Opera

Trouw, 03. May 2004
Das Wagnerfieber hat nach fünf Jahren wieder von Amsterdam mit einer vortrefflichen Aufführung von "Die Walküre" Besitz ergriffen

In den fünf Jahren der "Ring"-Stille hat Wagners Partitur bei Dirigent Hartmut Haenchen und bei den Musikern der Niederländischen Philharmonie im Stillen gearbeitet. Auch für sie muß es eine "erleichterte" Zurückkehr gewesen sein. So klang es in jedem Fall. Noch mehr als beim ersten Mal sind das NedPhO und Haenchen das Zentrum dieser Vorstellung, nicht nur im Bild sondern sicher auch im Klang. Das Orchester, welches auf der Bühne in einem großen Ausschnitt einer gigantischen Holzscheibe sitzt (die Sägefläche von Wotans Welt-Esche) verteidigte das NedPhO unter der gloriosen Anfeuerung von Haenchen die freie Liebe mit unerhörter Energie und Klangschönheit. Beinahe vier Stunden spielte das Orchester auf Topniveau und zeigte kein einziges Zeichen der Ermüdung, bis zum Schluß - nach Wotans Abschied - die gigantische orchestrale Climax aufgebaut werden mußte. Haenchen geriet hier wirklich außer sich selbst und nahm seine Musiker in ein Schlepptau aus Hoffnung, Liebe und Leben: Ein Tau auf das die Nornen aus der "Götterdämmerung" eifersüchtig sein können. Es war dann auch nicht verwunderlich, daß das Premierenpublikum den lautesten Applaus und die meißten Bravos für Haenchen und das NedphO aufsparten. Mit dem Feuer noch auf seinen Wangen ließ Haenchen sehr befriedigt diesen Tumult über sich hinkommen.

Peter van der Lint