CDs / DVDs

www.klassik.com, 22. July 2004
Große Leichtigkeit und eine ‘geläufige Gurgel’

Interpretation: 5 von 5 möglichen

Klangqualität: 5 von 5

Repertoirewert: 5 von 5

Booklet: 4 von 5

Die Aufnahme einiger Konzertarien Mozarts stammt aus jenem Erfolgsjahr (von Chr. Oelze) 1994 und wurde von Berlin Classics 2004 neu aufgelegt. Zusammen mit dem Kammerorchester ‘Carl Philipp Emanuel Bach’ unter der Leitung von Hartmut Haenchen musiziert Christiane Oelze neun von Mozarts Konzertarien, die er über sein ganzes Leben verteilt für die unterschiedlichsten Sängerinnen komponierte. Da sich das Orchester - obwohl es auf modernen Instrumenten spielt - der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat, wurde auf eine genaue Edition der ausgewählten Stücke geachtet. Dies wird besonders durch die wohldurchdachten Einsätze des Cembalos dokumentiert.

Um es kurz zu machen: Die Einspielungen der damals 25 jährigen Sängerin sind rundum gelungen und begeisternd! Schon in der ersten Arie ‘Ah se in ciel, benigne stelle’ gelingt es ihr eindrucksvoll, ihre außergewöhnlich schöne Stimme zu präsentieren und ihre überragenden technischen Fähigkeiten anzudeuten. Die Phrasen klingen spielerisch und leicht, während die Kolloraturen als das Selbstverständlichste der Welt erscheinen. Sie sind durchweg kristallklar gesungen und keine Intonationsschwäche trübt ihren Glanz. Das Orchester unterstützt die Sopranistin bei ihrem Vortrag stets exakt und wohlüberlegt. Jedes Ritardando und jede kleine Zäsur werden organisch mitgefühlt, ohne dabei zu übertreiben oder den Hauch von Künstlichkeit auftreten zu lassen. Das vorgegebene Niveau wird über die vollständige Aufnahme gehalten. In der Szene mit Rondo für Sopran, Solo-Violine und Orchester KV 490 ‘Ch'io mi scordi di te? - Non temer, amato bene’ gelingt es auch der Violinistin Anja Weithaus souverän, sich der Klasse der Interpretation anzuschließen. Mit einem warmen und weichen Ton trägt sie so maßgeblich am Gelingen einer besonders eindrucksvollen Musiknummer bei.

Ihr ausgeprägtes dramatisches Gespür kann Christiane Oelze besonders in der Komposition Rezitativ, Arie und Kavatine für Sopran und Orchester KV 272 ‘Ah, lo previdi! - Ah, t'invola’ unter Beweis stellen. Hier lässt sich sehr gut erahnen, welche Möglichkeiten die Sopranistin in einer Opernrolle auf der Bühne zu bieten hat. Stimmungsumschwünge zwischen dramatisch-verzweifelt und lyrisch-hingebungsvoll wirken außergewöhnlich glaubhaft und ergreifend. Insgesamt stellt die Arienzusammentstellung eine gute Auswahl aus Mozarts Schaffen dar, die man sicherlich immer und immer wieder hören kann. Ein Kuriosum zum Schluss: Im Booklet befindet sich dankenswerter Weise der italienische Text der Arien - eine Übersetzung sucht man allerdings leider vergebens.

Martin Ballmeier