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Münchner Abendzeitung, 04. October 2006
Hartmut Haenchen und die Philharmoniker

Im Gasteig präsentierten die Philharmoniker ein Programm abseits des Mainstream, unspektakulär, aber heikel. Schließlich gehört die „Reformations“-Symphonie von Mendelssohn nicht unbedingt zu den Meisterwerken romantischer Orchesterliteratur. Und auch Schuberts As-Dur Messe kann daneben gehen: In ihrer Mischung aus Klangexperimenten und religiösem Pathos ist sie alles andere als leicht aufzuführen.
Der Dresdner Gastdirigent Hartmut Haenchen tat bei Mendelssohn das einzig Richtige. Dramatik statt erhobener Zeigefinger – das Rezept stimmte. ... (zu Schubert:) Das Ergebnis konnte sich hören lassen. Chor und Orchester umschifften souverän alle Klippen. Der Dirigent achtete darauf, jegliche frömmelnde Attitüde zu vermeiden. Und die Solisten (Alexandra Coku, Monica Groop, Christian Elsner, Michael Volle) hüteten sich vor opernhafter Theatralik. Der Einsatz lohnte sich. Selten hat man die Schönheiten dieses oft unterschätzten Meisterwerkes so eindringlich vernommen wie diesmal.
Volker Boser
Münchner Merkur, 04. October 2006
Bodenhaftung
Philharmoniker mit Hartmut Haenchen

...und doch lässt sich auch diesem posthum publizierten Werk (Reformations-Sinfonie) ein gewisser Reiz nicht absprechen. Beim Debut am Pult der Münchner Philharmoniker versuchte Hartmut Haenchen erst gar nicht, eventuell vorhandene Unebenheiten zu leugnen, sondern nahm die Partitur so, wie sie ist. Klar als Zitate erkennbar blieben die eingeflochtenen musikalischen Anleihen – vom „Dresdner Amen“ bis hin zum Luther-Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“-, denen der Dirigent mit sorgsam gedehnten Tempi besonderen Nachdruck verlieh.
Trotz religiöser Thematik verlor Haenchen dabei jedoch nie an Bodenhaftung, und bot eine gewissermaßen säkularisierte Annäherung an das Werk.....
Tobias Hell