Chamber orchestra

Sächsische Zeitung, 17. May 2005
Funkelnde Diamanten

Wenn Peter Rösel im Rahmen seiner Carte blanche alle fünf Konzerte und das Rondo B-Dur am Sonnabend und Sonntag innerhalb von zwanzig Stunden spielte, ist das schon wegen der physischen Leistung beachtenswert. Allerdings mussten die Konzerte nicht mit äußerster Kraft gespielt werden, weil Orchestergröße und die akustischen Bedingungen der Semperoper ein beinahe kammermusikalisches Musizieren erlaubten. Zudem neigt Rösel ohnehin nicht dazu, pianistisches Donnergetöse an unpassenden Stellen zu entfachen. Rösel betont vor allem den musikantischen Gestus der Musik.

Die Werke des ersten Tages, die Konzerte Nr. 1 C-Dur op. 15, Nr. 2 B-Dur op. 19 und Nr. 4 G-Dur op. 58, hatten dadurch etwas vom Geist Mozarts, waren von angenehmer Leichtigkeit, ohne dass ihre Substanz in Frage gestellt worden wäre. Beethoven erschließt sich ja oft besser, wenn ihm nicht der Stempel des Titanischen zwanghaft aufgeprägt wird. Und Rösel begreift „seinen“ Beethoven aus dem Geist der Klassik und verzeichnet seine Interpretation nicht mit Elementen, die erst in der Romantik mit ihrer Überbetonung des Virtuosentums in die Musik eingezogen sind. Hartmut Haenchen sorgte für angepasste Begleitung durch die Kioi Sinfonietta Tokyo, der ihre Erfahrung mit der Musik Mozarts hörbar zugute kam.

Die als gewichtiger angesehenen Konzerte Nr. 3 c-Moll op. 37 und Nr. 5 Es-Dur op. 73 folgten in der Matinee am Sonntag und waren eine logische Fortsetzung der Aufführung des Vortages. Rösel beeindruckte durch die Ruhe im Mittelsatz des c-Moll-Konzerts und im Konzert Nr. 5 durch die themenbedingte Variabilität der Tempi, so dass stets der Eindruck eines natürlichen Atems vorherrschte.

Vergnügen im vollen Haus

Wenn er gerade im letzten Klavierkonzert Beethovens ein weit höheres Maß an Virtuosität einbringen musste, geschah das ohne vordergründige Eitelkeit. Das Orchester, in dem es ein paar Unsauberkeiten gab, wurde diesmal von Hiroshi Wakasugi geleitet, der sich besonders eng und konzentriert an den Solisten anpasste.

Peter Zacher