Opera

NRC Handelsblad, 20. September 2005
(gemessen an früheren Aufführungen) (...) scheint die Hand von Haenchen an Freiheit und Selbstverständlichkeit noch zuzunehmen. Warm und rund klangen die Es-Dur Arpeggios, mit denen das "Rheingold" beginnt. Wie ein brummend harmonischer Unterleib, woraus alle Brunst und Macht dieser Welt hervorkommt. Haenchen läßt das in allen Sektionen glänzend, frisch und sonor spielende Nederlands Philharmonisch Orkest voll ausspielen, ohne daß das Resultat irgendwo pompös wird. Mit extra Tempo und rhythmischer Schärfe spielt er die Konflikte aus und bewahrt die Klanghöhepunkte für die theatralischen Schlüsselszenen. So befindet sich das Orchester buchstäblich und auch optisch im Herz der Handlung.

Mischa Spel
NRC Handelsblad, 29. April 2005
(...) Dieser "Ring" verdient es, um mindestens ein paar Dezennien als monumentales Kulturgut bewahrt zu werden (...) Die Aufführung ist einmalig in der Aufführungsgeschichte des "Ring". Seit der Premiere 1876 in Bayreuth wurden niemals vier solche umfangreiche, total verschiedene Dekors benutzt. Aber wichtiger ist, daß die Amsterdamer Produktion von Bühnenbildner George Tsypin, Regisseur Pierre Audi und Dirigent Hartmut Haenchen zu einer einmalig besonderen Wagnerinterpretation gewachsen ist, szenisch, gesanglich und orchestral. Auch die "Ring"-Inszenierungen in Bayreuth sind immer "work-in progress", man ist dann stolz auf die Entwicklung in "Werkstatt-Bayreuth". Und so sollte auch der "Wagner-Arbeitsplatz" Amsterdam erhalten bleiben.
(...) Jede Schwere und Pomposität hat Hartmut Haenchen verbannt. Bei ihm klingt dieser Wagner wirklich luftig.

Kasper Jansen
NRC Handelsblad, 05. September 1997
Das Rheingold: Die Aussicht auf den Ring

Es wurde im Ganzen gut gesungen, aber das Aufsehenerregendste ist die musikalische Aufführung unter Leitung von Hartmut Haenchen. Haenchen hat tausende Details in der Partitur nach Wagners eigenen Wünschen verändert. Aber seine eigenen Auffassungen über die kompositorische Entwicklung in Wagners Oeuvre sind für das Resultat bestimmend. Haenchen dirigiert Das Rheingold ausdrücklich wie ein frühes Werk und bewußt nicht in dem Licht der nächsten 25 Jahre, die folgen sollten.

Kasper Jansen