Opera

Trouw, 05. February 2007
Trouw, 5.2.2007
Wagners „Tannhäuser“ unter Haenchen feinsinnig, poetisch und spannend geladen

Die Niederländische Oper begann am Freitag mit einer erfolgreichen und gut aufgenommenen neuen Inszenierung von „Tannhäuser“, die Oper, die noch im Wagner-Canon des 1986 eröffneten Muziektheaters fehlte. Beginnen wir gleich mit dem Höhepunkt dieses letzten Neulings: Das Vorspiel zum dritten Akt und die darauf folgende Szene mit Elisabeth und Wolfram von Eschenbach. Musikalisch schien hier alles zusammen zu kommen, was Hartmut Haenchen und die Niederländische Philharmonie in all den Jahren an Wagner-Erfahrung gemacht haben.

Feinsinnig, poetisch und spannend geladen strömten Wagners Noten aus dem Orchestergraben in den Saal und erreichten dort atem- und bewegungslose
Bewunderung
. Großartig traurig klang das Motiv von Tannhäusers „Rom-Erzählung“, das hier bereits zu hören ist und auf Tannhäusers späteren Bericht seiner vergeblichen Buß-Reise nach Rom hinweist. Tiefschwarz war der ferne Gesang der zurückkehrenden Pilger und berührend sang Elisabeth ihr Gebet. In dieser Folge der Szenen waren Haenchen und das fabelhaft gut spielende Orchester Herr und Meister über unsere zerbrechlichen Seelen. Seelen, die sich echt hingaben, als Wolfram seinen berühmten Lobgesang an den „holden Abendstern“ begann. Bariton Roman Trekel, der lorbeerbekränzte Wolfram aus Bayreuth, sang wirklich den Abendstern aus dem Himmel, hinaufgeführt durch die wunderbare Melodie der Celli.
Musik und Gesang also im Vordergrund, vollständig zu ihrem Recht kommend in einer Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff, prächtig danach zu schauen und in allem das poetische Ebenbild der Klänge aus dem Orchestergraben....
Die Wiener Partiturfassung von 1875 ist auf Wunsch Haenchens in brauchbarem Druck erschienen und erklingt hier wieder erstmalig. Das ist ein Gewinn. ...
Für Haenchen, vorläufig letztmalig bei der Niederländischen Oper zu Gast, bewahrte man den heftigsten Beifall und die lautesten Bravorufe. Seine früheren Wagners haben sich in das kollektive Unterbewusstsein begeben und dieser „Tannhäuser“ platziert sich mit großer Klasse und Allüre in die illustre Reihe.
Peter van der Lint