Chamber orchestra

Dresdner Neueste Nachrichten, 11. May 2000
Es gibt nicht sehr viele Dirigenten, die einem Orchester nicht nur lange Jahre fest verbunden bleiben, sondern dies auf eine Weise tun, die von einer fast ausschließlich zu nennen Intensität ist. Hartmut Haenchen ist einer von ihnen, und man ist zu glauben geneigt, dass er womöglich der letzte Verfechter einer Arbeitsfassung sei, deren Erinnerung in Dresden gerade noch aus längst vergangener, legendärer Ära der Musik zu uns herüberklingt. Es ist eine Haltung, die den Ehrgeiz in die Tiefe lenkt statt auf den spektakulären Erfolg, und Erfolg heißt nicht nur eine Liste von Gastspielen in bedeutenden Musikzentren. Die allerdings kann Hartmut Haenchen auch vorweisen.

Die Liste seines Repertoires liest sich wie ein Exkurs durch drei Jahrhunderte europäischer Musikgeschichte.

Haenchens Arbeitsinstrumentarium allerdings ist so zeitgemäß wie nur möglich. Das trifft nicht zuletzt auch auf seine Arbeit mit dem 1969 gegründeten Berliner Kammerorchester "Carl Philipp Emanuel Bach" zu, dessen Dirigent und Künstlerischer Leiter er seit 1985 ist. Intensive textkritische Erarbeitung der Partiture, Quellen- und Literaturstudien sind die wissenschaftliche Basis für die Virtuosität und dramatische Lebendigkeit seiner stilsicheren Interpretationen.

Simple Entsprechungen sind Haenchens Sache nicht. Und so hat er für die Musikfestspiele neben Bachs Kantate "Jauchzet Gott in allen Landen" BWV 51 Werke von Hasse und Dimitri Schostakowitschs mit Dresden verbundene Kammersinfonie op. 110 a aufs Programm gesetzt.

A. W.