Opera

Das Opernglas, 01. April 1998
Nach einem verheißungsvollen Vorabend im September steht Hartmut Haenchen nun am Pult seines "eigenen" Orchester, und man durfte eine bemerkenswerte musikalische Interpretation des ersten Abends der Tetralogie erleben. Wenn man von Transparenz spricht, will man oft nur wohlwollend kaschieren, daß ein Dirigent Strukturen hörbar gemacht hat, auf Kosten eines sinnlich fülligen Klangideals, immer darauf bedacht, bloß keine emotionalen Steigerungen aufkommen zu lassen. Einen schlanken Klang mit der Fülle des romantischen Symphonieorchesters zu erzeugen, diese "holde Kunst" wurde hier zur Tat! Der groß besetzte Streicherapparat umhüllte mit seidigem Glanz und sattem Vibrato die blühenden Phrasierungen der Holzbläser, die mit seltener Präzision immer betörende Nuancen des Zusammenspiels entwickelten.

Wer Wagner vor allem mit Pomp und Bombast verbindet, kann sich in Amsterdam davon überzeugen, daß auch ein Fortissimo des Bleches noch wohl artikuliert erklingen kann.

H. Walter