Opera

www.klassikfavori.de, 14. June 2014
Arkadien unter Polizeischutz! Daphne von Richard Strauss feiert in Toulouse endlich Premiere!
Vier Tage nachdem die eigentliche Premiere aufgrund eines Streiks der sogenannten „intermittents“, der nicht festangestellten, sondern nur auf Produktionsdauer Beschäftigten des Kulturbetriebs wie Bühnenarbeiter, Maskenbildner, etc. abgesagt wurde, sammeln sich an diesem Donnerstagabend erneut Opernbesucher vor dem Théâtre du Capitole in Toulouse. Uniformierte Polizeibeamte stehen allerdings breitbeinig links und rechts des Eingangsportals. Diesmal gibt es keine Demonstranten.

"...Was auf der Bühne nicht passiert spielt sich dennoch im Ohr ab. Die schlichte Darstellung der Verwandlung ermöglicht es, sich voll und ganz auf die unwirklich ätherische Musik von Strauss zu konzentrieren. Für entsprechende Bilder in der eigenen Fantasie sorgen die sich nach oben zwirbelnden Läufe der Streicher, die verhaltene doch immer vorangetriebenen Steigerung, mündend in großen harmonischen Zirkeln und Bögen zwischen Streichern und Hörnern. Ein letzter Kraftakt für die Musiker des Théâtre du Capitole, der zum Glück gelingt. Nun ertönt auch der vokalisierende Schlussgesang Daphnes aus dem Off, ein letztes Mal begleitet von der Oboe. Schließlich der schillernde, oszillierende Schlussakkord. Der Traum, unsere Reise endet. Applaus, Applaus, Applaus und Standing Ovations.
...Im Tutti hatte das Orchester dennoch glänzende Momente. Die dynamische Bandbreite dieses Orchesters ist beindruckend. Punktgenau sind die Einsätze. Der Klang bleibt stets transparent, sodass die einzelnen Instrumentengruppen mit ihren teilweise gegenläufigen Bögen und Läufen immer herauszuhören sind. Dies ist natürlich das Verdienst von Hartmut Haenchen, der mit präzisen Anweisungen die Musiker immer wieder abholt und stets bemüht ist, das Beste aus ihnen herauszuholen. Exakt koordiniert er auch das Zusammenspiel von Sängern und Orchester. Das ist harte Arbeit, die von Zeit zu Zeit erfordert, den Schweiß von der Stirn zu wischen. Für die Schlussszene legt Haenchen den Taktstock weg und leitet nur noch mit seinen delikaten aber kräftigen Handbewegungen...,"
Lina-Marie Dück
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