Text: Franz Karl Hiemer (nach1001 Nacht)
UA 4. Juni 1811, München Hoftheater
Es war kein Zufall, daß Weber während seiner Privatsekretärstätigkeit für den korrupten und hoch verschuldeten württembergischen Herzog Ludwig mit dem Stuttgarter Theaterdichter Hiemer die Bearbeitung dieser Schuldengeschichte plante. Nr. 3 Takt 1-4
Kurz vor dem schmählichen Ende jenes Anstellungsverhältnisses, am 25. Februar 1810, besuchte der Stuttgarter Theaterdichter Hiemer (der ihm schon das Libretto für die gerade vollendete Oper „Silvana“ geschrieben hatte, Weber im Schuldarrest – in den ihn sein Breslauer Brotherr und sein Vater, für den er aufkommen mußte- hineingebracht hatten (Die Akten liegen heute noch im Staatsarchiv Stuttgart) und hinterließ dabei die folgende, für Außenstehende sicherlich rätselhafte Eintragung in dessen Album amicorum:
„Besinnen Sie sich auf den Chor der Gläubiger Nr. 3 Takt 1-4,
dann machen wir uns über den Berggeist(die Oper Rübezahl) her, der uns den leeren Beutel gutmütig füllen wird, dies wird dann manchem spanisch vorkommen, mir aber nur aber für den Fall, wenn Sie je aufhören könnten, mein Freund zu sein.“ Als Weber nach mehreren Verhören am 26.Februar 1810 aus Stuttgart ausgewiesen wurde, hatte er neben dem delikaten Text zu diesem Singspiel möglicherweise bereits erste musikalische Skizzen in der Tasche. Ende Mai bat er seinen Darmstädter Zimmergenossen Johann Gänsbacher, ihm das Textbuch mit nach Mannheim zu bringen, und nahm dort im August 1810 die Arbeit an der Komposition wieder auf, wahrscheinlich mit dem Chor der Gläubiger.
Nr. 3 Takt 1-4
Die Komposition wurde dann teils in Mannheim, teils in Darmstadt unter den Augen seines Lehrers Georg Jospeh Vogler fortgesetzt. (Weber war 24 Jahre alt). Die Konkurrenz (Giacomo Meyerbeer schrieb unter der Aufsicht des gleichen Lehrers, eine Abu-Hassan-Oper (diese wurde später umbenannt in „Alimelek“) und Weber schrieb eine Kritik über dieses Werk und ließ Meyerbeer ganz glimpflich davonkommen.
Weber sandte die Partitur nach Darmstadt an den Großherzog,(wie er an einen Freund schrieb: Ich werde Abu Hassan dem Grosherzog dedicieren vielleicht speyt er da etwas ordentliches aus. (Er spie) ihm ein fürstliches Honorar aus, das Stück aber führte er nicht auf. Erst bei Webers Aufenthalt in München wurde das Stück uraufgeführt und kurze Zeit darauf erklang es bei dem Vorbild des Abu Hassan- beim württembergischen König in Ludwigsburg, allerdings ohne Webers Namensnennung und der König hörte es sich auch nicht an. Spätere Veränderungen für Gotha und Dresden
Fremdartig türkisches Kolorit. Ouv. Takt 16-23
Ebenfalls im Schlußchor(Anfang bis 8 auf 1),
Hauptmotiv schon im Duett Nr. 1 (25-29)
und in der Ouverture(Anfang-8 auf 1) benutzt (Vorgänger der Leitmotivik)
2 Arie: „glänzen“ mit einer freien Verzierung zum „glänzen“ und die Königin ist nicht überhörbar.
Nr. 2 28-37
Abu Hassan singt: Drum laßt die Lauten bringen, es werden dann Gitarren (glaub mir, der Ton der laute mahlet meine Liebe nicht) mit einem Fagott-Solo, was in Webers Zeit ungewöhnlich war, denn in Opern spielte bis dahin das Fagott mehr oder weniger die Rolle des Verdopplers der Streicherbässe.
Nr. 2 77-85
Drastischer Realismus des Gläubigerchores Nr. 3 Takt 1-4 (Webers dunkler Stuttgarter Erinnerungen)
Vorbild der Opera comique, perfektes Stimmungsbild, keine da capo-Formen
Feinsinnige Instrumentation mit solistischen Instrumentalfarben. Nr. 5 Takt 38-45,
wenn Omar übermütig wird: Nr. 6 Takt 117-Schluß
Ein Rezensent aus Wien schrieb damals zu Nr. 6 (Duett Fatime/Omar): „Diese Musik würde selbst ohne Spiel und Worte den Gang der Handlung ausdrücken.
Ähnliches gilt für das Schlüsselterzett Nr. 7 das Seufzen, die Angst und die Kurzatmigkeit des Omar Nr. 7 Anfang – 10, was sogar von den Bratschen wiederholt wird.
Sogar Omars Magen dreht sich vor Angst um: Nr. 7 27-32 auf 1.nur Viola und Vc
Die große Karrikatur der trauernden Witwe: Klarinette: Nr. 8 Anfang- 6
Das Herz können wir klopfen hören: Nr. 9 Anfang-Takt 3 auf 1.Viertel
Räumliche Wirkung des Herannahen des Haruns (Kalif) im Terzett mit Marsch und Chor Nr. 9
In seiner Autobiographie von 1818 schweigt er sich über den Schuldturm aus. Hat aber schon seine Grabinschrift fertig (die übrigens nicht in Dresden auf seinem Grabe steht.
„Hier liegt einer, der es wahrhaft redlich und rein mit Menschen und Kunst meinte.“