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Mozart, Wolfgang Amadeus: Zur Frage der Vorschläge

Grundlagen der Aufführungspraxis

Eine vollständige PDF-Datei mit allen Fußnoten und Beispielen können Sie am Ende des Textes downloaden. Also the english summary.

Zur Frage der Vorschläge in Mozarts Zeit
Kurze Zusammenfassung für Sänger und Instrumentalisten, dargestellt an einigen Opern Mozarts. 1989.

Wenn man davon ausgeht, daß fast alle Autoren von musikalischen Schulwerken zwischen 1750 und bis nach1800 einige Grundregeln zur Ausführung von Vorschlägen übereinstimmend aufstellten und die Differenzen sich vor allem auf die Streitfrage der Ausführung von kurzen Vorschlägen und deren Subtraktion oder Antizipation beschränken, bleibt es erstaunlich, wie lange sich in der Mozartinterpretation unserer Zeit die Aufführungspraxis des späten 19. Jahrhunderts hält. Den Bruch in der Aufführungspraxis kann man auch heute noch zurückverfolgen: Noch bei Manuel Garcia in seinem Traité complet de l'art du chant, Paris 1841 findet man die richtige Ausführung nach den Regeln des 18. Jahrhunderts . Danach veränderte sich die Darstellung der Vorschläge in dem Maße, wie neuere Schulwerke aktuell wurden, die andere Ausführungen oder keine Ausführungen beschreiben. Das gipfelt in Behauptungen wie bei Adolf Beyschlag in Die Ornamentik in der Musik, Lichterfeld 1907 (und über 50 Jahre immer wieder aufgelegt) der genau das Gegenteil darstellt und sich teilweise auf Edward Dannreuthers Musical Ornamentation, London 1893-95, beruft aber eben nicht auf die originalen Quellen. Diese Praxis ist heute fest zementiert und wird weitgehend ohne kritische Hinterfragung von den Vertretern der sogenannten „authentischen“ Aufführungspraxis fortgesetzt. Schließlich hat Gustav Mahler bei seiner Tätigkeit in Wien konsequent alles Appoggiaturen, Improvisationen, Verzierungen aus der Aufführungspraxis verbannt und alle Vorschläge kürzer ausführen lassen, was aus seiner Zeit verständlich war, aber leider bis heute Vorbildcharakter hat.

Heute muß man sich auch bewußt machen, warum die Vorschläge nicht ausgeschrieben wurden: Für den Continuospieler war es wichtig sofort die richtige Harmonie zu erkennen. Deswegen wurden harmonisch nicht untermauerte Vorhalte als Vorschlag notiert. Einig sind sich alle Theoretiker darüber, das bei subtrahierten Vorschlägen die Betonung auf dem Vorschlag liegt und die Hauptnote leicht zu nehmen ist.
Da die von verschiedenen Theoretikern des 18. Jahrhunderts immer wieder geforderte Notation des Vorschlages im Werte der Ausführung sich nicht durchgesetzt hat, sind wir auf die Realisierung der Regeln angewiesen.

Versucht man die verschiedenen Schulwerke der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Werke W.A. Mozarts anzuwenden, muß man sich folgende Regeln und ihre Ausnahmen vergegenwärtigen :

1.) Wenn die Hauptnote in zwei gleiche Teile geteilt werden kann, so erhält der Vorschlag die Hälfte davon. Siehe Beispiel 1 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
Heinichen: S. 527 f. (Hier erscheint erstmalig beschrieben der Übergang zur
langen Ausführung.)
Tartini: (Original) S. 4
Quantz: VIII, § 2
C.Ph.E. Bach: I. 65, II. §11
L. Mozart: S. 195, IX. §3
Tosi-Agricola: S. 61, II
Altenburg: S. 114
Spohr: S. 170
Hiller: VII, §12. XII, §3
Rellstab: S. VIII, II
Rigler: S. 31
Hummel: S. 391
Türk: S. 210
Koch: Sp. 1721

2.) Vor einer punktierten Note bekommt der Vorschlag zwei Teile der Hauptnote, also bleibt für diese nur der dritte Teil. Siehe Beispiel 2 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
Heinichen: S. 527 f §9 Anmerkung a
Tartini: Original S. 5, Nachdruck S. 67
Quantz: S. 79, VIII, §8
C.Ph.E. Bach: S. I. 65, II, §11
Tosi-Agricola: S. 61, II
Marpurg: („Die Kunst...“) S. 22
Hiller: (..."musikalisch richtigen"...) VII, §12; XIII, §3
Altenburg: S. 115
Rigler: S. 31, V, 11
Türk: S. 210. III, 2 §12
Rellstab: S. VIII, II
W.A.Mozart: S. 17 (hier schreibt Mozart erstmals den exakten Wert der
Ausführung auf)
Koch: Sp. 1722 und 1725/26
Hummel: S. 392, III, 1, 6, Kap. §4
Spohr: S. 170
Garcia: S. 62

3.) Wenn an eine Note eine gleich hohe, kürzere gebunden ist, bekommt der Vorschlag den ganzen Wert der ersten Hauptnote. Siehe Beispiel 3 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
C.Ph.E. Bach: S. I. 65, II, §11
Tosi-Agricola: S. 61, II
Hiller: („...musikalisch richtigen...“) VII, §12; XII, §3
Altenburg: S. 115
Rigler: S. 32, 12, e
Türk: S. 212. III, 2 §14
Rellstab: S. VIII
Koch: Sp. 1723/24
Spohr: abzuleiten aus S. 170
Garcia: S.63

4.) Ausnahmen von diesen Regeln bilden Vorschläge, die vor mehreren gleich langen Noten stehen, vor Sprüngen, vor Triolen, vor kurzen Hauptnoten, vor kurz abzustoßenden (staccato) Tönen, zu Anfang eines Stückes und nach Pausen stehen.

(Bei diesen Vorschlägen weichen die Theoretiker wohl in der Frage der Antizipation und Substraktion ab, doch nicht in der Ausführung als kurzer Vorschlag).

4.a) Zwischen gleichen Hauptnoten stehende Vorschläge werden kurz gespielt.
Siehe Beispiel 4 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
Walter: S. 89 ff §7 (antizipiert)
Quantz: S.79, Tab. VI, Fig. 9 und 10 (antizipiert)
C.Ph.E. Bach: Tab. IV, Fig. IX, g (abgeleitet) (subtrahiert)
Marpurg: („Abhandlung von den Manieren") S. 17, 3 und S. 19, 4 (subtrahiert)
Marpurg: („Anleitung zum Clavierspielen") S. 48, I, IX, §4 aber auch S. 50 § 1
(also subtrahiert und antizipiert)
L. Mozart: S. 200, IX, §9 (nennt das Beispiel nur für mehrere halbe Noten)
(subtrahiert)
Tosi-Agricola: S. 67 (subtrahiert)
Hiller: („...musikalisch-zierlichen...") S. 43, §9
Altenburg: S. 116, Bsp.b (subtrahiert)
Türk: S. 220, III, 3 §21 (subtrahiert) läßt aber auch Ausführung nach Regel 1 zu.
Koch: Sp. 1725/26
Rellstab: S. VIII (er beschreibt die „antizipierte Praxis" und „subtrahierte Theorie"!)
Hummel: S. 392, III, 1, 6, Kap. §6 (verlangt die Notation mit durchgestrichen Achtel)
Spohr: Lange und kurze Ausführung je nach Notation

Es wird also deutlich, daß die kurze Ausführung mindestens bis über das Jahr 1800 als allein verbindlich galt. Erst mit dem Bedeutungswechsel des Vorschlages mit durchgestrichener Achtelnote als kurzer Vorschlag tauchen mehrere Varianten auf.

4.b) Stellt der Vorschlag eine nach oben abspringende Terz dar, wird er in den häufigsten Fällen kurz ausgeführt. Siehe Beispiel 5 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
Walter: S. 89 ff , §7 (antizipiert)
Quantz: Tab.VI, Fig. 25 (siehe auch S. 80)
C.Ph.E. Bach: S. I, 66, II, §13
Marpurg: („Abhandlung von den Manieren") S. 19, 4 (subtrahiert)
Tosi-Agricola: S.66
Hiller: („...musikalisch-zierlichen...") S. 43, iV, §9
Altenburg: S. 116
Türk: S. 222 ff, III, 3, §23
Koch: Sp. 1725/26
Rellstab: je nach Notation


4.c) Stehen Vorschläge vor mehreren auf oder absteigenden Terzen, so werden die Vorschläge kurz ausgeführt, jedoch kann der dritte lang ausgeführt werden. Siehe Beispiel 6 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
Walter: („Praecepta...") S. 88 ff §7 (antizipiert mit unbetonter Ausführung des
Vorschlags)
Tartini: Original S. 7, Neudruck S. 69
Die Vorschläge sollen „leicht durchlaufen" und die Hauptnote soll betont
sein. Bei Achtelnotation der Hauptnoten ist die Länge der Vorschläge
„unbestimmt, scheinbar entspricht sie etwa der Hälfte". Stehen die
Hauptnoten als Viertel ist die Ausführung der Vorschläge „so kurz wie
möglich".
Quantz: S. 78, VIII, § 7 kurze unbetonte Ausführung, auf keinen Fall die
lombardische Ausführung. (also antizipiert)
C.Ph.E. Bach: S. I, 70, II, §24 (subtrahierte Ausführung, im Adagio auch als Triole)
Marpurg: („Abhandlung von den Manieren") S. 19 (subtrahiert)
Marpurg: („Anleitung zum Clavierspielen") S. 48, I, IX, §4 (subtrahiert mit Akzent
auf Hauptnote), S. 50, I, IX, II, §3 (antizipiert mit verkehrt geschwänztem
Vorschlagsnötchen zum Unterschied)
L. Mozart: S. 200, IX, §9 (antizipiert)
Tosi-Agricola: S. 67, II (antizipierte und subtrahierte (S. 64) Ausführung)
Im Adagio als Triole, dritter Vorschlag lang.
Marpurg: („Die Kunst...“), S. 22
Hiller: („...musikalisch-zierlichen...") S. 39, §5 (antizipiert und dritter (letzter)
Vorschlag lang)
Altenburg: S. 116 (subtrahiert)
Türk: S. 22 ff, II 3, §23 (subtrahiert)
Koch: Sp. 1725/26
Rellstab: S. VIII , II (subtrahiert) (Im Adagio als Triole)
Hummel: S. 392, III, 1, 6, Kap. §6 (subtrahiert mit betonter Hauptnote)
Spohr: S. 171 (subtrahiert bei entsprechender Notation mit durchgestrichenem
Achtel)

4.d) Steht folgende klassische Figur Vorschlag vor Achtel mit nachfolgenden zwei Sechzehnteln, so ist der Vorschlag kurz auszuführen (und nicht wie heute stark verbreitet als vier gleiche Sechszehntel.) Siehe Beispiel 7 in der pdf


Dies bezeugen u.a.:
Walter: S. 89 ff §7
Tartini: (Original), S. 7, (Nachdruck), S. 69, (Frage von Subtraktion oder
Antizipation nicht eindeutig zu klären)
Quantz: S. 197, XVII, 2, § 20 (antizipiert)
C.Ph.E. Bach: S. I, 66, Tab. III, Fig. 8
Marpurg: („Abhandlung von den Manieren") S. 17
Tosi-Agricola: S. 66, II (subtrahiert) (Hier wird - wie bei Quantz - ausdrücklich auf
diesen Fall hingewiesen)
Hiller: („...musikalisch-zierlichen...") S. 44, Kap. IV
Rigler: S. 31, V. 9
Türk: S. 226 und 225 (subtrahiert)
(Er läßt als erster auch die Ausführung mit vier gleichen Sechszehnteln
zu, wobei der Vorschlag eine scharfe Betonung bekommen muß.)
Hummel: S. 392, III, 1, 6. Kap. §6
(Hier werden auch beide Arten zugelassen, jedoch gibt es wie oben
erwähnt hier schon den Bedeutungswechsel der durchgestrichenen
Achtelnote als kurzer Vorschlag.)

Sicher ist es wichtig zu wissen, daß Mozart und seine Zeitgenossen das durchgestrichene Achtel, wie es heute als kurzer Vorschlag bekannt ist, grundsätzlich als einzeln stehendes Sechszehntel verstanden. Dies war also kein Zeichen für einen kurzen Vorschlag, wie wir es heute kennen.
Aus den Quellen ist eindeutig zu entnehmen, daß hier eine Veränderung in der Aufführungspraxis erst Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte, die auch bei Mozart nicht übliche Notationen verlangte. Die heute häufige Praxis der Ausführung von gleichen Sechszehntelnoten geht also auf eine erst zwei Jahre vor Mozarts Tod erstmals als alternative Möglichkeit dargestellte Praxis zurück. Kann also in keinem Falle als einzige Lösung für die Ausführung bei Mozart dargestellt werden. Lediglich bei verschiedenen sehr schnellen Tempi wird sich, wie bei Türk beschrieben, die zweite Möglichkeit mit deutlichem Akzent anbieten.

5.) Folgt einer Hauptnote mit Vorschlag eine Note gleicher Tonhöhe, so kann der Vorschlag den vollen Wert der Hauptnote bekommen. Siehe Beispiel 8 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
Telemann: abgeleitete Appoggiatur-Regel
Scheibe: S. 218
C.Ph.E. Bach: S. I, 67, II, §16 (abgeleitet)
Tosi-Agricola: S. 63, II (abgeleitet)
J.Haydn: Hier eindeutige Klärung des oben angeführten Sachverhaltes.
Türk: S. 212, III, 2, § 15 (abgeleitet)
Rellstab: S. VIII

6. Tritt die Harmonie (z.B. im Orchester oder Klavier) erst später ein, so kann von der Regel 2 abgewichen werden und der Vorschlag erhält nur ein Drittel des Wertes der Hauptnote. (Die Anwendbarkeit auf Mozart ist nicht eindeutig beweisbar). Siehe Beispiel 9 siehe pdf

Dies bezeugen u.a.:
Hiller: („...musikalisch-zierlichen...") S. 40, Kap. IV, §6
Türk: S. 240
Rellstab: S. VIII

7. Folgt einer Hauptnote mit Vorschlag eine Pause, so kann der Vorschlag den vollen Wert der Hauptnote bekommen und die Hauptnote in die Pause fallen. Siehe Beispiel 10 siehe pdf

Zu berücksichtigen sind dabei jedoch musikalische und textliche Interpunktion, sowie die Atemmöglichkeiten.

Dies bezeugen u.a.:
Quantz: S. 80, VIII, §11
C.Ph.E. Bach: S. I, 64, II, §12
L. Mozart: S. 198, IX, §5
Tosi-Agricola S. 61, II
Türk: S. 212 (nur bei „zärtlichen" Stellen)
Rellstab: S. VIII

8. Um den Charakter der Punktierung zu erhalten, kann bei vorhergegangener Anwendung der Regel 2 die dem Punkt folgende Note verkürzt werden. Siehe Beispiel 11 in der pdf

Dies bezeugen u.a.:
C.Ph.E. Bach: S. I, 65, II, 2, §11 und Tab. III, Fig. VI
L. Mozart: S. 197, IX, §4
Türk: S. 211
Rellstab: S. VIII

9. Vorschläge können in dem Rahmen ihrer Dauerregel weitere Verzierungen beinhalten. Siehe Beispiel 12 in der pdf

Dies bezeugt u.a.:
L. Mozart: S. 202, IX, §10

10. Vorschläge mit mehreren Noten sind kurz und antizipiert auszuführen. Lediglich F.W. Marpurg und C.Ph.E. plädieren für die Substraktion.

Dies bezeugen u.a.:
Koch: Sp. 1727/28 (er notiert es auf der Zeit schreibt aber, daß die Betonung auf
der Hauptnote liege.)
Marpurg: („Die Kunst...“S. 24





Bibliographie

1. Wolffgang Caspar Printz: Compendium Musicae; Dresden 1689; Reprint: Hildesheim
1970.

2. Johann Gottfried Walter: Praecepta der Musikalischen Composition, Weimar 1708.

3. Georg Philipp Telemann: Vorrede zum Harmonischer Gottesdienst, Hamburg 1725.

4. Johann David Heinichen: Der Generalbass in der Composition, Dresden 1728.

5. Johann Gottfried Walter: Musikalisches Lexikon, Leipzig 1732.

6. Giuseppe Tartini: Regole per arrivare a saper ben suonar il Violino entstand vor 1750
und wurde durch Abschriften seiner Schüler überliefert, Moek-
Ausgabe, 1961.

7. Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung die flute traviersière zu spielen,
Berlin 1752.

8. Carl Philipp Emanuel Bach: Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen,
Berlin 1753 und 1762.

9. Friedrich Wilhelm Marpurg: Abhandlung von den Manieren, Berlin 1754. Bisher
unveröffentlichtes Manuskript der Deutschen Staatsbibliothek
Berlin. Sign.: Mus.ms.theor.553.

10. Friedrich Wilhelm Marpurg: Anleitung zum Clavierspielen, Berlin 1755.

11. Leopold Mozart: Gründliche Violinschule, 1756.

12. Pier Francesco Tosi/Johann Friedrich Agricola: Anleitung zur Singkunst, Berlin 1757.

13. Friedrich Wilhelm Marpurg: Die Kunst das Clavier zu spielen, Berlin 1762

14. Johann Adolf Scheibe: Abhandlung über das Rezitativ, Leipzig 1764/65.

15. Johann Adam Hiller: Anweisung zum musikalisch-richtigen Gesang, Leipzig 1774.

16. Franz Rigler: Anleitung zum Klavier, Wien 1779.

17. Johann Adam Hiller: Anweisung zum musikalisch-zierlichen Gesang, Leipzig 1780.

18. Daniel Gottlob Türk: Klavierschule, Leipzig 1789.

19. Johann Carl Friedrich Rellstab: Anleitung für Klavier-Spieler, Berlin 1790.

20. Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem, Manuskript, 1791

21. Johann Ernst Altenburg: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen
Trompeter und Paukerkunst, Halle 1795.

22. Heinrich Christoph Koch: Musikalisches Lexikon, Frankfurt/Main 1802.

23. Johann Nepomuk Hummel: Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum
Piano-Forte-Spiel, Wien 1828.
24. Louis Spohr: Violin-Schule, Wien 1832.

25. Manuel Garcia: Traité complet de l‘art du chant, Paris 1841


SUMMARY from „Zur Frage der Vorschläge in der Musik der Klassik 
Kurze Zusammenfassung für Sänger und Instrumentalisten, dargestellt an einigen Opern und Violinkonzerten Mozarts und Beethovens Fidelio (1989)“ in Hartmut Haenchen „Werktreue und Interpretation“, Band 1, 2. Ausgabe, Pfau-Verlag. (Alle Rechte vorbehalten)


About Grace Notes in the Vienna Classic
Hartmut Haenchen

Short summary for singers and instrumentalists demonstrated using examples from
several operas and violin concertos by Mozart and Beethoven' FIDELIO
Almost all authors of treatises between 1750 and 1800 have established basic rules about the execution of grace notes.

The main controversial subject refers to the execution of short grace notes and whether they should be played on or before the beat (aniticipation or subtraction).

Manuel Garcia's treatise „Traité complet du l'art du chant" is still deeply rooted in the 18th century tradition.
In later years authors change the rules in their treatises according to contemporary performance standards or don't mention the topic at all.
However, they don 't rely on the original sources from the 18the century any more.

In his performances in Vienna Gustav Mahler did ban all sorts of appoggiaturas, ornamentation, Improvisation and all grace notes had to be executed shortly.

Grace notes which don't belong to the main harmony haven't been written out in order to give the Continuo player the chance to understand the right harmony straight away without any distraction.
All theorists agree that in the execution of substracted grace notes (on the beat) the grace note should be stressed and the main note is light.

Many theorists from the 18th century did promote the notation of the grace note according to its value. This notation practice did not prevail and therefore we have to rely on the realization of the rules formulated in the treatises and apply them on the works of the Vienna Classic.

If the main note can be divided in two equal half's, the grace note gets on half (ex.1 page 38) promoted by Heinichen, Tartini, Quantz, CPE Bach, L. Mozart etc.

2. Before a dotted note the grace note gets two thirds of the main note. For the main note remains only one third. (ex.2 page 38) promoted by Heinichen, Tartini, Quantz, CPE Bach etc.

3. If an identical but shorter note is slurred to a main note with grace note this grace note receives the full value of the first main note. (ex. 3 page 38) proved by CPE Bach, Tosi-Agricola, Hiller etc.



4. Exceptions to the previously mentioned rules are grace notes which appear before a sequence of notes with the same value, before jumps, before triplets, before short main notes, before staccato notes, in the beginning of a piece and after rests.
In those cases theorists disagree whether the grace notes should be anticipated or subtracted.
However they all agree that the grace notes should be executed shortly.

4a. Grace notes between two long main notes have to be played shortly. (ex.4 page 38) proved by Walther & Quantz. (anticipated), CPE Bach (subtracted), Spohr (long or short execution depends on the notation) etc. It becomes clear that a short execution of the grace note was mandatory until about 1800. Afterwards with the appearance of the notation with the grace note as a crossed quaver various versions appear.

4b. If the grace note represents a jump upwards a third it will mostly be executed shortly. (could be anticipated (Walther) or subtracted (Marpurg)

4c. If the grace notes are placed in a sequence of thirds going up- or downwards they have to be executed shortly. However the the third grace note could be played long. (ex.6 page 38). proved by Walther (grace note anticipated, unstressed), Tartini (grace notes should be played lightly, main note stressed), Quantz (grace notes short and not stressed, anticipated), CPE Bach grace note, in Adagio as triplet) etc.

4d. In the pictured rhythmical structure the grace note is to be executed shortly (and not as four even semiquavers as it is usually done nowadays. (ex.7 page 39).
proved by Walther, Tartini (not clear whether subtracted or anticipated), Quantz (anticipated), CPE Bach, Türk (he allows the execution as four even semiquavers with a strong accent on the grace note) etc.

It is clear that the execution of the above mentioned rhythmical structure as jour even semiquavers appeared for the first time two years before Mozart's death as an ALTERNATIVE version. It can therefore not be applied as only solution in Mozart's music. Only in very quick tempo markings the new alternative version (as described by Türk with a sharp accent on the grace note) is to be applied.

5. Is a main note (with grace note) followed by a note of identical pitch the grace note can receive the full value of the main note. (ex.8 page 39) proved by Telemann, Scheibe, CPE Bach etc.

6. If the accompanying harmony (orchestra or contino) comes in later rule 2 can be varied. this case the grace note receives only one third of the value of the main note (it can't be In entirely proved whether this rule can be applied to Mozart). (ex.9 page 39).
proved by Hiller, Türk, Rellstab

7. If a main note (with grace note) is followed by a rest the grace note can receive the full value of the main note and the main note can fall therefore into the rest (ex. 10 page 39). However, musical and textual punctuation as well as breathing of the leading voice has to be considered.
proved by Quantz, CPE Bach, L. Mozart etc

8. In order to keep the character of the dotted rhythm the note which follows the dot can be shortened after having applied rule 2. (ex.11 page 39).
proved by CPE Bach, L.Mozart, Türk, Rellstab

9. Grace notes can include further ornamentations within their duration. (ex.12, page 39) proved by L. Mozart

10. A sequence of many grace notes (for example a turn) are to be executed shortly and before the beat. Only FW Marpurg and CPE Bach plead for a subtracted execution.
Proved by Koch (notates the grace notes on the beat, but writes the the main note should
stressed), Marpurg


The treatises used for this summary of rules date from the period between 1700 and 1847. Therefore the rules can be applied also for composers such as Haydn, Gluck as well as Beethoven and Schubert.
In the early 19th century the Basso Continuo lost its importance and therefore it was not any more necessary to notate the harmony as clear as possible and identify notes which don't belong to the harmony as grace notes.
Beethoven's tendency is to write out the exceptions to the rules (as shown in the examples from Fidelio on page 44/45 - the fat figures are the numbers in the opera, followed by the bar number - the indication are based on the Bärenreiter edition of the opera).

Appoggiatura supplemento:
Since Beethoven indicates a few appoggiaturas and also writes out some in their full value or specifically asks for places without one has to be careful adding more appoggiaturas.

Dynamics:
Wagner has copied Beethoven's way of marking sequences of chords with a new f or ff for each cord.
Wagner writes in a letter to Gustav Schmidt that "with each f or ff the note should start strong and decay then in order to start the next f or ff again with full strength."
This peculiarity in notation obviously doesn't read as a continuous increase of volume as it is very often executed nowadays.

Articulation:
Beethoven's friend Moscheles describes very clearly in his Etudes op. 70 the meaning of articulation markings and there is no doubt this should be applied for Beethoven and other composers of the Vienna Classic.
Staccato dot: „,The dot changes the second half of the note into a rest."
Staccato stroke: „The staccato stroke requires the attack of the note even shorter and changes three fourths of its value into a rest."
Slur above staccato: „When you see a slur above staccato dots or strokes the note needs to sound three fourths of its value. In a slow movement the notes can almost sound the full length of their value. In this case there is only a very small gap between each note.“

The same rules apply to chords or two notes who sound at the same time with the addition that they should be played with a subtle arpeggio.

Two, three or four notes under a slur: „In this case the last note needs to be played as if it was notated with a staccato dot.“

Moscheles also asks to shorten the second dotted note in a „Lombardic rhythm'. The dot
therefore reads as a rest.
He also explains how to execute a trill if the tempo or the length of the note don't allow the
performer to play a full trill (at least 7 notes). He suggests to „,trill'" two notes before the beat starting on the main note (on the contrary in the early classic trills still start from above).

Moscheles also gives a clear answer to the question whether an arpeggio should be played on or before the beat: The top note should be on the beat!

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