Chamber orchestra

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. February 2009
Am Sonntagabend trat die junge russische Geigerin Alina Ibragimowa im Berliner Konzerthaus auf. Sie spielte die Violinkonzerte a-Moll und E-Dur BV 1041 und 1042 von Johann Sebastian Bach. Man sollte nie ein Live-Konzert mit einer Schallplattenaufnahme vergleichen. Diesmal war das aber unumgänglich. Wer nämlich just diese Konzerte noch frisch im Ohr hatte von der neuesten Schallplattenaufnahme der famosen deutschen Geigerin Julia Fischer (mit der Academy of St. Martin in the Fields) der kam ins Grübeln. Straff und schnell spielt Fischer in den Kopfsätzen. Aber Ibragimowa spielt sie noch viel schneller, ist dabei leichter, feiner, flexibler, weniger schnurgerade motorisch und dennoch nach „Concerto grosso“-Art viel tiefer integriert ins Orchester. Letzteres – es handelt sich um Hartmut Haenchens Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“ – kann nicht nur ohne weiteres gleichziehen mit der britischen Academy, es spielt auch trennschärfer, durchhörbarer. Bei der Pianissimo-Stelle im zweiten Satz des E-Dur-Konzertes versinkt de Solovioline in tonloses flüstern, die Farben verblassen, der harmonische Fluss stockt, die Zeit verdickt sich, alle folgen ihr ins Zauberland.
Eleonore Büning