25. Mai 2008 · Dresden, Kreuzkirche, 20:00 Uhr
L. van Beethoven: Missa solemnis
mdr-Sinfonieorchester, mdr-Chor, Dresdner Chöre, MitsängerInnen
Alexandra Coku (Sopran), Christianne Stotijn (Mezzosopran), Thorsten Kerl (Tenor), Jan-Hendrik Rootering (Baß)
Dresdner Musikfestspiele, Abschlusskonzert, Rundfunk-Mitschnitt des MDR
Pressestimmen
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Beim Konzert zum Abschied bleibt sich Hartmut Haenchen treu. Er dirigiert Ludwig van Beethovens ‘Missa solemnis’ in der Dresdner Kreuzkirche, die Platz für gut 3500 Menschen bietet. Der Chorpart des Werkes, den im Wesentlichen der MDR Rundfunkchor übernimmt, wird partiell mächtig verstärkt durch vier Dresdner Chöre und engagierte Sängerinnen und Sänger, die sich zum Mitsingen anmelden konnten. .......
Die Klangbalance zu halten, zwischen dem Chor und den Chören, dem Orchester und einem unterschiedlich agierenden Solistenquartett, ist die größte Herausforderung für alle Beteiligten. Das Werk steuert zu auf die hoffnungsvolle Bitte um den inneren und äußeren Frieden, vertraut letztlich doch der Dramaturgie des Textes der lateinischen Messe, in den Gegensätzen von Klage und Lob zu Beginn, den biografischen Zitaten zur Person Jesu Christi, dem irdischen Träger überirdischer Hoffnungen im Bekenntnis und den abschließenden Lob- und Bittgesängen die der zukünftigen Einheit von Innen und Außen, Oben und Unten, Himmel und Erde, gewidmet sind.
So gelingt Haenchen mit den Damen und Herren des MDR Sinfonieorchesters – der Name des Konzertmeisters wird im Programmheft leider nicht genannt – dem MDR Chor und den Solisten vor allem eine sehr eindrucksvolle Gestaltung des ‘Sanctus’. Diese ‘zarteren’ Passagen mit der Solovioline, den Partien der Solisten und dem verhaltener agierenden Chor, entfalten Wirkungen von größerer Intensität, als etwa die Massenklänge zu Beginn im ‘Gloria’. Die zweimalige Anrufung des Lammes Gottes, mit der Bitte um Sündenvergebung und das finale Gebet um den Frieden in völliger Sündenfreiheit bleibt bei Beethoven eine brüchige Utopie, wenn er lärmende Schlachtenmusik ganz irdisch unter die abhebenden Klänge mischt.
Die Intensität der Verbindung des Dirigenten zum Werk, zu den Klängen einer Utopie vor dem Horizont erfahrener Wirklichkeiten, bestimmt eine Gesamtinterpretation, der man sich nicht entziehen mag, die zudem ein Musikfestival in Dresden, dessen Abschaffung verhindert werden konnte, würdig beendet.
Boris Michael Gruhl
www.klassik.com · 04. Juni 2008
Dresdner Neueste Nachrichten, 27.5.2008
Bewegender Abschied
...Dass auch der Dirigent Hartmut Haenchen einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Riesenwerk gefunden hat, zeigten nicht nur seine im Programmheft gedruckten Gedanken, sondern vor allem die von ihm sehr emotionstief und schnörkellos angelegte Wiedergabe. Musikalisch erlebte man eine Interpretation auf hohem Niveau, der Haenchen seinen spezifischen, gestalterischen Stempel aufdrückte. Er konnte sich auf zuverlässige Mitstreiter verlassen, die sich nahtlos in sein wohl durchdachtes Gesamtkonzepteinfügten. Da war das MDR-Sinfonieorchester von satter Klangkultur geprägt, flexibel auf Haenchens Intentionen eingehend. Spannungsbögen bauend. Beethovens "Missa solemnis" ist eines der schwierigsten Chorwerke überhaupt. In einigen, exponierten Passagen waren diverse Dresdner Laienchöre eingesetzt (so etwas ist guter Musikfestspielbrauch), die mit Feuereifer und guter Vorbereitung bei der Sache waren. Der Löwenanteil oblag dem MDR Rundfunkchor. Dieser erfüllte seinen Part aus dem Verständnis einer langjährigen Chorerfahrung heraus, klangschön, differenziert und vertraut mit den ständig, extrem wechselnden Anforderungen.... Am Ende waren alle beeindruckt von der Innigkeit des "Benedictus", den kräftigen Kontrasten im Credo und dem zwischen Angst und Zuversicht pendelnden "Dona nobis pacem". Ein langer Schlussapplaus galt besonders Hartmut Haenchen.
M. Hanns
Dresdner Neueste Nachrichten · 27. Mai 2008