Chamber orchestra

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. December 1999
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 12.12.1999, Nr. 49, S. 26
Mozarts Trick gefällt: Konzert für Flöte im Kurhaus
WIESBADEN. Im Barockzeitalter galt es nicht als ehrenrührig, Konzerte für andere Instrumente zu bearbeiten. Erst später wurden einzelne Gattungsbeiträge derart konsequent aus dem Geist eines bestimmten Instruments heraus entwickelt, dass eine Übertragung sinnlos scheint: Mendelssohns Violinkonzert e-Moll etwa ist mit einem anderen Solopart schwer vorstellbar, und Mozarts Klarinettenkonzert möchten wir ungern auf einem anderen Blasinstrument gespielt erleben. Sein Oboenkonzert C-Dur (KV 314) hingegen ist gewiss ein Grenzfall, doch galt es damals schon ein wenig als unanständig, als ein wohlhabender Holländer bei dem Komponisten einige Flötenstücke in Auftrag gab und zumindest in einem Fall kein Originalwerk, sondern als "Flötenkonzert" jenes lediglich nach D-Dur transkribierte, fast völlig unveränderte Oboenkonzert erhielt. Mozart war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt und ein zwar vollauf anerkannter, aber kaum hinreichend arrivierter Künstler.

Uns Musikgenießern von heute macht das Werk natürlich in beiden Fassungen gleichermaßen Freude. Der vorzügliche Emmanuel Pahud, den Claudio Abbado im zarten Alter von 22 Jahren zum Soloflötisten der Berliner Philharmoniker berief, spielte das Stück bei einer Abonnementveranstaltung der Konzertdirektion Wolfgang im Kurhaus Wiesbaden so meisterhaft farbig und abwechslungsreich, dass Mozart sein Vorurteil über die Möglichkeiten dieses Instruments vielleicht revidiert hätte. Er wurde frisch und aufmerksam begleitet vom Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach Berlin, das unter der Leitung seines Dirigenten Hartmut Haenchen außerdem die Sinfonie G-Dur (Wq 180) seines Namenspatrons sowie die elfsätzige F-Dur-Suite aus Händels "Wassermusik" spielte.

Weil an diesem vorweihnachtlichen Abend alles so perfekt gelang und das Publikum so nachhaltig applaudierte, das Programm aber doch ziemlich kurz geraten war, durften sich die Besucher noch über Zugaben von Gluck, Johann Sebastian Bach und Corelli freuen, bevor sie in die ungewöhnlich milde Wiesbadener Winternacht entlassen wurden.

bud.