Opera

Opernwelt / SWR, Musik Spezial, 01. October 1998
Ganz entschieden für die Qualität der Aufführung sind die Leistungen des Dirigenten und seines Orchesters: es war diesmal wieder das Nederlands Philharmonisch Orkest. Neben ihm hatten an früheren Abenden das Residentie Orkest Den Haag und die Rotterdamer Philharmoniker mitgewirkt. Die Art, in der sich da das Muziektheater der Ressourcen des Landes bedient, scheint eher belebend als dämpfend auf die Leistung zu wirken: Jedes dieser Ensembles möchte dem anderen ebenbürtig, wo nicht überlegen sein.

Hartmut Haenchen aber versteht es, die jeweils besonderen Qualitäten ans Licht zu bringen. Er zaubert feinste Nuancen und kontrolliert die hochdramatischen Ausbrüche. Er läßt den Sängern Raum und denkt dramaturgisch. Er versteht es immer wieder im Laufe der Tetralogie, die akustischen Probleme zu meistern, die sich aus der ungewöhnlichen Einrichtung der Bühne ergeben. Vor allem aber sucht er nach den richtigen, dem Sprachduktus abgelauschten Tempi. Die Aufführungstradition hatte sie bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts zu bewahren gewußt; erst in der jüngeren Vergangenheit wurden sie überdehnt. Nun fließen sie wieder, ohne zu hasten.

Der nun vollendete Amsterdamer "Ring", der in Zukunft auch zyklisch aufgeführt werden soll, ist spannend und anregend. Er ist eine Reise wert.

Klaus Kirchberg