Chamber orchestra

Neue Westfälische Zeitung, 17. September 2001
Rauschender Applaus für Konzertabend in der Paderhalle

(...) Das Orchester spielte die berühmte Air von Bach, ein auf Hochzeiten, Geburtstagen und Beerdigungen strapaziertes Werk, das an die Seele geht, ob man nun will oder nicht. Das Orchester spielte dieses Stückchen mit einer makellosen Schlichtheit, einem dezenten Understatement im Klang, einer Demut und Religiosität, so wie ein Gebet. Die ergriffenen Zuhörer verstanden, applaudierten nicht und schwiegen lange.

Es folgten die sechs Brandenburgischen Konzerte, nicht in zyklischer Reihenfolge "so stehen die herrlichen Werke einander im Licht" (Joachim Kaiser), sondern in zunächst recht bunt wirkender Anordnung, wobei nur eines klar war: Das kurze zweite mit der quirligen Trompetenangstpartie muss den Schluss bilden. Mit dem langen viersätzigen ersten Konzert war dann endgültig klar, dass wir es zum 20. Geburtstag der Paderhalle endlich mal wieder mit einem echten "Alpha-Orchester" zu tun haben. Engagierte Profis, gut aufeinander eingespielt, geleitet von einem souveränen Dirigenten, der das schon seit nahezu 20 Jahren macht. Das prägt.

Und so klangen die Werke weit besser als auf so mancher CD, zumal das "Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach" die klanglichen Kompromisse, die zuviel Werktreue einfordert, niemlas eingingen und in moderner Stimmung und rasantem Tempo musizierten. Ein immer farbiger Ton, der auch durch die technischen Herausforderungen an die Solisten niemals getrübt wurde.

Der lyrische zweite Satz, wo Oboe und Violine in heikler Stille umeinander werben, gelang ebenso wie der pfiffige Hörnersatz im Trio des letzten Teils. Die dunkel flirrende Stimmung des sechsten Konzertes atmete Wärme und Innigkeit. Die optimistische Grundhaltung dieser Musik wurde hier ebenso lebendig eingefangen, wie schlussendlich im letzten des Abends, dem zweiten der Brandenburgischen Konzerte. Ein barocker Fetzer mit funkelnden Trompetenläufen, die fast alle gelangen, mit einem meditativen Mittelsatz, der die vorwitzige hohe Bachtrompete zum Schweigen bringt un einem brillanten "Allegro assai". Rauschender Applaus für eine herausragende Leistung.
Westfälisches Volksblatt, 17. September 2001
Festkonzert zum 20-jährigen Bestehen der Paderhalle

Brandenburgische Konzerte: alle sechs

(...) Dass dieses Ensemble mit einem solchen Programm über hervorragende Instrumentalisten verfügen muss, versteht sich von selbst. Bewundernswert war die unbedingt leichtgängige und lockere Spielkunst jedes einzelnen Mitglieds. Dadurch waren etwaige dynamische Beschwerungen von vornherein herausgenommen.

Die schnellen Sätze nahm Haenchen in einem spannungsvollen, federnden Rhythmus, den er durch das geben von Impulsen motivierte - ähnlich dem "drive" im Jazz. Das Tempo nahm er manchmal bis an die Grenze einer makellosen instrumentalen Realisierung recht zügig. Das Ensemble war diesen hohen Anforderungen jedoch in jeder Phase gewachsen. Um dem originalen Klang möglichst nahe zu sein, wurde in historrischer Aufführungspraxis gespielt. Wenn auch in dieser Klangauffassung der manchmal grelle Glanz fehlte, so konnte das "Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach" auf den obertonreichen Instrumenten durch eine sensibel abgestufte Lautstärke eine helle Klangwirkung und Wärme im Spiel erreichen.  

Von Wolfgang Günther
Dresdner Neueste Nachrichten, 03. March 1998
Es präsentierte sich ein Kammerorchester von Rang, ausgezeichnet durch Homogenität und exakte Einheitlichkeit, auf deren Basis man erfolgreich in die Bereiche feinsinnigen Erschließens vordringt. Haenchen vermag mit ihm musikalische Strukturen offenzulegen, ohne je den Blick aufs Ganze zu verlieren. Außergewöhnliche dynamische Differenzierung verleihen der Interpretation viel Spannung. Und das alles verläuft mittels einer optisch angenehmen, zweckmäßigen Dirigierweise.

H. P. Altmann