Chamber orchestra

Wiesbadener Kurier, 22. July 2000
(...) Doch gelang dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach unter Hartmut Haenchen eine Interpretation (der Kammersinfonie Op. 110a von D. Schostakowitsch) von ergreifender Intensität. In holzschnittartiger Genauigkeit ließ Haenchen die vielfältige Thematik der konzisen Komposition ausmusizieren, verdeutlichte durch plastische Artikulation die Beziehungen der einzelnen Sätze, und spannte einen immensen musikalischen Bogen von der einleitenden Fuge bis zu ihrer Wiederaufnahme im letzten Teil. Geradezu fratzenhaft gespenstisch in solch polyphoner Umgebung nimmt sich der Walzer des Allegretto aus, mit dem gestochen scharfen Staccato der ersten Violinen und der tongenauen Chromatik in den Quintfolgen des Mittelteils. Verblüffend transparent wirkte dabei der Gesamtklang des Orchesters, der die Grundgestalt der als Streichquartett konzipierten Werks immer wieder aufleuchten ließ: lupenrein die Intonation, ungemein differenziert die dynamische Gestaltung. (...)

J. Haydns Sinfonie Nr. 80: Rhythmisch perfekt die Synkopen des Finalsatzes, in dem die Bläser gewichtige klangliche Akzente setzen. (...)

C.Ph.E. Bachs Sinfonie G-Dur Wq 180: Fließendes Musizieren bestimmte die Wiedergabe, rhetorische Deutlichkeit zeichnete auch hier die Motivik aus. Und gerade diese Betonung musikalischer Klangrede zählt zu den Stärken dieses Orchesters, das trotz seiner modernen Instrumenten ein hohes Maß an historischer Authentizität gewährleistet.

Das Charakteristische der allegorischen Figuren in Georg Philipp Telemann Orchestersuite "Hamburger Ebb und Fluth" wurde überzeugend verwirklicht, sei es die in Flötentöne gebettete Thetis, der stürmende Aeolus, oder aber die Gigue "Ebbe und Fluth", in der das Orchester mit nahtloser dynamischer Palette eine bildhafte Anschaulichkeit erzielte.

Friedhelm Eschenauer