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Ingeborg Finke-Siegmund zum 90. Geburtstag

Veröffentlich in den Dresdner Neuesten Nachrichten

Die hochgeschätzte Dresdner Pianistin und Klavierpädagogin feiert ihren 90. Geburtstag am 4. Dezember. Die Jubilarin, die u.a. bei Hugo Steurer studierte, gab ihren ersten Soloabend im Kriegsjahr 1942 in Dresden und war als Solistin bis 1952 tätig, als sie an die heutige Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ berufen wurde. Von nun an widmete sie sich ganz ihren pädagogischen Aufgaben und stellte darüber hinaus Lehrpläne für die Musikschulen der DDR zusammen und edierte Klavierschulen für Kinder. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Ingeborg Finke-Siegmund wurde in Asch, heute Tschechien, geboren. Ihr Vater, Pfarrer und später Superintendent in Dresden, wurde von den Nationalsozialisten 1933 des Amtes enthoben und inhaftiert. Ereignisse, die sie deutlich geprägt haben. Sie heiratete den Dresdner Komponisten, Klavierpädagogen und Musikkritiker und Schriftsteller Hermann Werner Finke, der viele Jahre für die Sächsischen Neuesten Nachrichten schrieb. Ihr stets offenes Haus (oder besser gesagt kleine Wohnung, wo die Flügel kaum Platz hatten) gehörte sozusagen zu den musikalischen Salons Dresdens. Hier wurde musiziert, gewissenhaft studiert, philosophiert und auch viel gelacht. Hier war eine Lehrerin, die das Arbeiten ganz allgemein lehrte, das Arbeiten an sich selbst, das Arbeiten am Werk, das selbstlose sich Hineinvertiefen, das kritische Urteilen über Andere ( auch über Große und Berühmte ), aber auch das Anerkennen anderer Leistungen.
Ingeborg Finke-Siegmund hat als Pädagogin ganze Generationen von Pianisten, Dirigenten und Instrumentalisten ausgebildet. Der berühmteste ist sicher Peter Rösel, der heute selbst, wie auch Christina Haupt, einer weiteren Schülerin von Ingeborg Finke-Siegmund, Professor an der Hochschule für Musik in Dresden ist. Aber auch z.B. der Konzertmeister der Dresdner Philharmonie Ralf-Carsten Brömsel ist durch ihre Schule gegangen, Dirigenten wie Christian Kluttig, Hans-Peter Richter und Hartmut Haenchen erhielten neben vielen anderen ihr pianistisches Rüstzeug. Weit über ihre Emeritierung hat sie junge Menschen angeleitet und ihren großen Erfahrungsschatz weitergegeben. Bis ins hohe Alter nahm sie am Dresdner Musikleben teil und beriet viele Musiker. Der Jubilarin sei Dank gesagt an ihrem Ehrentag. Ihr Lebenswerk wird weit in die nächsten Generationen reichen.

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