Halbe werden Viertel
106 Viertel 62 beginnen langsam entwickeln bis max. 84
vor 107 Zeit lassen
109 Viertel 84
112 Viertel 92-100
3 nach 114 molto accellerando
4 vor 115 in Halben schlagen, Halbe 68
4 vor 117 Zeit lassen
117 in Halben 76
vor 118 Zeit lassen
120 Halbe 84
1 vor 126 zweite Takthälfte unterteilt
126 Halbe 120
130 Halbe 88
132 Halbe 92
135 Halbe 100
2 vor 148 wieder Halbe 100
2 vor 152 Zeit lassen
1 vor 153 Zeit lassen
153 a tempo wie 155 Halbe 100
161 Halbe 120
165 in Viertel 102
171 Viertel 60
172 in sehr langsamen Halben 52
176 Halbe 60
178 Halbe 58
181 Halbe 64
182 Halbe 66
183 Halbe 70
4 vor 186 poco a poco verzögern zu meno mosso
186 Halbe 60
187 hier Halbe 56 erreicht
188 Halbe 60
vor 193 „anstauen“
193 Halbe 64
194 Halbe 66, vier Takte später 72 erreicht
195 Halbe 80
2 vor 196 Halbe 92, beschleunigen auf Halbe 120-160
vier vor 197 in 1 (Ganze 88 werden Halbe 88)
197 in Halben 88
199 Halbe 60
5 nach 202 in Vierteln 44, langsamer, quasi Fermate anfangen
208 Viertel 76
210 Halbe schlagen. Halbe 58
211 Halbe 60
2 vor 213 in 4 Viertel 84
213 in Halbe 54
218 Fließend aber nicht schnell, Halbe 84
220 Halbe 60
9 nach 220 Halbe 80
Inspizienz:
- 1.Teil: Ziffer 79 auf Fernblech. Licht !. Nach Satzende ab, Licht aus.
- Mater gloriosa tritt Mittelbalkon rechter Gang
II vier vor 106 auf
Steht ab 106
- Mater gloriosa informieren: wenn möglich weißes Kleid
- Abtritt bei 5 nach 194
Leichter Spot von 106
4 nach 194
- Licht: Ziffer 106( ca. 30‘‘, nachdem sich der Solo -Tenor wieder gesetzt hat) Spot auf Mater gloriosa. 106 auf Mater gloriosa. 5 nach 194 Mater gloriosa langsam ab, Licht zurückfahren.
- Ziffer 210 auf Fernblech. Licht!
- Schallblenden
Hinter Hörner mit einer Reihe Abstand
- Stuhlblenden für 8 Holzbläser (6 Klarinetten, 2 Fag.)
- Solisten-Aufstellungen
I. Teil um den verbindenden Ensemble-Charakter auch mit den Chören akustisch zu unterstützen:
Im 1. Chor 1. Reihe neben Treppe
4 3 2 1
1 = 1. Sopran
2 = 2. Sopran
3 = 1. Alt
4 = 2. Alt
im 2. Chor 1. Reihe neben Treppe
1 2 3
1 = Tenor
2 = Bariton
3 = Bass
II. Teil, um den mehr opernhaften, dramatischen, erzählenden und in den einzelnen Rollen unterschiedlichen Charakter deutlich zu machen:
Solisten vorn
4 Damen links; 3 Herrn rechts
4 3 2 1 Dirigent 1 2 3
A2 A1 S2 S1 Ten. Bar. Baß